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Allawa

Allawa

Titel: Allawa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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ach was, ohne Bett, aber der Preis, unsre bereitgelegte Miete macht nur die Hälfte aus, ich muß meine Mutter bitten, und sicher frißt sie viel, ich werde eben mehr Übersetzungen machen.
    Die erste Hürde war rasch genommen. Nun mit unserem Mietgeld in der Tasche zu meiner Mutter, die in der Nähe wohnte. Dort Prophezeiungen, daß ich uns alle ins Unglück bringen würde.
    »Nein, man könnte genausogut mit einem Sofa auf Rädern ausgehen. Sie ist ganz ruhig, ganz überlegen .«
    Vielleicht würde sie durch den Wechsel böse. Nein, sie hat mich schon gern; ich glaube, sie hofft schon auf uns. Morgen wären die Banken offen. Nein, es muß heute sein, sonst verkauft er sie anderweitig.
    Meine Mutter nahm aufgeweicht ebenfalls ihr Mietgeld aus der Schublade, wollte aber wenigstens dieses Tier vorher sehen.
    »Gut, fahren wir, du wirst sofort alles verstehn .«
    Auf der Fahrt sagte sie seufzend: »Du bist schrecklich, immer noch genauso schrecklich .« Ich lachte.
    Natürlich beseitigte die Hündin selbst jeden Einwand. Sie saß jetzt turmhoch in ihrer offenen Box und sah von oben an den Bestaunern vorbei, aber als sie mich erkannte, leuchteten ihre Augen auf. Meine Mutter war beeindruckt; was für ein kluger, sanfter Blick, ja, das ist allerdings verständlich.
    »Also«, sagte ich zum Besitzer, »wir haben das Geld da, wir nehmen sie um fünf mit .«
    Inzwischen war ein vielleicht zwölfjähriger Junge dazugekommen. Er setzte sich auf den Boxenrand und schlang die Arme um den Hals der Hündin. »So, du hast keine Angst«, sagte ich lächelnd.
    Er rührte sich nicht; der Besitzer antwortete für ihn: »Nein, er ist Unsrer. Er hängt halt an ihr, er hat nicht gewußt, daß ich sie verkaufe .«
    Der Bub weinte. Er drückte sein Gesicht an die abfallende Schulter der Hündin, hielt sich mit erhobenen Armen an ihr, und sie blickte ernst über uns weg, mütterlich mitfühlend, reglos.
    Ich sah meine Mutter an. Ihre Augen schwammen in Tränen. Sie versuchte zu lächeln, deutete sprechunfähig ein Kopfschütteln an.
    »Schrecklich«, sagte ich.
    Sie antwortete mit den drei Punkten dazwischen, die mich in meiner Kindheit so fasziniert hatten: »Diesen Hund... kannst du nicht kaufen... Denk doch... wie du damals an Primus... !«
    »Nein, das finde ich auch«, sagte ich und wandte mich an den Besitzer, grobe Vorwürfe erwartend, daß ich ihm andere Käufer vertrieben hätte.
    Aber diesem dicken Mann zitterte das Kinn. Nun weinten schon drei, und auch mir drohte Auflösung. Nur die Hündin blieb gefaßt.
    Ich nickte aufwärts zu dem Jungen hin, atmete tief ein, sagte mit raschem Anlauf: »Man kann ihm das nicht antun. Ich hatte in diesem Alter auch einen Hund. Es tut mir leid, ich kann Ihre Hündin nicht kaufen. Vielleicht sonst jemand — aber ich kann ihm das nicht antun .«
    »Nein... ich auch nicht«, quetschte er heraus. Wir verabschiedeten uns schleunigst. »Ich besuche Sie dann !« rief ich noch zurück.

    Meine Hoffnungen richteten sich nun auf England. Das Fieber hatte mich ergriffen wie vor dreißig Jahren; ich war froh, daß ich jetzt selbständig handeln konnte, und im Rückblick sah ich die Abhängigkeit der Unmündigen in ihrem ganzen Bleigewicht. Jedenfalls wenn auf die andre Waagschale nicht Gold gelegt wird. Eines der Ausgleichsprobleme, die es mit Hunden nicht gibt.
    In der Zeitschrift > Our Dog<, die ich sofort bestellte, fand ich so viele Hinweise, daß ich mich wunderte, wie ich diese Rasse bisher hatte übersehen können. Sie war immerhin seit 1924 als fixierte Form des alten Bullenbeißertyps anerkannt. Im Bilderteil saßen sie eng umschlungen mit ihren Besitzern oder deren Kindern, einer hieß »Angelface of Dreamhome «, ein Züchter schrieb über seinen Deckrüden: »Er ist so tapfer wie gütig, sein einziger Fehler ist, daß wir nie mehr einen so vollkommenen Freund finden werden.«
    Zufällig fand ich auch noch ein altes Büchelchen , das einem Bullmastiff gewidmet war: »Talbot, meinem nachsichtigen Lehrmeister, für dessen Freundschaft wir immer dankbar bleiben .« Darin wurden ihre Ruhe, ihr Mut, ihre »geradezu absurde Toleranz« geschildert, allerdings auch ihre Gefährlichkeit im Ernstfall. Mein Fieber stieg. Und als ich auf die Ankündigung einer Bullmastiff-Sonderausstellung im Norden stieß, legte ich eine ohnedies fällige Englandreise in die Nähe dieses Datums.
    Die sechsstündige Fahrt von London aus lohnte sich: über fünfzig dieser Unvergleichlichen thronten in einer Halle und

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