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Allawa

Allawa

Titel: Allawa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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wie das Resultat sein würde: damals Kinderzorn, dann Kinderjubel über die Versöhnung, alles spontan, jetzt überlegener Wille, freundliches Lob — Erwachsenenruhe. Der Kontakt kann dadurch stärker, schwächer werden; man weiß nichts über die eigene Ausstrahlung, die Wirkung.
    In der Nacht kam er aus seinem schönen Bett in der Zimmerecke; ich schob ihn dorthin zurück. »Nein. Bleib .« Er hatte im Garten alles besorgt, ich durfte Gehorsam verlangen. Kaum hatte ich mich entfernt, stand er wieder da. Ich wieder auf, zurück. »Nein. Bleib. Schlaf .« Und so weiter. Erst blieb er noch, solange ich ihn fixierte, und stieg aus, sobald ich las; dann wurde er steckköpfig, stieg Aug in Auge aus. Mein Lieber, steckköpfig bin ich auch, zurück mit dir. Spannend, wie lange er durchhalten würde, vielleicht zehnmal, da er schon einen drei Monate alten Willen hatte? Ich zählte. Nach dem fünfzehnten Mal spürte ich die vergangenen Strapazen wie hohes Alter, während seine Jugendfrische zunahm. » Schlaaf . Braav .« Nur nicht nachgeben, dachten wir beide. Nach dem dreiundzwanzigsten Mal blieb er liegen, hob nur noch eine Augenbraue und schlief ein. Die Rangordnung war klargestellt. Aber nicht kalt: als ich ihn ein paar Stunden später in den Garten trug, umwackelte er mich liebreich, und ich erwiderte es auf meine Weise. Nie mehr Krieg, wir gehören zusammen.

    Am frühen Morgen spuckte er im Halbdunkel Spaghetti aus. Hat ihn denn dieser Dilettantenzüchter noch damit gefüttert, dachte ich verschlafen, bleibt das so lange im Magen? Dann wanden und schlängelten sich diese Dinger scheußlich, ein Haufen, Haufen Würmer. Vielleicht waren ihnen die ersten Reformmahlzeiten ungemütlich geworden. Armes kleines Elendsviertel, Elendsdreiviertel.
    Nachdem das behoben war, konnte der Aufbau beginnen. Beste Ernährung, besser als damals für Fingal : dieselbe Roh- und Trennkost, die Mel auf die Beinchen gestellt hatte, nach genauem Tagesplan, wie es Juliette Bairaclis Buch über >Natürliche Aufzucht< angab. Appetit großartig. Stubenreinheit nach fünf Tagen zuverlässig, mit entsprechender Rücksicht auf Welpenverhältnisse.
    Aber schon wurde er krank, Fieber, keuchendes Hecheln. Der Tierarzt eilte herbei und warf mir die Schuld am schlechten Allgemeinzustand vor, bis ich zu Wort kam; dann schloß er freundlich und sehr besorgt auf mitgebrachte Staupe. Daran hatte auch der Züchter keine Schuld, die Infektion konnte durch die Hündin von draußen eingeschleppt worden sein, oder durch Schuhsohlen, vielleicht sogar bei uns.
    Mehrere Tage schwebte Allawa in Gefahr. Ich baute die bewährte Wärmehülle um ihn, diesmal nicht vorgetäuscht, und er entschloß sich wie Mel, für uns zu leben. Fast alle Zähne wurden braun, wenigstens braunberingt. Das spielte keine Rolle, ein Hund braucht nicht zu kauen wie wir. Was zählte, war die gegenseitige Liebe, schon durchs Feuer gegangen und doch erst ein Anfang.

    Ich hatte an Primus und Fingal so viele gute Vorsätze entwickelt, aber mit keinem davon kam ich zum Zug; an Allawa gab es nichts zu erziehen, weder falsch noch richtig. Unsere erste Auseinandersetzung war nur eine angedeutete Möglichkeit gewesen und durch seine Krankheit längst überholt.
    Er wußte alles von selbst, und da ich bald bemerkte, daß ich mit Befehlen offene Türen eingerannt hätte, gab ich nur Ratschläge oder gewöhnlich gesprochene Antworten, was besser zu ihm paßte. Meist sah er mich fragend an, wenn er etwas vorschlagen wollte (zum Beispiel auf das Sofa zu springen); ich sagte dann: »Also gut« oder: »Noch nicht« und dergleichen, er verstand das sichtbare oder hörbare Achselzucken als Einwilligung, den kopfschüttelnden Ton als Verneinung. An einem Versuchstag formulierte ich jede Antwort anders — meine Phantasie versagte bald, sein Verständnis nicht. Kaum jemals hörte er »Fuß« von mir, sondern »Bleib lieber da« oder was sonst im Augenblick nahelag.
    Ich hatte ihm früh, solange ein Welpe noch viel schläft, das Alleinsein beibringen wollen, fachmännisch geplant: man geht kurz aus dem Haus, wenn der Hund müde und »ausbesorgt« ist und weder Hunger noch Durst hat — am nächsten Tag länger, um dieselbe Zeit, später zu jeder beliebigen Zeit. Unnötige Methode; er sah, daß ich ihn nicht mitnehmen wollte, und legte sich in sein Bett: Sie haben wohl Ihre Gründe, ich ruhe mich unterdessen aus. Obwohl ich mir nun lächerlich vorkam, ritt ich meine Prinzipien eine Viertelstunde durch die

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