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Alle Familien sind verkorkst

Alle Familien sind verkorkst

Titel: Alle Familien sind verkorkst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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Versager. Ich nehm's auf meine Kappe.«
    »Tu das nicht, Wade. Ich werde dafür geradestehen. Ich sag einfach, es sei ein fehlgeschlagenes Physikexperiment gewesen. Die Halteleine ist gerissen. Wenn du die Schuld auf dich nimmst, kommst du auf die Militärakademie.«
    »Ich glaube, das Feuer ist aus«, sagte Bryan. »Jetzt qualmt es nur noch.«
    In der Tat war der Brand fast gelöscht. Eine Minute später tauchte ein Streifenwagen vor dem Haus auf; Janet kam heraus, neugierig und besorgt. »Meine Herren?«
    »Können wir mit Ihren Kindern sprechen, Mrs. Drummond?«
    »Mit den Kindern? Ich -«
    Sarah meldete sich zu Wort. »Mir ist da was passiert, Mom. Mein Physikexperiment ist mir weggeflogen.« » Physikexperiment ?«
    Eine Stunde voller Verwirrung und detaillierter Erläuterungen folgte.
    »Es war meine Schuld«, sagte Wade immer wieder. »Ich hätte besser aufpassen müssen.«
    »Wade«, schrie Sarah ihn an, »hör auf, den Kopf für mich hinzuhalten. Der Brand war meine Schuld.«
    Als Ted von der Arbeit nach Hause kam, ließ er sich die Geschichte zuerst von Sarah erzählen.
    »Dad, ich hab mir deine alten Fachzeitschriften angesehen, aus der Zeit, als du an der Universität Antriebstechnik studiert hast. Es hat mich gejuckt, so was auch mal zu machen.«
    »Du hast in der Haupt-Waldbrandsaison einen Brandsatz in den Himmel geschickt, nur weil ich das früher mal studiert hab?«
    »Ja.«
    Ted packte sie. »Du bist die tollste kleine Prinzessin der Welt!« Er drückte sie und brachte sie zum Kichern. »Jan was gibt es heute Abend zu essen?« »Eigentlich wollte ich grillen ...«
    »Lass uns heute mal Pizza bestellen. Und du, Wade, darfst die Sorte aussuchen.« Er kitzelte Sarahs Füße. »Was hast du für ein Glück, einen großen Bruder zu haben, der dir bei deinen Experimenten hilft, junge Dame.«
     

9
    Wade ging zum Hotel zurück, um Janet ein Zimmer zu besorgen, aber es war keins frei. »Mom, bleib doch hier bei mir und Beth.«
    »Schatz, ich will euch nicht nerven.« Janet lag bei geschlossenen Vorhängen auf dem Bett.
    »Du hast uns noch nie genervt, Mom. Und es ist eine gute Gelegenheit für euch beide, euch kennen zu lernen.«
    »Na dann ...«
    Wade holte tief Luft: »Mom, ich hab das Contergan im Badezimmer gesehen.«
    Janet blickte zu ihm auf. »Aha?«
    »Schon gut. Ich weiß, dass es gegen Aphthen ist.«
    »Stimmt.« Janet stemmte sich hoch und reckte den Hals in Wades Richtung.
    Wade setzte sich auf einen Stuhl neben der Minibar. »Ich frage mich nur, wo findet man heutzutage überhaupt Contergan? Veranstalten Wissenschaftler Garagenflohmärkte? Es ist - bizarr -, dass überhaupt noch jemand dieses Zeug herstellt. Mir ist das unheimlich.«
    »Ich kriege es aus Brasilien, über ein Untergrund-Netzwerk. Normalerweise kommt es per FedEx. Manchmal auch über Mexiko, aber das ist immer ein ziemliches Heckmeck, Brasilien ist besser. Da unten behandelt man damit Lepra.«
    »Lepra? Im Ernst?«
    »Ich weiß. Es ist wirklich zu paradox. Jetzt geben sie Menschen Contergan, um zu verhindern, dass sie Gliedmaßen, Finger oder Zehen verlieren.«
    »Hm. - Und was sagst du zu Nickie?«
    »Dazu, dass sie infiziert ist?«, fragte Janet.
    »Es klingt so schlimm, wie du das sagst. Aber: Ja.«
    »Ich hab keine Ahnung, was ich dazu sagen soll, Wade.«
    Er ließ ein Gratispäckchen koffeinfreies Kaffeepulver zwischen seinen Händen hin- und herwandern. »Seid ihr zwei jetzt Freundinnen?«
    »Freundinnen? Nein. Aber ich hasse sie nicht mehr. Sie ist eigentlich eine sehr nette Frau.« Janet sackte wieder aufs Bett zurück.
    »Alles in Ordnung?«
    »Ja, ich brauche bloß etwas Schlaf. Die Sonne hier macht mich fertig. Wann kommt Beth zurück?«
    »Keine Ahnung. Ruh dich nur aus. Ich werde ein bisschen die Aussicht genießen.«
    Wade nahm das Telefon mit auf den Balkon. Er holte tief Luft und rief jemanden an, den er gehofft hatte, nicht anrufen zu müssen: Er wählte die Nummer eines alten Geschäftsfreundes.
    »Hier ist Norm.«
    »Norm - hier ist Wade.«
    »Wade Drummond? Hey-hey - was gibt's, alter Junge?«
    »Dies und das. Ich bin jetzt ein verheirateter Mann, Norm. Ich werde schon bald ein Kind, einen Minivan und den ganzen Krempel haben.«
    »Du - Familienvater?«
    »Da staunst du, was?«
    »Familie ist eine gute Sache, Wade.«
    »Du solltest meine Familie mal sehen. Jeder Einzelne von uns ist total verkorkst.«
    »Alle Familien sind verkorkst, Wade. Im Grunde sind alle Familien gleich - sie werden nur von einer zum

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