Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alle Familien sind verkorkst

Alle Familien sind verkorkst

Titel: Alle Familien sind verkorkst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
Vom Netzwerk:
Gäste konnten die peinliche Auseinandersetzung beim besten Willen nicht überhören. Wade versuchte, sich unbemerkt an den beiden vorbeizuschleichen, doch vergeblich. Shw sagte laut: »Ha! Dein Bruder wird mich fahren.« »Nein, wird er nicht.«
    Wade wollte da nicht mit hineingezogen werden. »Ich suche Beth.« Er merkte, dass er die Autoschlüssel schwenkte.
    »Sie ist einkaufen gegangen«, sagte Bryan.
    »Ich hoffe, sie gibt nicht so viel Geld aus«, sagte Wade. »Wir sind total pleite.«
    »Wade, nimm mich mit«, bat Shw.
    »Ich will nur Moms Sachen aus diesem versifften Motel abholen, in dem sie wohnt. Sie sollte hier bei uns sein.«
    »Wie geht es Mom eigentlich?« fragte Bryan. »Ich frage sie immer wieder, und sie antwortet jedes Mal, es gehe ihr ›prima ‹ , was extrem verdächtig klingt.«
    »Bryan«, sagte Shw, »sie hat AIDS. Es geht ihr nicht ›prima ‹ . Ihr seid vielleicht ein paar tolle Söhne, ihr zwei. Ihr solltet ihr Blumen zu Füßen legen, und stattdessen macht ihr ihr nur Kummer. Wade, ich komme mit und helfe dir, ihre Sachen abzuholen.«
    »Shw, ich glaube nicht, dass ich Hilfe br...«
    »Ach, sei still. Natürlich brauchst du Hilfe - all diese merkwürdigen Spitzensachen und so ... Danach kannst du mich zum Schießstand fahren.«
    »Schießstand?« Wade schaute seinen Bruder an.
    »Ich weiß«, sagte Bryan, »wenn das keine bombensichere Methode ist, einem Fötus zu schaden ... die Ballerei wird das Kind taub machen. Und du solltest dir mal den Schwermetallgehalt in der Luft und im Boden um diese Anlagen herum ansehen. Da ist die Minamata-Krankheit vorprogrammiert.«
    Shw sagte: »Florida macht mich fertig. Ich brauche Schusswaffen, damit ich endlich wieder das Heft in der Hand hab.«
    Beide Männer trauten ihren Ohren kaum: das Heft in der Hand haben? Der Wunsch, mehr über die Mutter seiner zukünftigen Nichte oder seines Neffen zu erfahren, war stärker als Wades Bedenken. »Weißt du was - mein Wagen steht direkt vor der Tür, und ich fahre jetzt sofort los. Wenn du mitwillst, dann komm.« Er ging hinaus auf den glühend heißen Nordparkplatz und wollte gerade aus seiner Lücke zurücksetzen, als Shw die Tür öffnete und einstieg.
    »Was ist Bryan bloß für ein Angsthase.«
    Janets Motel war nicht weit entfernt, aber es lag in der Hölle eines jeden Immobilienmaklers, weder Wohngegend noch gediegenes Einkaufsviertel - noch sonst irgendwas. Es sah aus wie eine Haftanstalt, die Pleite gegangen und in eine aufs Freudloseste zweckmäßige Unterkunft umgewandelt worden war. »Herrje, Mom«, sagte Wade halblaut, »was für eine Bruchbude.«
    Wade und Shw stiegen aus und gingen in Janets Zimmer. Drinnen sagte Shw: »Es ist, als sei hier die Zeit stehen geblieben. Was glaubst du, wie viele Leute schon auf dieser Matratze gevögelt haben? Sie sieht aus wie eine Satellitenschüssel.«
    »Ich pack die großen Klamotten ein«, sagte Wade. »Du kümmerst dich um das, äh, kleinere Zeug.«
    »Ihre Dessous? Uuh, Milord könnten sich den Mund verbrennen.«
    »Pack einfach.«
    Shw warf die Unterwäsche in die Koffer, die innerhalb weniger Minuten voll waren. Wade fragte: »Ist es wahr, dass ihr zwei euch beim Anzünden eines GAP-Ladens kennen gelernt habt?«
    »Ja. Ich wollte einfach irgendwas in Brand stecken und irgendwelchen Mist kaputtmachen. Bryan war da, weil seine Musikerfreunde da waren, und er ist so anhänglich, dass er ihnen vermutlich auch nach Dachau gefolgt wäre, wenn sie dort hingefahren wären. Aber ich hasse alle Konzerne. Konzerne sind die Hölle. Am liebsten würde ich sie alle in die Luft jagen, und Bryan, das muss man ihm lassen, vermutlich auch.«
    Wade würgte ein unverbindliches Geräusch hervor. »Hm.«
    Sie gingen ins Badezimmer, um die Kosmetika zu holen. Shw musterte Janets Pillenparade. »Ach du Scheiße, das ist ja die reinste Fabrik.« Sie nahm ein Fläschchen in die Hand und betrachtete das Etikett. »Das ist ja gar kein Englisch.«
    Wade sagte, es sehe nicht wie Englisch aus, weil es sich um medizinische Fachsprache handele. »Das kommt alles aus dem Lateinischen.«
    »Dein Latein kannst du dir in den Arsch schieben. Ich kenne immer noch mehr Vokabeln als du. Das Schild ist nicht auf Englisch. Es ist auf Spanisch.«
    Wade warf einen Blick auf das Fläschchen. »Portugiesisch - aus Brasilien.«
    »Was will deine Mutter mit brasilianischen Medikamenten?«
    Wade schaute genauer hin. »Ahm, weißt du eigentlich -« »Was?«
    »Die Pillen, die du in der Hand

Weitere Kostenlose Bücher