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Alle Familien sind verkorkst

Alle Familien sind verkorkst

Titel: Alle Familien sind verkorkst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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Ted.
    Norm sagte: »Ich muss mal mit meinem kleinen Peter Pan auf die Herrentoilette gehen und ihn ordentlich auswringen.« Er stand auf. »Wade, du übernimmst das Kommando.« Norm setzte sich in Bewegung.
    »Junge«, sagte Ted, »der hat ja großes Vertrauen in dich.«
    Norm drehte sich um. »Wade ist ziemlich vertrauenswürdig, Mr. Drummond. Sie sollten ihm eine Chance geben, es auch zu beweisen.« Wade grinste spöttisch, und dann fiel der Strom aus. Alle erstarrten.
    Norm sagte: »Ein Stromausfall - in Disney World}«
    Einen Geplapper wie in einem Bienenstock erhob sich im Restaurant. Draußen stand alles still.
    »Man vergisst immer, dass Strom an einem Ort wie diesem ein entscheidender Faktor ist«, sagte Ted.
    »Ich weiß«, sagte Wade. »Es ist, als würde hier alles mit Tinkerbells Elfenstaub betrieben.«
    »Apropos, Peter Pan muss immer noch zum Klo.« Norm ging los, um nachzusehen, ob er die Herrentoilette am hinteren Ende des Restaurants benutzen konnte, kehrte aber gleich darauf wieder zurück. »Zu dunkel.«
    »Sie haben Angst vor der Dunkelheit?«, fragte Ted.
    »Ja. Ich geh jetzt los und suche eine Herrentoilette.«
    Als er aus der Tür war, sagte Ted: »Der ist bekloppt.«
    »Dieser Bekloppte erlöst dich von deinen Schulden«, erwiderte Wade. »Du könntest ein bisschen höflicher sein, weißt du.«
    »Wie weit ist es bis zu den Bahamas?«, fragte Bryan. »Liegen die bei Mexiko?«
    »Die liegen hundertzwanzig Meilen östlich von Miami.« »Das ist ja nicht weit«, sagte Bryan.
    Die drei saßen da und warteten darauf, dass Norm zurückkam. Schweigend grübelte Wade über den Brief nach. Was mochte wohl drinstehen? Ich vermisse dich. Ich hatte dir noch Dinge zu sagen, die ich nie gesagt habe. Komm zurück. Lass mich nicht allein.
    Eine Kellnerin sagte, sie müssten auf Strom warten, bevor sie etwas zu essen bestellen konnten. Minuten verstrichen. Wade wurde langsam bewusst, wie ausgesprochen desinteressiert jeder von ihnen an der Gesellschaft der beiden anderen war. Beth hatte einmal gesagt, zwischen männlichen Wesen innerhalb einer Familie gäbe es nie ein wirklich enges Verhältnis; nur zwischen Frauen entstünden intensive familiäre Beziehungen. Wade verstand jetzt, was sie gemeint hatte.
    Der Strom ging wieder an, und die Restaurantgäste applaudierten. Wade sagte: »Ich geh ihn suchen.« Auf der nächsten Herrentoilette fand Wade nur einen Vater, der eine Windel wechselte, und einen Teenager, der sich die Hände wusch, die Kabinen waren leer. Er fragte den Vater, ob gerade eben ein Typ mit Pferdeschwanz da gewesen sei, und die Antwort lautete nein. Er suchte und fand das übernächste Herrenklo. Kein Norm in Sicht. Dann entdeckte er ein Stück weiter auf der Main Street USA einen kleinen Pulk Menschen, die sich um etwas scharten; Wade wusste sofort, dass das Etwas Norm sein musste. Er drängelte sich durch die Menge und sah eine Ärztin, die gerade mit ihrer Familie in Urlaub war, neben Norms Körper hocken. Sie sagte: »Er ist tot.«
    »Tot?«
    Die Frau sah ihn an. »Sind Sie mit ihm verwandt?«
    Das Letzte, was Wade wollte, war mit Norm in Verbindung gebracht zu werden. »Nein - es ist nur, dass man eigentlich an einem Ort wie diesem nicht stirbt, oder?«
    »Dieser hier schon. Herzinfarkt, wie's aussieht.«
    Wade flitzte schnell wieder zurück zum Restaurant. Er setzte sich mit dem feierlichen Gebaren eines Menschen, der schlechte, aber interessante Neuigkeiten bringt. »Leute, sieht fast so aus, als wären wir jetzt auf uns gestellt.« Er griff sich den Koffer und ließ das Schloss aufschnappen.
    Ted fragte: »Wovon redest du?«
    Im Koffer, zwischen dem Schaumstofffutter des oberen und des unteren Deckels, lagen eine leere Schnapsflasche und der Brief.

13
    Das letzte Mal, dass die Drummonds sich als Familie zusammengefunden hatten, war in einen warmen Juninacht in den 70ern. Ted und Janet Drummond gaben eine Party aus dem einzigen Grund, dass sie einer Menge Leute eine schuldeten. Damals hatten sie noch Freunde, und sie gaben auch noch eine Menge auf deren Meinung. Die drei Kinder gingen zur High-School, und Ted und Janet fühlten sich immer noch eher jünger als älter.
    Sarah erzählte Wade später, dass sie und Bryan sich ein paar Stunden mit den Gästen unterhalten hätten, von denen die meisten mächtig einen in der Krone hatten. Dann setzten sie sich oben auf die Treppe und beobachteten die Menschen zu ihren Füßen. Mr. Laine, Teds Steuerberater und ein selbst ernanntes Schlitzohr,

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