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Alle Farben des Schnees

Titel: Alle Farben des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Overath
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Literatur in Domat/ Ems wird es eine kleine Ausstellung der Einsendungen
geben. Ich nehme das leere, fadengebundene Heft in die Hand. Ich möchte mitmachen.
     
    Ich habe angefangen, Gedichte auf vallader zu schreiben. Es geht seltsam leicht. Gedichte schreiben ist ein Sprechen mit der Sprache. Sie antwortet.
     
    Auch beim Klavier so etwas wie ein Durchbruch, obwohl (oder weil?) die letzte Stunde eine Katastrophe war. Oscar hat darauf bestanden, daß ich ein Bach-Menuett auswendig lerne. Und es geht. Natürlich spielt man auswendig anders.
     
    Am Nachmittag in Chur. Mit dem Auto sind es anderthalb Stunden. Kirschblütenschock. Alles ist grün, die Bäume blühen! Und wir kommen aus dem Schnee.
     
    Das Fußballtraining hat begonnen. Es war bis zuletzt unsicher, ob der Platz schneefrei sein würde. Die Kinder sind eingeteilt in zwei Gruppen zu vier Trainern. Manfred trainiert die Kleinen (Jahrgänge 2002 bis 2004). Insgesamt haben sich 49 Kinder angemeldet; davon etwa ein Viertel Mädchen.
    Die Kinder der älteren Gruppe (Jahrgänge 1997-2000) heißen:
    Jesse, Jon Fadri, Marco, Cristina, Anina, Urezza, Lino, Linard, Dario, Fadri, Niculin, Balser, Gian Luca, Fabio, Andy, Peder, Selina, Corsina, Flurin, Matthias, David, Livio, Marco, Corsin.

    Die der jüngeren Gruppe:
    Livio, Mauro, Men, Mazzina, Giovanni, Fabio, Selina, Helena, Severin, Florina, Ricardo, Mischa, Niculin, Lea, Nic, Sandra, Andri, Fancisco, Silvano, Noe, Jann, Not, Alesch, Claudia, Martina.
     
    Gestern Abendessen bei Anke. Ihre Freundin Paula war eingeladen. Paula ist 45 Jahre alt, Mutter von 17jährigen Zwillingen. Sie ist in Portugal geboren, mit vier Jahren nach Südafrika gekommen. Dort hat sie einen Schweizer kennengelernt, der für den größten Lebensmittelkonzern der Welt arbeitet. Vier Jahre lebten sie in Thailand, in Indien, auch in der Schweiz. Jetzt mußte der Mann wieder nach Indien. Sie haben ein Internat für ihre Buben gesucht und das Sportinternat in Ftan gefunden. Sie haben die ehemalige Wohnung von Anke in Sent angemietet. Paulas Mann ist seit einem halben Jahr in Indien. Sie wird in zwei Wochen nachziehen. Die Wohnung in Sent soll ihre Bleibe sein, wenn sie ihre Kinder im Internat besuchen. In Indien werden sie vermutlich für zwei Jahre bleiben. Paula sagt, das Leben in fremden Ländern ist gut, aber man kann kaum längere Freundschaften schließen. Sie ist regelmäßig in Portugal bei ihrer Familie. Und sie hat eine gute Freundin in Thailand.

Sonntag, 18. April
    Der internationale Flugverkehr liegt lahm. Große Sympathien für den isländischen Vulkan.
     
    Ich habe ein Gedicht geschrieben, das mit den romanischen Worten »mail«, Mail, »emagl«, Emaille, und »maila«, Äpfel, spielt. Dazu kommt noch das romanische Wort für Kartoffel: »Mailinterra«, wörtlich Apfel-in-der-Erde. Es ist ein »Apfel/Mail-in-der-Luft«-Gedicht geworden. »Bratschadella da maila« ist der Apfelstrudel.
     
    Mailinajer
     
    Eu n’ha scrit ün mail a Rut
- Fos?
Eu n’ha scrit ün emagl a Rut
- Fos!
Eu n’ha scrit a Rut
per far üna bratschadella da maila
cun ella
     
    Auf Deutsch geht das nicht:

     
    Apfel/Mail in der Luft
     
    Ich habe eine Mail an Rut geschrieben
- Falsch?
Ich habe eine Emaille an Rut geschrieben
- Falsch!
Ich habe an Rut geschrieben,
um einen Apfelstrudel mit ihr zu machen
     
    Robert Frost hat gesagt: Poetry is what gets lost in
translation.
Man könnte den Satz ausprobieren: Heimat ist das, was
sich nicht übertragen läßt.

Dienstag, 20. April
    Gestern ist Mengia gekommen und hat mir die Haare geschnitten. Seit ich in Sent wohne, schneidet mir Mengia die Haare. Früher hatte sie hier im Haus, ihrem Elternhaus, einen kleinen Frisörsalon, unten im Heuwagenflur. Am Donnerstag fliegt sie mit einer Freundin nach Rom (wenn der Vulkan es erlaubt), von dort nach Berlin (mit Umsteigen in Wien und Frankfurt, das sei billiger). Sie erzählt, halb Sent sei in den Maiferien in Griechenland, alle im selben Hotel. Sie verabreden sich da, sagt sie. Mina ist in Ägypten, sage ich. Ja, sagt sie, da seien auch welche aus Sent. Iris geht mit ihrem Sohn auch nach Ägypten, nach El Quseir, in das Hotel Möwenpick.
Die aus dem Oberengadin gehen eher auf die Malediven, sage ich. Sie nickt.
    Wenn sie Ferien machen, reisen die meisten Bewohner des Engadins in den Maiferien in die Sonne, in die Wärme. Der Mai ist für sie der wichtigste Ferienmonat. Es ist die einzige Zeit, in der Eltern mit ihren Kindern länger verreisen können. Über

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