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Titel: alle luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Castaldo
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verstand, was er von mir wollte. Dann brach seine Nachricht einfach ab. Ich löschte sie kurzerhand; sicher würde Carmi bald wieder anrufen. Dann konnte er mir alles sagen.

6
    Am nächsten Abend saßen Christian und ich in einem überfüllten französischen Cafe, in dem es nach gebratenem Fleisch, schalem Zigarettenrauch und vergossenem Wein roch. Wir hatten uns an einen Ecktisch gequetscht. Christian saß in einem schlecht gebügelten schwarzen Anzug auf seiner Bank und suchte mit den Augen den Raum ab, als würde er jemanden erwarten. Ich konnte ihn wegen der Geräuschkulisse aus Besteckgeklapper und beschwipstem Lachen kaum hören. Ich wollte ihm schon vorschlagen, sich die Unterhaltung ganz zu sparen.
    »Weißt du«, begann er, wobei er sich aufgeregt über den Tisch beugte. »Ich sah hier viele Models und Filmstars.«
    »Ah ja?«, fragte ich. Das interessierte mich überhaupt nicht, aber ich wollte ihn nicht kränken.
    »Ja«, erklärte er. »Der Laden ist ziemlich in.«
    Ich verdrehte mir den Hals, um mich umzusehen. »Ich sehe keine Berühmtheit.«
    »Heute Abend nicht«, sagte er. »Aber ich finde es cool, wenn ich sonst amerikanische Stars und Models hier sehe.« Er trank einen Schluck Wasser. »Meine Freunde in Schweden sind immer beeindruckt.«
    »Naja«, brummte ich, während ich die Karte aufschlug. »Vermutlich trifft man in Stockholm kaum Stars.«
    »Nein«, sagte er. »Höchstens ABBA.«
    Endlich fand ein Kellner den Weg zu unserem Tisch. Christian wollte wissen, ob er für uns beide bestellen könnte. Ich antwortete, dass es mir recht sei. Also gab er mit seinem Französisch an. Meine Französischkenntnisse waren so marginal, dass ich nicht hätte sagen können, ob er Fehler machte oder nicht. Der Kellner jedenfalls wirkte entnervt; er beugte sich vor und fragte immer wieder: »Was?«
    Als der Mann weg war, fragte Christian: »Und dir gefällt das Leben in New York?«
    Da er offenbar vergessen hatte, dass er mir dieselbe Frage schon einmal gestellt hatte, gab ich meine Standardantwort: »So weit ja.« Ich erzählte ihm nicht, dass ich bisher noch nicht viel anderes gemacht hatte, als mir einen Job zu suchen, meinen Kopf in ein paar Galerien zu stecken und ein paar Lebensmittel einzukaufen. »Gefällt es dir denn?«, fragte ich.
    »Mir gefällt es sehr«, antwortete er. »Ich gehe in Clubs, Restaurants, Theater, weißt du. Das ist alles sehr schön ...« Christian trank einen Schluck Wein. Sein Gesicht war erhitzt, als wäre er gerade zehn Meilen gerannt. »Du denkst?«
    »Ich denke immer«, sagte ich. Jan ging mir durch den Kopf. Er würde bald hier sein.
    »Woran?«
    »An alles mögliche.«
    »Was zum Beispiel?«
    »Ich habe heute etwas erfahren.«
    Christian wirkte plötzlich alarmiert. »Von Mr. Carmi?«
    Ich schüttelte den Kopf. Ich stellte mir Jan vor, wie er meinen Brief las, während ich mit einem Fremden flirtete. »Nein«, erwiderte ich. »Nicht von Carmi.«
    Ein Kellner stellte einen Teller mit Foie Gras auf unserem Tisch ab. Christian stürzte sich darauf und schnalzte mit den fettigen Lippen. Ich nahm einen Happen; er schmolz wie Karamell auf meiner Zunge.
    »Was hast du dann erfahren?«, bohrte Christian und tupfte sich die Stirn mit einem Taschentuch ab.
    Ich gab ihm ein paar knappe Einzelheiten über Jan. Christian wirkte erleichtert. »Das ist okay. Ich habe auch Besuch von einer Freundin.«
    »Die Frau in der Lobby?«, fragte ich, während ich mir ihr hübsches Gesicht in Erinnerung rief.
    Christian schenkte sich Wein nach. Ausnahmsweise funkelten seine Augen. »Von welcher Frau sprichst du?« Er grinste. Es gefiel ihm, dass ich ihn mit ihr gesehen hatte.
    »Ach, komm schon«, spielte ich mit. »Die, die ich gesehen habe.«
    Der Kellner lud einen neuen Gang bei uns ab. Christian machte sich mit Appetit über sein Faux Filet her. »Sie war mal meine Freundin«, sagte er zwischen zwei Bissen.
    Ich verstand. Das erklärte das Gezänk letztens.
    »Aber das spielt keine Rolle«, fuhr er fort. Seine Lippen glänzten wie gelackt.
    »Und wieso nicht?«
    »Ich liebe sie nicht«, seufzte er und lehnte sich zurück; Messer und Gabel zeigten senkrecht gen Zimmerdecke. »Sie wollte heiraten. Aber ihre Eltern sind streng. Sie kommt aus Algerien. Sie suchten ihr schon einen Mann aus.«
    »Eine arrangierte Ehe«, bemerkte ich staunend.
    Er nickte. »Ist schon okay«, erwiderte er und tätschelte meine Hand. »Sie ist zu einfach für mich. Sie will es immer recht machen.« Er kicherte. »Ich kann

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