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alle luegen

Titel: alle luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Castaldo
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»Ich Jungs wie die in der Army sehen.«
    In der Army.
    »Sie haben Ängste ...« Er wich irgendeinem imaginären Geschoss aus. »Sie wissen«, sagte er. »Von den Kugeln.« Er deutete auf seinen glänzenden Kahlkopf. »Hirn wird zu Breie.«
    Meine Großeltern hatten einen ähnlichen Akzent gehabt.
    Ich wich langsam zurück. »Danke, dass Sie ihn losgeworden sind.«
    »Kein Probleme, machen Sie keine Sorgen.« Er schlug seine riesigen Pranken zusammen.
    »Mach ich nicht.«
    »Ich abe viel Freunde.« Er lächelte und seine Augen verschwanden in seinem fleischigen Gesicht.
    »Bis dann«, sagte ich.
    »Sie sagen, wenn brauchen«, rief er mir hinterher.
    Es war schön zu wissen, dass ich Kyle mit Betonstiefeln im East River versenken lassen konnte, wenn mir danach war.
    Draußen war die Luft klar und eisig; mein Atem bildete weiße Wölkchen. Ich lief die Straße entlang, die schwitzigen Hände tief in den Taschen vergraben. Als ich an einer Gasse vorbeikam, erinnerte der Gestank mich an meine Begegnung mit Yassi, und ich legte einen Schritt zu.
    Ich wollte gerade den Supermarkt betreten, als Kyle mich einholte. Er musste den ganzen Morgen auf mich gewartet haben. Sein Gesicht war vom Wind gerötet. Die meisten Prellungen waren abgeklungen, obwohl die Fäden über dem rechten Auge noch nicht gezogen waren; er sah ein bisschen aus wie Frankensteins Monster. Nur noch einer seiner beiden Arme war in Gips.
    »Ich soll mich nicht mit dir blicken lassen«, sagte ich, während ich versuchte, um ihn herumzugehen.
    » Was?« Kyle verzerrte das Gesicht, als würde er kein Wort verstehen.
    »Ich soll nicht mit dir reden.«
    »Warum nicht?«
    »Mittäterschaft oder so was«, antwortete ich. Ich hatte keine Lust, mit ihm rumzudiskutieren.
    »Meinst du das etwa ernst?« Sein Tonfall war so ungläubig, als hätte er noch nie so was Blödes gehört.
    »Ja«, erwiderte ich. »Und jetzt lass mich einkaufen.«
    »Ich muss mit dir reden.« Er blickte sich um. »Vergiss die Mortadella.«
    Ich weiß nicht, wie er auf die Idee kam, dass ich Mortadella kaufen wollte. Ich hasste Mortadella. Irgendwie war das komisch und ich lachte. Vielleicht hatte er das damit bezweckt.
    »Ich will mit dir reden«, wiederholte er.
    »Wie ich schon sagte.« Jacobs Rat ratterte durch mein Hirn wie ein Telegramm. »Ich soll nicht mit dir reden.«
    »Das ist doch Scheiße«, brüllte er.
    Wie immer war er berechenbar.
    »Wer hat dir das gesagt?«, wollte er wissen.
    »Egal.«
    »Yassi?«
    »Nein.«
    »Wer dann?«
    »Egal«, wiederholte ich.
    »Egal? Ich kenne dich seit elf Jahren und du sagst egal?«
    Ich hätte mir gewünscht, dass er nicht mir den schwarzen Peter zugeschoben hätte. Ich wollte nur weg und Kyle mit seinem lädierten Arm dort auf dem Bürgersteig stehen lassen. Ich machte einen Schritt vorwärts.
    »Warte«, sagte er und packte meine Schulter.
    »Lass das!«
    »Okay«, lenkte er ein und wich zurück. »Ich will ja nur reden.«
    »Dann rede.«
    »Es ist zu kalt.«
    »So schlimm ist es nicht«, behauptete ich, obwohl ich beinahe mit den Zähnen klapperte.
    »Meine Eier frieren ab«, sagte er.
    »Na und?«
    »Lass uns da rein gehen.« Er deutete auf ein Billard-Cafe auf der anderen Straßenseite. Die Fassade war ganz aus Glas; man konnte von draußen sehen, wie sich die Spieler über die Tische beugten. Es schien mir ein sicherer Ort zu sein, so verrückt es sich anhörte. »Fünf Minuten«, sagte ich.
    »Wie du willst«, erwiderte Kyle. Ich folgte ihm in das Cafe. Darin befanden sich mindestens dreißig Tische in drei Reihen, zwischen denen gerade genug Platz war, um ungehindert spielen zu können. Die Leute -hauptsächlich junge Asiaten - waren überraschend leise. Vermutlich erforderten acht Bälle Konzentration. Es war total verraucht. Die Hitze erschlug mich. Augenblicklich fing ich an, mich aus den äußersten Schichten Klamotten zu schälen, obwohl ich wusste, dass es mich eine Ewigkeit kosten würde, wieder alles anzuziehen.
    Kyle zog seine schäbige Jacke aus. »Das stinkt ja widerlich hier«, sagte er naserümpfend.
    »Es war deine Idee.«
    »Du hast mich ja nicht in deine Wohnung gelassen«, jammerte er.
    Ich hatte keine Lust, es ihm noch mal zu erklären.
    Wir standen noch immer an der Tür. Ein Glatzkopf fragte uns, ob wir einen Tisch wollten. Kyle sagte Ja, obwohl ich nicht in der Stimmung war zu spielen. Kyle nahm unsere Queues mit hinüber in eine der hinteren Ecken. Gedämpftes Neonlicht beleuchtete den grünen Filz.
    »Ich hab

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