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alle luegen

Titel: alle luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Castaldo
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Idioten noch länger auf dem Hals zu haben.«
    »Vielleicht lassen sie dich in Ruhe, wenn du zur Abwechslung mal die Wahrheit sagst.«
    »Ich habe doch nicht gelogen«, behauptete Kyle. »Ich hab nur nicht alles gesagt.«
    Meiner Meinung nach bestand dazwischen kein großer Unterschied.
    »Und was willst du jetzt machen?«, fragte ich.
    Kyle zuckte die Achseln und lehnte sich gegen den Tisch. »Vielleicht gehe ich für eine Weile nach Philly«, sagte er nachdenklich.
    »Philly.«
    »Ja.«
    Ich hatte keine Ahnung, warum Kyle sich ausgerechnet Philadelphia ausgesucht hatte, aber ich fragte gar nicht erst nach. Er hätte mir nur wieder eine neue Story aufgetischt.
    »Ich reise auch ab«, klärte ich ihn auf.
    Er horchte auf. »Wann?«
    »Wenn mein Onkel wieder da ist«, sagte ich. »In ein paar Tagen.«
    »Hättest du es mir überhaupt erzählt, wenn das Thema nicht zufällig aufgekommen wäre?«
    Ich gab keine Antwort. Ich war mir nicht sicher, was ich von Kyle halten und wie viel ich ihm erzählen sollte. Aber da wir uns leider schon so lange kannten, fiel es mir schwer, ihm gegenüber auf meine Worte zu achten.
    »Fliegst du nach Kalifornien zurück?«
    »Ich weiß noch nicht.« In letzter Zeit tendierte ich immer mehr dazu, ein paar Wochen mit Jan zu verbringen. Kalifornien lief mir nicht weg. »Vielleicht reise ich noch ein bisschen herum.«
    »Wohin?«, fragte Kyle. Er ließ den Queue auf den Tisch fallen - offenbar hatte er keine Lust mehr zum Spielen.
    »Ich weiß es noch nicht«, gab ich zu.
    »Allein?«
    »Mit Jan.«
    »Mit Jan?«, fragte Kyle. »Das kannst du nicht machen.«
    Hielt Kyle sich für meinen Vater? Ich konnte machen, was ich wollte. Er war doch nur eifersüchtig.
    »Natürlich kann ich das.« Ich fing an, mich wieder anzuziehen. Ich wollte verschwinden, bevor das jetzt ausartete.
    »Du kennst den Typ doch nicht mal richtig«, meinte Kyle und kam mir ganz nah.
    »Oh, doch.« Ich ärgerte mich über mich selbst, weil ich mich auch noch zu einer Verteidigung hinreißen ließ.
    »Ach ja? Dann will ich dir mal was über deinen Prince Charming erzählen ...«
    »Ich will’s gar nicht hören«, sagte ich und zog mir meine Baskenmütze über die Ohren.
    »Moment.« Kyle stellte sich so dicht vor mich, dass ich ihn hätte schubsen müssen, um an ihm vorbeizukommen. »Lass mich ausreden.«
    Ich seufzte. Ich schwitzte bereits wieder. Inzwischen verabscheute ich die ofenartige Hitze in den geschlossenen Räumen New Yorks mehr als die Kälte. Einen Moment lang schloss ich die Augen - ich war langsam mit meiner Geduld am Ende. Ich wusste aus jahrelanger Erfahrung, dass Kyle keine Ruhe geben würde, bis er losgeworden war, was er sagen wollte.
    »Weißt du noch, wie wir drei an dem einen Abend in der Bar waren?«, fuhr er fort. »Als du dich so schlecht gefühlt hast, dass du gegangen bist?« Ich hatte das Bild von Kyle und Jan, die mit den leeren Schnapsgläsern vor sich am Tisch saßen, noch sehr deutlich vor mir. »Na ja, danach fingen Jan und ich an, richtig zu saufen ... wir haben ungefähr noch zwei Runden Whiskey getrunken. Dann - und jetzt raste bloß nicht aus ...« Er sah mich belämmert an. »Ich wollte Christian anrufen und mir was besorgen. Aber weil ich keine Kohle mehr hatte, habe ich Jan gefragt, ob er mitkommen und mir was leihen könnte. Aber Jan meinte, er hätte keinen Bock auf was zu rauchen, weil er dadurch immer so gereizt würde oder was.«
    Soweit ich wusste, interessierten Jan Drogen überhaupt nicht. Mich genauso wenig. Jedenfalls nicht mehr, seit ich in einem Koffee-Shop in Amsterdam zusammengeklappt und am anderen Ende der Stadt wieder aufgewacht war, ohne zu wissen, wie ich überhaupt dahingekommen war ... aber das war schon lange her.
    »Jan fing an, mich allen möglichen Scheiß über Christian zu fragen«, erzählte er weiter, »ob ich zum Beispiel wüsste, wie oft du dich mit ihm triffst und so.«
    Es war anzunehmen, dass Kyle sich diesen Teil der Geschichte ausgedacht hatte. Ich zweifelte allerdings nicht daran, dass er Jan gefragt hatte, ob er das Gras für ihn bezahlte. Kyle würde jeden fragen, der sich ihm auf Sichtweite näherte. Aber ich konnte mir nicht vorstellen, warum Jan sich für Christian interessiert haben sollte. »Und was hast du ihm gesagt?«, fragte ich.
    »Ich habe Jan erzählt, dass Christian dir Schuhe geschenkt hat.«
    Ich sprang von meinem Hocker. »Das hast du nicht.«
    »Doch«, rief Kyle triumphierend. »Na und?«
    »Du Arschloch!« Ich wünschte mir

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