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'Alle meine Kinder'

'Alle meine Kinder'

Titel: 'Alle meine Kinder' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Fay Greene
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haben.
    Mit freundlichen Grüßen
    gezeichnet
    [Beza]
    Am nächsten Tag trafen sich alle wieder im Büro der Adoptionsbehörde; die verängstigte junge Frau legte ihr Baby erneut in die Arme der Spanierin. Diese umarmte Beza, und beide standen eng umschlungen da und weinten.
    Wieder war die Frau von Forward Ethiopia gekommen, um die Adoption zu verhindern.
    »Die Mutter ist minderjährig, sie ist erst siebzehn«, sagte sie. »Sie ist zu jung, um ihre Erlaubnis zu einer Adoption ins Ausland zu geben.«
    Die angehenden Eltern schlichen zum zweiten Mal fassungslos und traurig die Treppe des Gerichtsgebäudes hinunter und fuhren zurück in ihr Hotel. Sie buchten ihren Flug um, riefen ein Taxi und flogen heim nach Spanien.
    Beza, die erneut unerwarteterweise das Baby in ihren Armen hielt, wandte sich noch in dem Büro an Haregewoin und gab es ihr, damit sie es mit nach Hause nahm. Das Ganze wurde langsam zu einer Art Hütchenspiel: unter welchem Hütchen wird die Murmel wohl als Nächstes liegen? Tarikwa war an diesem einen Tag aus den Armen von Haregewoin in die von Beza gewandert, dann in die der spanischen Eltern, von dort in die von Beza und schließlich wieder in die von Haregewoin, und das alles unter dem missbilligenden Blick der Frau von Forward Ethiopia.
    Haregewoin nahm die kleine Tarikwa mit nach Hause.
    Zwei Tage später erschien Beza, die leibliche Mutter, ein weiteres Mal vor Haregewoins Tor. »Ich würde gerne allein mit Haregewoin sprechen«, bat sie den Wachmann.
    In Haregewoins Zimmer sagte sie mit leiser Stimme: »Schauen Sie mal, was ich habe.« Sie zog einen gefälschten Ausweis aus ihrer Tasche, dem zufolge sie zwanzig Jahre alt war.
    »Jetzt können wir sie der Mutter und dem Vater aus Spanien geben«, sagte das Mädchen.
    »Die beiden Spanier sind leider weggefahren«, sagte Haregewoin. »Aber Tarikwa geht es hier gut. Mach dir ihretwegen keine Sorgen. Du kannst sie besuchen, wann immer du willst. Lass sie einfach hier.«
    Tarikwa entwickelte sich prächtig. Sie erwachte morgens in einem der weißen Kinderbettchen mit den bunten Mobiles unter hauchdünnen Moskitonetzen. Sie war sauber und gut genährt. Haregewoin tat nichts, um ein neuerliches Adoptionsverfahren in Gang zu setzen. Bestärkt von Haregewoin, kam Beza von Zeit zu Zeit und besuchte ihre Tochter.
    Einige Wochen nach der Abreise des spanischen Paars erhielt Haregewoin einen Anruf vom städtischen Sozialamt, das für die Waisen in Addis Abeba zuständig war.
    Forward Ethiopia hatte sich bei ihnen beschwert, dass Haregewoin es sehr eilig gehabt hätte, Tarikwa außer Landes zu bringen.
    »Geben Sie Tarikwa an die Organisation [Forward Ethiopia] zurück«, ordnete das Sozialamt an.
    »Glauben Sie, dass das dem Kind guttut?«, rief Haregewoin. »Erst bringt ihr sie hierhin, dann bringt ihr sie dorthin. Das ist nichts für ein Kind. Der Kleinen geht es hier gut; warum lassen Sie sie nicht in Ruhe? Ich werde das Baby jedenfalls niemandem geben«, sagte sie verärgert. »Die Mutter hat mir das Kind anvertraut; nur sie kann es wieder holen.«
    Haregewoin dokumentierte jeden Schritt, selbst diese Weigerung, das Baby erneut Forward Ethiopia zu übergeben. Sie verfasste einen Brief an das Sozialamt, in dem es hieß:
    Miss [Beza]... hat mit Unterstützung von [Forward Ethiopia] das Kind unserer Organisation übergeben, wie beurkundet, und uns gebeten, das Kind in unsere Obhut zu nehmen; das haben wir getan, und es ist noch immer in der Obhut unserer Organisation, wo es seine Mutter ein Mal in der Woche besucht.
    Wir hatten das Kind zuvor schon einmal übergeben, wie beurkundet, und es besteht kein rechtlicher Grund, es [Forward Ethiopia] zurückzugeben. Daher erklären wir hiermit, dass wir das Kind nicht aus den Händen geben werden. Wenn allerdings die Mutter erklärt, sich des Kindes wieder annehmen zu wollen, erklären wir, dass wir ihr das Kind unter Ihrer Aufsicht aushändigen werden.
    Mit freundlichen Grüßen
    gezeichnet
    Haregewoin Teferra
    Leiterin
    Aber das Hütchenspiel ging noch weiter.
    Im Mai 2005 kam Beza zu Besuch und sagte: »Bitte, Waizero Haregewoin, wenn ich darf, würde ich gerne mein Kind mitnehmen.«
    »Wohin willst du es denn bringen?«
    »Ich habe eine Unterkunft gefunden.«
    »Gott ist gut«, sagte Haregewoin. Sie gab der Mutter mehrere Fläschchen, Decken, Strampelanzüge, Geld und schließlich Tarikwa. Über diesen Schritt verfasste sie einen kurzen Bericht und bat Beza um ihre Unterschrift.
    Am 15. Mai 2005 unterschrieb

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