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Alle meine Schaefchen

Alle meine Schaefchen

Titel: Alle meine Schaefchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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ihn traf. »Wahrscheinlich war’s den Versuch wert... aber ‘n bißchen blöd trotzdem.«
    »Es gibt Wege dieser Art, die bis nach Wales führen«, sagte Aaron, als ich ihn fragte, was er über diese Pfade wußte. »Die Viehtreiber haben sie früher benutzt. Aber gegeben hat’s die schon vor ihnen. Einige davon waren Pfade für Priester.«
    Letzteres war für ihn genauso wie für mich rätselhaft, bis wir erfuhren, daß sowohl Egerton als auch das gesamte Gebiet drum herum einstmals Teil eines riesigen Gutes war, das der Kirche gehört hatte und dann wahrscheinlich unter der Herrschaft Heinrich VIII. aufgeteilt wurde.
    Ein anderes Mal wies ein Freund hinüber zu einem gepflügten Feld und sagte zu mir: »Das ist was für dich, Jacky. Dort drüben hat mal ein ganzes Dorf gestanden, nichts mehr davon übrig.«
    »Wodurch kam das?«
    »Ich glaub’, die sind alle krank geworden und gestorben.«
    Für diesen Fall fand ich die Erklärung in einem Geschichtsbuch für Heimatkunde. Darin stand, daß dieses Dorf während der Zeit der großen Pestepidemie völlig ausstarb. Das war allerdings vor dreihundert Jahren geschehen, und mein Freund hatte nie in diesem Buch gelesen.
    »Irgend jemand muß es mir erzählt haben«, sagte er, konnte sich aber nicht mehr an denjenigen erinnern.
     
    Unser Interesse an solchen Dingen stachelte die Habgier in einigen unserer Freunde an, und zwar besonders in Old Jonathon. Von irgendwoher hatte er ein Buch über das Grab von Tutenchamun bekommen und war jetzt mehr als nur zur Hälfte davon überzeugt, daß unser altsächsisches Dorf ähnliche Schätze barg.
    »Warum gehst du nicht einfach mal mit ‘nem Spaten dort hinauf?« fragte er mich. »Früher hat man die Leute eingewickelt wie ‘ne Wurst und dann mitsamt Schwert, Schmuck und vielem mehr beerdigt...«
    Zwar hatte der Gedanke an schnelles Reichwerden einen ausgesprochenen Reiz für uns, aber weder Shirley noch ich hielten es für eine gute Idee, die Bewohner aus alten Zeiten stören zu wollen. Die Vorstellung ließ uns schaudern, daß man diesen ruhigen Ort in so was wie eine Baustelle verwandeln könnte. Im übrigen waren unsere Vorgänger auf Egerton wahrscheinlich ganz einfache Bauern gewesen, die hart arbeiten mußten, um sich am Leben zu erhalten. Es war kaum anzunehmen, daß sie Gold oder Silber besessen hatten, wie Jonathon behauptete. Nein, am besten, man beließ die Hügel als einen Ort, an dem man Spazierengehen und seine Gedanken ein wenig schweifen lassen konnte, besonders dann, wenn die Dinge nicht so liefen wie sie sollten und man ein wenig Ruhe zum Nachdenken brauchte.
    Das war heute der Fall. Ich hatte meine Arbeit beendet und wollte gerade mit den Hunden fortgehen, als Shirley das Küchenfenster öffnete und rief: »Wo gehst du hin?«
    »Nur oben über die Felder, nichts Besonderes.«
    »Wart auf mich, ich komm’ mit«, antwortete sie und trat ein paar Minuten später, nach antarktischer Weise angezogen, aus dem Haus.
    Der Nachmittag war fast vorüber, der kurze Tag im Februar wurde bereits müde und das Licht blasser. Der Schäferhund blieb an unsere Fersen geheftet, aber der Terrier jagte emsig in den Hecken herum.
    Plötzlich blieb Shirley stehen. »Hör mal.«
    Kein Laut war zu vernehmen, bis irgendwo in einem Stall ein Kalb brüllte.
    »Nun?«
    »Nichts«, sagte sie glücklich. »Keine Autos, keine Züge, keine Menschen, nichts als Schweigen. Ist das nicht großartig?«
    Sie hatte recht, aber meine Gedanken waren woanders.
    »Machst du dir Sorgen um das Schwein?«
    Eine unserer jungen Säue war kurz vorm Werfen, aber ihre Kniegelenke waren angeschwollen, und es machte ihr große Schwierigkeiten, zu gehen oder für längere Zeit zu stehen. Ich war besorgt, daß sich ihr Zustand verschlimmern könnte, und fand den Gedanken nicht sehr ermutigend, mich um eine verkrüppelte Sau und einen Wurf neugeborener Ferkel kümmern zu müssen.
    Außerdem verkörperte sie für unsere Verhältnisse eine beachtliche Summe Bargeld. Wenn wir sie und den Wurf verlieren würden — was sehr leicht geschehen konnte —, würde der Verdienst bei unserer Schweinezucht derart verringert werden, daß sich die harte Arbeit, die für uns darin steckte, überhaupt nicht gelohnt hatte. Seit wir nach Egerton gekommen waren, hatten wir uns abgemüht, um zahlungsfähig zu werden, und es war uns gelungen. Aber wir hatten sehr >wenig Rückenspeck<, wie die Einheimischen es nannten, von dem wir zehren konnten, wenn etwas schieflief.
    »Ted Gray

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