Alle meine Schaefchen
kommt morgen bei uns vorbei«, berichtete ich ihr.
»Glaubst du, sie hatten auch Sorgen mit ihrem Vieh?« fragte sie und zeigte mit dem Kopf in Richtung der altsächsischen Hügel. >
»Zweifellos.«
»Was glaubst du, ist mit ihnen geschehen? Ich meine mit den Menschen.«
»Wer weiß. Vielleicht schlechte Ernten, Krankheit, oder vielleicht hatten sie auch nur ganz schlicht und einfach eines Tages die Nase voll wie Alfie Morris und Katie. Aber ich nehme an, daß es noch einige von ihnen gibt.«
»Wen zum Beispiel?«
»Beispielsweise die Actons von der Ridding-Farm. Beides sind altsächsische Namen.«
In einem Buch hatte ich darüber gelesen.
Plötzlich entstand ein Aufruhr in unserer Nähe: ein Kaninchen schoß aus einem Brombeerstrauch hervor und rannte in Richtung des Flüßchens davon, dicht gefolgt von dem Terrier Peter. Der Schäferhund wollte sich anschließen, besann sich dann aber aufgrund seiner Würde eines Besseren und hielt an. Als wir an dem Fleck ankamen, wo die beiden verschwunden waren, entdeckten wir Peter, der mit seiner Schnauze tief in einem vielbenutzten Eingang zu einem Erdbau steckte. Als ich nach ihm pfiff, kam er rückwärts heraus und wedelte mit seinem Stummelschwanz.
An dem Abend hatte sich John um das Melken gekümmert. Als wir zum Haus zurückkehrten, kam er aus dem Melkstall in Hemdsärmeln, ohne Jacke, und blickte uns erwartungsvoll entgegen.
»Habt ihr was gesehen?«
»Peter hat ein Kaninchen aufgestöbert. Hat’s dann verloren in dem verzweigten Kaninchenbau unter der Weide, in der Senke mit den Dornenbüschen.«
»Du hättest ein Gewehr mitnehmen müssen.«
Nur selten nahm ich eine Waffe mit. John war unser Familienschütze.
Für den Besuch des Tierarztes brachten wir am nächsten Morgen die Sau in einen engen Käfig. So war es ihr unmöglich, sich umzudrehen. Lauthals protestierte sie, als Ted gegen ihre Gelenke stieß, bis wir etwas Hafermehl in ihren Trog schütteten und die Freßgier sie übermannte.
»Arthritis«, meinte er. »Ich geb’ ihr was gegen die Schmerzen, damit sie das Ferkeln hinter sich bringen kann. Aber es gibt keine Heilung.«
»Ist es die gleiche Sache, die ich in meiner Hüfte habe?«
»In etwa. Am besten ist es, wenn Sie noch den Wurf abwarten, sie dann mästen und auf den Markt bringen.«
Shirley sah mich bedeutungsvoll an und fragte dann Ted: »Ist das Ihre Empfehlung für Krankheitsfälle mit Arthritis?«
Nicht sofort begriff er die versteckte Anspielung.
»Es liegt natürlich bei Ihnen. Aber im Grunde lohnen sich die ständigen Mühen und Kosten bei einer verlängerten Behandlung nicht. Kommt nicht viel dabei heraus.« Dann fiel bei ihm der Groschen. Er lachte und sagte zu mir gewandt: »Sie sollten ab sofort auf Ihr Gewicht achtgeben.«
Dem Schwein verabreichte er noch zwei Spritzen und reichte uns Tabletten, die wir seinem Futter beimengen sollten. »Wenn Sie sie warm und trocken halten, sollte es keine allzu großen Probleme geben. Aber falls Sie sie anschließend weiter behalten wollen... die Krankheit wird sich höchstwahrscheinlich verschlimmern.«
»Kommt das oft vor?«
»Öfter als man meint«, sagte er und nickte. »Sie wissen ja, wie die Leute hier in der Gegend sind. Sie humpeln fluchend mit Rheuma herum, lassen es aber nicht behandeln. Wenn also ein altes Schwein Rheuma bekommt, dann haben sie Mitleid mit ihm, tun aber nichts, bis es schließlich umkippt, und dann holen sie gleich den Schlachter.«
Vierzehn Tage später warf die Sau elf gesunde Ferkel. Nicht eine Mißgeburt war dabei. Sie hatte reichlich Milch, lag zufrieden in dem Ferkelgehege und säugte die Kleinen, als Howard eintrat. Er wollte einiges Werkzeug zurückbringen, das er sich von uns geliehen hatte, und versuchen, einiges von dem wiederzubekommen, was wir noch von ihm hatten.
»Ein Jammer, sie wegzugeben. Sieht aus wie ein prächtiges Schwein«, sagte er.
Aber nachdem er beobachtet hatte, wie schwerfällig sie auf die Beine kam, änderte er seine Meinung: »Verkauf sie so schnell wie möglich. Auf einen Bauernhof gehören keine verkrüppelten Tiere.«
Derartige Komplikationen gab es nicht, als drei Tage nach der arthritischen Sau Dorrie Pig, eine der beiden Säue, mit denen wir die Zucht damals begonnen hatten, ein Dutzend Ferkel zur Welt brachte. Das geschah an einem Samstag, als John und sein Freund Harvey, ein etwas kecker, aber freundlicher junger Mann mit einem starken Akzent aus dem >Kohlentopf<, auf dem Farmgelände arbeiteten, um mit der Hilfe
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