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Alle meine Schaefchen

Alle meine Schaefchen

Titel: Alle meine Schaefchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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so«, sagte sie enttäuscht.
    »Allerdings«, fügte er noch herausfordernd hinzu, »handelt es sich um eine gesellschaftliche Angelegenheit, und es kann schon gut möglich sein, daß auch Joan Price — hab’ ich sie schon mal erwähnt? — zusammen mit ihrem Bruder kommt.«
    »Dann muß ich wohl allein losziehen«, sagte ich.
    »Ganz bestimmt werden ein paar Leute dort sein«, sagte Shirley und lächelte.
     
    Wie in einer elektrischen Leitung war die Atmosphäre in der Gastwirtschaft geladen, als ich dort um etwa halb zehn eintraf. Man sprach nur im Flüsterton miteinander, und die allgemeine Aufmerksamkeit richtete sich auf die Zielscheibe, vor der sich Big Billy, Jonathons kräftiger Angestellter, zum Werfen aufgestellt hatte. In seiner riesigen Hand, die fast die Größe einer Lammkeule erreichte, nahm sich der Pfeil winzig klein aus, während er sein Gewicht in die optimale Position brachte und die Scheibe anvisierte. Ein Seufzen kam aus der Menge der Beobachter, als der Pfeil durch die Luft schwirrte, und dann folgte aufgeregtes Gemurmel
    »Zum Schluß zweimal die Neun«, sagte Jimmy Crump zu unserem Freund. »Laß dir Zeit, übereile nichts.«
    Das Geflüster hörte auf, während der große Mann die routinierten Vorbereitungsbewegungen machte. Dann ertönte ein lautes Hurra, als der Pfeil genau im Doppelring landete. Als die Anhänger des >Schmiede<-Teams Billy auf die Schulter klopften oder >gut gemacht!< riefen, strahlte er vor Freude und Erleichterung über sein ganzes ehrliches Gesicht.
    Der Ex-Sergeant Howard stand in einer Ecke der Bar, und ich drängte mich durch die Menge zu ihm hinüber.
    »So wie’s aussieht, steht die >Schmiede< ganz gut da.«
    »Eigentlich nicht, Jacky«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Billy und Jimmy Crump haben zwar gerade die Doppelzahlen gewonnen, aber das sind die ersten Punkte, die wir während des gesamten Abends gemacht haben.«
    Griff sah zu mir herüber und hielt zwei Bierseidel in die Höhe; er begann diese zu füllen, nachdem ich ihm zugenickt hatte. Auf seiner Stirn standen Schweißperlen.
    »Den ganzen Abend über sind wir im Trott gehalten worden«, sagte er und stellte die vollen Seidel auf dem Tresen ab.
    »Howard meint, es stünde nicht gut um uns.«
    »Er hat recht. Pitchard spielt hervorragend, fast gewinnt er ganz allein das Spiel.« Er verließ uns, um sich einem Gast zuzuwenden, der mehrere Krüge in einer Hand hielt.
    Der unbesiegbare Meisterschütze war ein lustiger, etwas rundlicher Mann mit hoher Stirn und leichter Stirnglatze.
    »Versuch mal, dir seine Pfeile anzusehen«, meinte mein Freund. »Die sind aus Wolfram. Wunderschöne Dinger. Haben bestimmt ein Vermögen gekostet.«
    »Vielleicht gewinnt er deshalb«, gab ich zu bedenken.
    Howard nahm einen Zug Bier und lächelte: »Es wäre das gleiche, wenn er mit Zaunpfählen werfen würde.«
    Erwartungsvolle Stille trat ein, als sich Pitchard und sein Partner gegen die beiden aus dem >Schmiede<-Team aufstellten, um das zweite Doppelspiel auszuführen. Aber es wurde eine einseitige Angelegenheit von dem Augenblick an, als der andere Nelson-Spieler, Bob Fischer, einen großen Vorsprung für sein Team mit einer doppelten Zwanzig rausholte. Mit hundertundsechzig Punkten hatte Pitchard schon vorher geglänzt, als er jetzt noch einmal zweiundsechzig Punkte machte.
    »Pint meint, du könntest es nicht auf die schwierige Art schaffen, nämlich mit ‘ner Doppelelf und Doppelspitze«, rief ein Besucher in einem farbenfrohen Fair-Isle-Pullover.
    Der untersetzte Mann stutzte und lachte dann: »Die Wette gilt, Tommy.«
    Er konzentrierte sich auf die Zielscheibe: der erste Pfeil flog in die Doppelelf, und bevor dieser noch richtig festsaß, sauste der zweite bereits in die Dopppelzwanzig. Lautes Beifallrufen und Applaus kamen aus den Reihen der Nelson-Fans. Die Einheimischen stöhnten.
    »Mensch, es wird einem schlecht vom Zusehen, findest du nicht?« fragte Howard.
    »Ist das das Ende gewesen?« fragte ich. »Ich hätte doch lieber zu Hause bleiben sollen.«
    »Noch nicht ganz. Jimmy Crump muß noch gegen Pitchard spielen im Einzel-Finale.«
    Man machte eine Pause, so daß die Gläser wieder neu gefüllt werden konnten. Dann trat der kleine >Schmiede<-Kapitän vor, ganz blaß vor Aufregung, ging bis zur Markierungslinie, verharrte einen Moment lang ruhig und warf. Seine erster Pfeil rasierte den Draht, der zweite ging mitten in die Doppelsechzehn, und man konnte ein Gemurmel der Erleichterung aus den Reihen

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