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Alle meine Schaefchen

Alle meine Schaefchen

Titel: Alle meine Schaefchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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Whist spiele.
    »Noch nicht, aber ich werd’s können, wenn das Turnier stattfindet«, antwortete sie vertrauensvoll.
     
    Der Pullover wuchs zu einem Gebilde heran, das aus einem Science Fiction Film zu stammen schien. Seine Schöpferin saß in einem Sessel am Kamin und arbeitete daran mit Nadeln herum, die so dick wie Daumen waren. Gelegentlich brummelte sie etwas vor sich hin, aber unsere spöttischen Bemerkungen überhörte sie geflissentlich.
    »Sollen wir ein Gehege bereitstellen, oder wird es unter der Treppe schlafen?« fragte John.
    Kopfschütteln war die einzige Antwort.
    Aber dann, als John und ich eines Abends ins Haus traten, entdeckten wir es ausgebreitet auf dem Wohnzimmerteppich: Es sah aus wie der grüne Pelz eines Bären.
    »Wunderbar«, rief ich aus, wie von mir erwartet wurde.
    John war noch nicht so erfahren in diesen Dingen. Er fragte: »Was ist das?«
    »Ihr seht hier«, unterrichtete sie ihn, wobei sie mich geschickt mit einbezog, »ein traditionelles Strickmuster aus Aran, das den Wilden aus dem hinterwäldischen Shropshire angepaßt wurde.«
    »Hm... es ist... sehr ungewöhnlich«, gab ich meinen Kommentar dazu, entschlossen, mich bei ihr beliebt zu machen.
    Als nächstes mußte man ihr das Whist-Spielen beibringen. Das war recht kompliziert, da sie Chinese Whist, eine Art zweihändige Form des Spiels, mit den beiden Kleinen spielte. Sie fand den Gedanken schwierig zu akzeptieren, daß man dabei einen Partner hatte.
    »Man spielt zwar als Paar miteinander, aber bei jedem Blatt wechselt man den Partner«, erklärte ich.
    »Aber am Ende des Abends wird derjenige, der die meisten Punkte hat, den Preis gewinnen«, sagte sie unheilvoll.
    Wir übten während einiger Spielrunden, wobei Shirley und ich gegen Nick und Vicky spielten. Dabei stellte sich heraus, daß wir uns da ein hübsches Pärchen potentieller Schwindler großzogen. Sie markierten unser Kartenspiel mit Kugelschreiberpunkten, geknickten Ecken und schummelten beim Punktezählen. Als der gewisse Abend da war, verabschiedeten sie uns, als würden wir in einen Kreuzzug ziehen und nicht zu einem geselligen Abend des Dorfes fahren.
    Man konnte etwa zwanzig Minuten rechnen für die Fahrt von Egerton bis zum Dorf Coreton, das auf der abgewendeten Seite des Berges lag. Als man sich noch mit Pferd und Wagen vorwärtsbewegte, mußte diese enge, schräg abfallende und kurvenreiche Straße ein wahrer Alptraum gewesen sein. Stetig führte sie einen höher auf dem Bergabhang hinauf, vorbei an stillen, aus Feldsteinen gebauten Bauernhäusern und scheinbar verlassenen Hütten, und erstreckte sich dann über das mit Hecken und Büschen bestandene Gemeindeland. Schafe liefen zwischen dem abgestorbenen Farnkraut umher oder hörten an den steilen Hängen mit dem Abrupfen der kurzen, leblosen Winterhalme auf und sahen uns beim Vorbeifahren an. Und einmal schreckten wir eine Gruppe halbwilder Ponies auf, die das Berggelände durchstöberten. Aber wir hatten nicht einen einzigen Menschen gesehen, bis die ersten Häuser des Dorfes auftauchten.
    Es hatte einmal eine Zeit gegeben, da war Coreton eine wohlhabende Gemeinde gewesen. Damals ist es in dieser Gegend den Steinbrüchen gutgegangen, für den Straßenbau war seinerzeit das blaue Gestein dieser Gegend sehr gefragt. An einer anderen Stelle des Berges wurde es noch immer abgebaut, aber inzwischen wurde die Arbeit der Menschen von Maschinen übernommen. Dadurch hatte sich die Nachfrage nach Arbeitskräften sehr verringert, und das Dorf war mitgeschrumpft. Auch jetzt noch nahm die Einwohnerzahl ab, da die jungen Leute fortgingen, um eine angenehmere Gegend und leichtere Lebensbedingungen zu suchen. Ein ähnliches Schicksal teilten viele der hiesigen Dörfer.
    Der Gemeindesaal war aus vorfabrizierten Bauelementen neben der kleinen Kirche mit dem quadratischen Turm errichtet worden. Als erstes erspähte ich den Pullover, der schon vorher hingeschickt worden war. Er lag ausgebreitet inmitten einer Anzahl weiterer Preise auf einem Tisch, unter anderem neben zwei gerupften und garnierten Hühnern sowie einer ältlichen Ente mit resigniertem Gesichtsausdruck in einem Drahtgitterkäfig.
    Ruth, von deren Tante die Wolle stammte, gehörte zu den Frauen, die hier eilfertig jedes und jeden richtig zu organisieren half, ob notwendig oder nicht.
    Als sie uns erblickte, kam sie auf uns zu.
    »Daraus ist wirklich ein schöner Preis für die Verlosung geworden«, sagte sie und hielt dabei den Pullover in die

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