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Alle meine Schaefchen

Alle meine Schaefchen

Titel: Alle meine Schaefchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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hört es sich aber immer noch an, als hätten die Nelsons gewonnen«, erwiderte sie. »Aber ich versteh’ ja nichts von dem Spiel.«
    Ich hielt es nicht für lohnenswert zu versuchen, ihr die Geschichte zu erklären.
    »Ist John schon zu Hause?«
    »Nein, noch nicht. Sollen wir auf ihn warten?«
    »Nein, er ist alt genug, um auf sich allein aufzupassen«, sagte ich. »Wir lassen die Tür unverschlossen und gehen zu Bett.«
    »Das hätten wir in London niemals gewagt«, sagte sie, als wir gemeinsam die Treppen hinaufgingen. »Jeder könnte reinkommen und sich frei bedienen.«
    »Falls man bei uns etwas Wertvolles findet, kann man mit demjenigen halbpart machen. Hauptsache ist, die vergessen nicht, die Pforte oben am Weg zu schließen, damit das Vieh drinnen bleibt,« sagte ich zu ihr.
     

7.

Wie man seine Karten richtig spielt
     
    D as Darting war im allgemeinen den Männern vorbehalten, eine Art Ersatzspiel zum Pfeil- und Bogen-Schießen des Mittelalters. Obgleich einige Teams auch Frauen als Mitglieder hatten, betrachtete man diese noch mit großem Argwohn und Mißtrauen, wenn es um den bitteren Ernst bei Wettkämpfen zwischen verschiedenen Vereinen ging. Diese Voreingenommenheit beruhte nicht auf greifbaren Tatsachen, aber die Frauen zeigten sich nicht in der Lage, sie abzubauen. Daher begnügten sie sich damit, ihr Männervolk einen Abend pro Woche von der Leine zu lassen.
    Als wir damals zum ersten Mal in Egerton ankamen und uns das leere Bauernhaus, die ruhig daliegenden Wirtschaftsgebäude sowie die von Frost überzogenen Weiden betrachteten, schien es uns, als würden wir hier zu freiwillig Ausgestoßenen der Gesellschaft werden, die auf einer ländlichen Wüsteninsel lebten. Aber statt dessen mußten wir erfahren, daß Menschen in unserer neuen Welt und Umgebung einen Seltenheitswert bekamen. Die Kinder wurden herzlich in der sieben Kilometer weit entfernt liegenden Dorfschule empfangen, die Einheimischen boten uns ihre etwas scheue Freundschaft an, und fast unmerklich wurden wir in das Leben dieser Gemeinde miteinbezogen.
    Shirley hatte sich einem Zirkel strickender Frauen angeschlossen. Es war ein Nebenzweig des örtlichen Frauenclubs, der eine Art weiblicher Mafia verkörperte, die ihre Fangarme überall in dem Distrikt ausgestreckt hatte. Jeden Dienstag abend machte sie sich dorthin auf den Weg, schleppte eine Tasche voller Ausrüstung mit und verbrachte dann die nächsten Stunden in dem Heim einer Freundin — rechtsstrickend, linksstrickend inklusive kompliziertem Überschlag. Sie war eine hervorragende Strickerin. Die meisten Abende, und besonders während der Wintermonate, war sie damit beschäftigt, Pullover, über die Ohren reichende Mützen, Schals, kurz fast alles, was sich aus Wolle herstellen ließ, zu stricken.
    »Falls wir die richtige Wolle dafür finden würden, könnte sie bestimmt auch Kühe fabrizieren«, sagte John bewundernd, nachdem er einen Pullover geschenkt bekommen hatte, der warm genug war, um ‘einen Eisbär zum Schwitzen zu bringen.
    Eines Abends kam sie von einer solcher Sitzung nicht nur mit der letzten Fortsetzung der sich immer weiter spinnenden Saga über das davongelaufene Liebespaar zurück — man erzählte sich, daß Alfie als LKW-Fahrer in Birmingham arbeite und Katie in einem Geschäft Geld verdiene — , sondern auch noch mit einem Armvoll Zeugs, das auf den ersten Blick wie fluoreszierender grüner Stacheldraht aussah.
    John hielt mit dem Reinigen seines Gewehrs inne, um zu fragen: »Willst du einen Zaun stricken?«
    Sie fand seine Frage durchaus nicht witzig.
    »Dieses wird der erste Preis bei der Verlosung anläßlich des Whist-Turniers, der vom Frauenclub in der Coreton Village Hall veranstaltet wird«, verkündete sie.
    »Ein Haufen Wolle?«
    »Das ist nicht nur einfache Wolle, das ist ein extra dickes Noppengarn. Ruths Tante hat es mal gekauft, aber nie die Zeit gefunden, daraus was zu machen.«
    »Du willst den Preis stricken?«
    »Einen Pullover.«
    »In der Farbe?«
    Sie beherrschte sich: »Das ist ganz was Besonderes.«
    »Damit hast du recht«, entgegnete ihr John aus sicherer Entfernung. »Derjenige, der ihn bekommt, wird wie ein Tennisplatz durch die Gegend laufen.«
    »Wenn er fertig ist, wirst du schon deine Meinung ändern«, sagte sie zuversichtlich. »Übrigens wirst du vielleicht sogar der Glückliche sein, der ihn tragen wird, da dein Vater und ich zu dem Whist-Turnier gehen werden.«
    Ich wies vorsichtig darauf hin, daß sie doch gar nicht

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