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Alle meine Schaefchen

Alle meine Schaefchen

Titel: Alle meine Schaefchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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Hund?«
    Der Hund sah ihn an, wedelte mit dem Schwanz und stand erwartungsvoll auf.
    »Er ist jetzt neun Jahre alt, auf unserem Hof geboren und großgezogen worden. Aber kein anderer Hund kommt an ihn ran, wenn es um solche Aufgaben geht.«
    Er ließ einen scharfen Pfeiflaut durch die Zähne vernehmen, und der Schäferhund lauschte aufmerksam.
    »Hol sie«, befahl der junge Mann mit einer entsprechenden Handbewegung, so daß der Hund in die richtige Richtung davonlief. Dann kletterte er an den Felsen hoch, bis er auf derselben Höhe mit den Schafen war.
    Aufmerksam beobachteten die Schafe sein Näherkommen, aber als es so aussah, als wollten sie sich davonmachen, hielt der Hund an und legte sich hin. Meredith pfiff, und er wandte sich von den Schafen ab. Dann kreiste er die Gruppe ein, langsam und vorsichtig; er ließ sich zwar von ihnen sehen, aber unternahm nichts, um sie zu erschrecken.
    »Seht ihr, wie er sie in Schach hält?« sagte John bewundernd.
    Meredith lächelte. »Wie ein Hermelin auf Kaninchenjagd.«
    Sobald der Hund weit genug hinter den Schafen war, ging er langsam bergab, indem er sich Zentimeter um Zentimeter über den rauhen Untergrund vorwärtsschob. Bevor er die Tiere auf dem Vorsprung erreichen konnte, bewegten diese sich auf uns zu. So nüchtern, wie ein Gläubiger hinter dem Sarg seines Schuldners herläuft, folgte ihnen der Hund.
    Sobald sie auf weniger steilem Gebiet angekommen waren, wollten die Schafe ihren Tritt beschleunigen und weiter bergab laufen. Aber Meredith stieß einen schrillen Pfiff aus, worauf der Schäferhund davonsauste, sich vor die Schafe stellte und sie zurücktrieb. Es war faszinierend zu beobachten, wie er jede ihrer Bewegungen im voraus ahnte und sie so lange vorantrieb, bis sie schließlich auf der Stelle anhielten, wo wir warteten. Der Hund legte sich hinter ihnen auf den Boden und sah Meredith an, um seine nächste Aufgabe entgegenzunehmen.
    Es war das erste Mal, daß Ian einen Hirtenhund bei der Arbeit beobachten konnte, obwohl er bereits im Fernsehen preisgekrönte Hunde in voller Aktion gesehen hatte. »Sie sollten ihn dafür aufstellen«, riet er bewundernd.
    Meredith fühlte sich zwar geschmeichelt, aber er schüttelte den Kopf. »Nein, denn solche Hunde sind wie Filmstars. Unserer kennt den Hof, die Schafe und das Land hier in der Umgebung, aber wenn man ihn irgendwo anders hinbringt, wird er wie ein verloren gegangener Welpe reagieren. Außerdem würde ihn die Menschenmenge verwirren.«
    »Und was geschieht nun?« fragte ich ihn.
    »Das sind die letzten, die ich einfangen mußte. Ich treibe sie jetzt zum Hof zurück. Warum kommen Sie nicht mit und sagen der Familie guten Tag, falls Sie Zeit dazu haben?«
    Ich hätte vielleicht die Einladung abgelehnt, aber unser Gast wollte ihr gern folgen, so machten wir uns also auf den Weg.
    Meredith befahl dem Hund: »Ab nach Hause! Los, bring sie nach Hause!«
    Das Tier drängte die Schafe zum Aufbruch und trieb sie in einem stetigen Schritt voran, während wir vier ihnen folgten.
    Die Holt-Farm war nicht weiter als einen guten Kilometer von der Stelle entfernt, an der wir uns begegnet waren. Sobald wir uns die steile Spur hochgequält und den Kamm des kahlen Berges überwunden hatten, sahen wir den Hof unter uns liegen.
    Wie die meisten Häuser dieser Gegend, war auch das Holt-Farmhaus so gebaut, daß es das unbeständige Bergklima gut vertragen konnte, und nicht, damit es einen ästhetisch angenehmen Eindruck machte. Es klammerte sich an den Boden wie eine Napfschnecke an den Felsen.
    Die kleinen Weiden, die unmittelbar um die Gebäude herumlagen, waren mit einer Mischung von Feldsteinen und Dornenhecken eingezäunt. Jetzt grasten darauf eine Menge Schafe und Lämmer, die meisten davon waren Waliser Bergschafe und eine hiesige Mischrasse — kluge und vernünftige Tiere;, die selbst beim schlimmsten Wetter allein zurechtkamen.
    »Wir haben so an die tausend Schafe, wenn man die vierhundert mitrechnet, die wir auf den Gemeindeweiden laufen lassen«, erklärte uns Meredith.
    Sein Vater William — er war eine etwas ältere Ausführung des gleichen Modells — sowie ein schlankerer jüngerer Bruder arbeiteten auf einer der eingezäunten Koppeln. Sie untersuchten die Schafe, markierten mit Hilfe eines Eisens die Lämmer mit einem großen grünen M, das von einem Kreis umgeben war. Ein Dutzend Mutterschafe stand, gesondert von den anderen, in einem kleinen Pferch.
    Vater und Bruder kamen auf uns zu, wurden vorgestellt und

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