Alle meine Schaefchen
kamen, rückte sie ein wenig zur Seite, um uns ihre Familie zu zeigen.
Es waren zwei Kätzinnen — eine Schildpattkatze sowie eine wuschelige Schwarzweiße — und ein kleiner schwarzer Kater, dessen Fell leicht dunkelbraun schimmerte, wenn die Sonnenstrahlen darauf schienen.
Man konnte wirklich froh sein, daß Tinker nichts gegen Besucher hatte, denn die Kinder lebten fast nur noch im Stallgehege. Ein unermüdlicher Strom von Mädchen und Jungen mit roten Wangen ergoß sich dorthin und bestaunte mit vielen Ohs und Ahs die Babies. Allerdings mußten wir zwei kleine Bürschchen trennen, die sich handfest in die Haare kriegten, weil sie sich nicht einigen konnten, welcher von ihnen nun das schwarzweiße Kätzchen bekommen würde. Und dabei standen die beiden noch nicht einmal auf der Liste der vielleicht in Frage kommenden Anwärter!
Doch nicht alle auf dem Hof wurden gleich gern von Tinker gesehen. Der arme Terrier Peter flog in hohem Bogen mit einem bösen Kratzer auf der Nase raus, als er ihr seine Aufwartung machen wollte. Solche Behandlung hatte er nicht verdient, denn er war sonst ein gern gelittener Freund von ihr.
Der Tag kam, an dem die Mutter beschlossen hatte, daß ihre Kleinen nun groß genug waren, um die Welt draußen kennenzulernen. So brachte sie sie eines Abends in den Melkstall mit, um mit ihnen gemeinsam aus dem Milchschüsselchen zu schlappem.
Armer Barney! Die ärgsten Befürchtungen aller Scheunenkatzen waren in vollem Maß gerechtfertigt. Die Knirpse drängten ihn einfach ohne viel Federlesens von der gemeinschaftlichen Futterquelle fort. Da er zu gutmütig war, um sich zu wehren, mußte er einen Meter entfernt warten, was er mit protestierendem Miauen tat, bis sie sich unter den aufmerksamen Blicken ihrer Mama bis zum Platzen sattgetrunken hatten. Seine Klagerufe wurden einfach überhört. Er hatte sich mit dem zufriedenzugeben, was das Trio ihm übrig ließ.
Abgesehen von den Milchrationen im Melkstall, lag es bei der Mutter, sich um die Ernährung der Neugeborenen7 zu kümmern. Es war wirklich erstaunlich, wie mühelos aus unserer eleganten Katzendame ein unermüdlicher Jäger geworden war. Ständig schien sie an uns vorbeizuhuschen und trug entweder eine Ratte oder eine Maus im Maul.
Als sie etwas älter waren, brachte Tinker ihren Katzenkindern das Jagen bei, indem sie lebende Beute nach Hause schleppte. Als es Zeit wurde, ihnen das Säugen abzugewöhnen, verhinderte sie die Möglichkeit, an ihren Zitzen zu saugen, indem sie sich schlicht und einfach auf den Bauch legte. Wenn die Kleinen dennoch darauf bestanden, wurden sie handfest abgewiesen. Das war zwar etwas schmerzlich, aber höchst wirksam.
Es bestand nie der geringste Zweifel, daß wir sie alle behalten würden, aber der Zwischenfall, in den auch Daisy Cow verwickelt wurde, beschleunigte ganz bestimmt ihren Abschied von Egerton. Sie hatten es sich angewöhnt, gemeinsam mit ihrer Mutter in den Melkstall zu kommen; während sich Tinker allerdings nie um die Kühe kümmerte, stand es in der Beziehung ganz anders mit den Kätzchen: sie langweilten sich.
Zunächst versuchten sie sich als Seiltänzer auf den Vakuumröhren, die oberhalb der Kühe angebracht waren. Das machte ihnen großen Spaß, bis sie dann herunterfielen, auf dem Rücken einer erschrockenen Milchfabrik landeten und sich dort mit den Krallen festklammerten, um sich zu retten. Da die Kühe die Kätzchen nicht treten konnten, gaben sie sich die größte Mühe, mir eins auszuwischen.
Das war an sich schon schlimm genug, aber ihr Trapezakt an den Melkutensilien der armen Daisy, währenddessen sie an den Zitzen schaukelten, war das Ende! Das normalerweise ruhige und gelassene Tier wurde beinahe wahnsinng, und mir wurden fast die Eingeweide herausgetreten durch ihren ausschlagenden Huf. Ohne daß sie den Boden berührten, flogen die Schuldigen im hohen Bogen aus dem Melkstall, und die Tür wurde fest zugeknallt.
Voller Selbstmitleid humpelte ich zum Frühstück ins Haus und setzte Shirley und den Kindern ein Ultimatum.
»Sucht euch ein Kätzchen aus, das ihr behalten wollt, und die andern beiden werden verschenkt. Oder ich stopfe die ganze Bande in einen Sack und schmeiße ihn in den Teich.«
Nach einem ersten Entsetzen über meine Worte stritten sie sich dann anschließend, welches Katzenkind sie behalten wollten.
Es war bei uns noch der Job einer Hauskatze zu vergeben, weil Tinker das Leben im Haus selbst geringschätzte. Daher wurde nach langem Hin und Her und
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