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Alle meine Schaefchen

Alle meine Schaefchen

Titel: Alle meine Schaefchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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alt, Silbergeschirr aus Sheffield, und weniger als fünfzig Pfund«, sagte sie und zeigte sie ihrem Mann. »Findest du nicht auch, daß das ein Schnäppchen war?«
    Die Schale war wirklich sehr schön.
    John stieß ihn in die Seite: »Das sind vier Mutterschafe.«
    Ian sah ihn an: »Tatsächlich?«
    »Vielleicht sogar fünf oder sechs, kommt auf die Preise an.«
    Anne blickte von einem zum anderen. »Worüber sprecht ihr eigentlich?«
    »Nur über etwas, was wir heute gesehen haben.«
    Noch vor dem Melken am Abend fuhren sie zurück. Wir winkten hinterher und kümmerten uns dann um unsere Pflichten. Für die nächsten Stunden kam uns unser Haus sehr leer vor.
    »Nun erzähl mal, was habt ihr genau gemacht?« bat mich Shirley, als wir später am Abend beieinander saßen. Sie hatte wieder ihre Strickarbeit zur Hand genommen und produzierte neue Quadrate.
    Ich berichtete von unserem Besuch auf der Holt-Farm und von dem Eindruck, den das Ganze auf Ian gemacht hatte.
    »Glaubst du, daß Anne den neuen Job annehmen wird?«
    Sie schenkte ihre Aufmerksamkeit erst einer herabgefallenen Masche, die sie wieder aufnahm, bevor sie mir antwortete.
    »Wahrscheinlich ja. Dann verdiente sie mehr, und sie möchten ein größeres Haus haben. Das wäre eine gute Anlage für die Zukunft, meinte Anne.«
    »Und Ian?«
    Überrascht blickte mich Shirley an: »Er ist der Meinung, daß diese Entscheidung vom Finanziellen her klug ist.«
    »Und das Baby?«
    »Das wird wohl noch ein bißchen länger warten müssen, nehm’ ich an.«
    »Oder für immer?«
    »Oder für immer.«
     

12.

Die waghalsigen Kätzchen auf dem fliegenden Trapez
     
    M eine kleine Nebenaffäre lief zur Zeit nicht sehr gut. Unbeständig war meine Freundin, und das Ergebnis ihrer Untreue wurde zunehmend sichtbarer. Unser morgendliches Stelldichein hielt sie zwar immer noch ein und wartete auf der Gartenmauer auf mich, bis ich zum Melken aus der Tür trat. Aber jetzt zog sie es vor, aufgehoben und in den Melkstall hinübergetragen zu werden, anstatt auf meine Schultern zu springen. Tinker, unsere Katze aus dem Kuhstall, sollte bald Junge zur Welt bringen.
    Der Vater war ein halbwilder, getigerter Kater, der das Gebiet um unsere Farm herum zu seinem Jagdrevier erklärt und vielleicht einem der früheren Besitzer gehört hatte. Die Kinder behaupteten, sie hätten die beiden beobachtet, als sie im Mondschein miteinander >sangen<.
    In unserem Distrikt gab es eine schwankende Bevölkerungszahl von Katzen. Sie zogen von Bauernhof zu Bauernhof, wie es ihnen gerade in den Sinn kam. Und bezahlten für die Milchrationen, indem sie das Ungeziefer bekämpften. Auf einem Bauernhof ist immer noch Platz für eine zusätzliche Katze, und am größten ist die Nachfrage nach Kätzinnen, weil sie kleine Katzen werfen und deswegen die besten Jäger sind. Tinker hatte wunderschönes gelbbraunes Fell und faszinierende grüne Augen; für ihre Kleinen gab es bereits eine Warteliste.
    Natürlich nahm die Arbeit auf dem Hof den zweiten Platz an Wichtigkeit ein, seit man wußte, daß ein derartiges Ereignis wie der Wurf von kleinen Katzen bevorstand. Und besonders, wenn man meine Familie kannte. Morgens kamen die Kinder die Treppe heruntergestürzt und hofften, die kleinen Katzenkinder bereits am Frühstückstisch sitzen zu sehen. Und abends trabten sie nach der Schule eiligst ins Haus mit der Frage: »Sind sie da?«
    Ihre größte Sorge bestand darin, daß Tinker vielleicht einen unerreichbaren Platz aussuchen könnte, um dort ihre Familie zu bekommen. Ihre Freunde kannten zahllose Geschichten, in denen ungesehene und unerwartete Kätzchen vorkamen, bis dieselben irgendwann einmal halb erwachsen und halb wild auftauchten. Glücklicherweise war unsere Katze nicht von dieser Art.
    Eines Morgens saß sie nicht wartend auf der Gartenmauer und tauchte auch nicht auf, als ich im Anschluß an das Melken mit ihrem Schüsselchen Lärm machte. Statt ihrer wurde durch den Lärm Barney, der große kastrierte Kater, der in der Scheune lebte, herbeigelockt. Er miaute und stemmte zärtlich seinen Kopf gegen mein Gesicht, als ich mich niederbeugte, um. ihn zu streicheln. Aber von der kleinen Kätzin war nichts zu sehen.
    Nach dem Frühstück machten Shirley und ich uns daher auf die Suche in den Stallungen. Es war nicht sehr schwierig, sie zu finden. In einem Nest aus dichtem Stroh lag sie eingekuschelt gemeinsam mit drei noch blinden kleinen Katzenkindern in einer leeren Box für Rinder. Sobald wir in ihre Nähe

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