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Alle meine Schaefchen

Alle meine Schaefchen

Titel: Alle meine Schaefchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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zwei weitere Gäste anwesend. Griffs immer heitere Frau bediente. Fragend blickte sie auf unseren Freund, der einen intensiven und, gelinde ausgedrückt, recht aromatischen Duft um sich her verbreitete.
    »Soll’s Bier sein, Jacky?« fragte sie auf ihre freundliche Art.
    »Halbe Liter, bitte.«
    Mit einem einzigen Zug goß Ian seinen zur Hälfte hinunter.
    »Das Zeug läuft einem zwar die Gurgel hinunter, aber deswegen nützt es den Händen noch lange nichts.«
    Er zeigte mir auf den Innenseiten seiner Hände offene Blasen. Diese schienen einen zweiten halben Liter verdient zu haben. Ich bestellte ihm also noch einen, den er ebenfalls unverzüglich in Angriff nahm, während wir uns noch mit dem ersten abmühten. Dann wurde es Zeit, uns zum Mittagessen auf den Heimweg zu machen.
    Anne schien sich völlig der Küche bemächtigt zu haben. Um ihre schlanke Taille hatte sie sich eine Schürze gebunden und eilte geschäftig umher, während die Bauersfrau selbstgefällig dabeisaß und sie gewähren ließ.
    »Du siehst aus wie der Wilde Mann aus dem dunklen Wald«, sagte Anne zu ihrem Mann.
    Er hob sie hoch und tanzte mit ihr durch den Raum und drohte dabei, Stühle und Tisch umzustoßen, was er jedoch geschickt verhinderte. Als sie sich wehrte, gab er ihr einen schmatzenden Kuß und stellte sie wieder auf den Boden. Es war eine Geste des Aussöhnens gewesen, man sah ihr an, wie glücklich sie darüber war.
    Nachdem wir ein sehr schmackhaftes Gericht aus Eiern, Lauch und überbackenem Käse gegessen hatten, brachen sie zu einem Spaziergang über unser kleines Anwesen auf, wobei sie unser unermüdlicher Terrier begleitete.
    »Was steckt hinter dem Ganzen?« fragte ich Shirley, als wir allein waren.
    Sie machte sich an den Abwasch, und mir drückte sie einfach ein Tuch in die Hand, so daß ich das Abtrocknen übernehmen mußte.
    »Man hat Anne einen Job bei einer Tageszeitung angebo-ten. Ian möchte gern eine Familie gründen.«
    »Ich dachte, sie hätten sich damit abgefunden, daß sie keine Kinder kriegen kann.«
    »Offenbar gibt es doch eine Chance, wenn sie sich mehr schonen würde. Anne hat einen Spezialisten befragt, und der meint, daß die Hetze und ewige Raserei mit daran schuld sein könnten. Du weißt ja, wie sie leben.«
    »Wo liegt dann das Problem? Sie wollen doch alle beide eine Familie.«
    Ich sah mich vergeblich nach einem trockenen Platz um, damit ich die Teller abstellen konnte. Shirley nahm sie mir aus der Hand und brachte sie in einem Wandschrank unter. Offensichtlich gehörten sie dorthin.
    »Dieser neue Job ist eine einmalige Gelegenheit und genau das, was Anne sich schon immer gewünscht hatte. Möglich, daß sich so was nie wieder ergibt.«
    Es hörte sich ganz nach dem mir wohlbekannten, klassischen Dilemma im Kampf ums berufliche Vorankommen an.
    »Nun, die beiden müssen sich allein entscheiden. Aber Anne wird nicht jünger, und damit wird’s später noch schwieriger.«
    Abends saßen wir gemütlich am Kamin und sprachen über gemeinsame Freunde und Erlebnisse. Gegen halb elf zogen wir uns entschuldigend zurück und überließen sie sich selbst.
    »Ihr könnt ja noch aufbleiben, aber ich muß früh raus wegen des Melkens. Wir sehen uns dann beim Frühstück.«
    Ian, frisch gebadet und ganz entspannt, erwiderte: »Wir bleiben noch ein Weilchen hier.«
    »Ihr könnt die ganze Nacht aufbleiben, wenn ihr wollt«, sagte Shirley.
    Es lag ihnen offensichtlich daran, allein miteinander zu sein.
     
    Am nächsten Morgen war noch die Hälfte der Kühe zu melken, als plötzlich zu unserer Überraschung Ian im Melkstall auf tauchte. Zunächst stand er eine Weile beobachtend dabei, und dann half er, den Rest der Kühe durch die Anlage zu schleusen. Als die Milch gekühlt war und wir die Kannen auf den Transportanhänger des Traktors gehievt hatten, brauchte man ihn nicht zweimal zu bitten, sie nach oben auf unseren Stand an der Straße zu fahren. Mit aufheulendem Motor machte er sich davon. Als er sich nochmals winkend umdrehte, zeigte er das Grinsen eines fröhlichen Schuljungen.
    Seine Begegnung mit Jock, dem Fahrer des Milchlasters, der sich herzlich freute, einen schottischen Landsmann zwischen all diesen heidnischen Sachsen zu entdecken, beschwingte ihn derart, daß er in bester Laune zurückkehrte.
    »Ein feiner kleiner Mann«, sagte er in übertriebenem Akzent, so daß seine Frau, die für alle das Frühstück bereitete, kichern mußte.
    »Ja, er ist ein sehr wichtiger Mann in dieser Gegend«, pflichtete

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