Alle meine Schaefchen
Sie das nächste Mal wieder in der Stadt sind, schau’n Sie wieder bei mir rein.«
»Und was machen wir mit der, die ich Ihnen herbrachte?«
»Lassen Sie sie hier; wir werden uns ihre Innereien ein wenig genauer betrachten.«
Ich bedankte mich und fuhr nach Egerton zurück.
Zunächst hatte Shirley große Bedenken, unsere Neuanschaffung zu benutzen, weil Geschichten grassierten, in denen Leute dadurch ein paar Zehen eingebüßt hatten. Natürlich verhöhnte ich sie mit einer derart albernen Vorstellung.
»Das ist nur Altweibergewäsch«, versicherte ich ihr. »Ganz bestimmt geschieht so was nicht, und außerdem läufst du ja nicht rum und flirtest mit den Zehen, oder?«
»Übrigens gibt es unter den Tieren eins, das das zweizeilige Faultier genannt wird«, sagte John mit ernstem Gesicht zu ihr. »Und niemand betrachtet es geringschätzig, weil es nur zwei Zehen hat.«
Doch selbst nach dieser beruhigenden Information wollte Shirley nicht so recht an die Sache ran, bis ich ihr endlich die Maschine vorführte.
Aber nach den Erfahrungen mit unserem alten bangbüxigen Rasenmäher aus London war dieser ein magisches Wunder. Selbst die dicksten Grasbüschel wurden von ihm zerhackt; wie ein routinierter Bartscherer rasierte er die widerspenstigen Wurzeln der Johannisbeer- und Stachelbeerbüsche’ ab; und er kantete die flachen Steine, die dazwischen lagen, mit einem zufriedenstellenden >Sching< ab.
»So was soll man nicht machen«, bevormundete mich Shirley, nachdem sie die Gebrauchsanweisung gelesen hatte. Aber zu dem Zeitpunkt machte ich einem Dornengestrüpp das Leben zur Hölle. Nach zwei Stunden Arbeit war der Garten völlig verändert.
Am nächsten Tag rief ich den Händler an, um ihm mitzuteilen, daß wir die Maschine behalten würden. Er zeigte sich überhaupt nicht erstaunt, sondern fragte nur: »Und wie geht’s den Füßen Ihrer Frau?«
»Noch dieselbe Länge.«
»Raten Sie ihr, vorsichtig zu sein«, antwortete er. »Man sagt, wenn man zu viele Zehen verliert, hat man Schwierigkeiten, das Gleichgewicht zu halten.«
»Das zweizehige Faultier hat sich ganz gut eingerichtet«, entgegnete ich.
Er war tief beeindruckt und dankte mir für den Hinweis. »Das nächste Mal, wenn jemand zu mir kommt, um sich einen neuen Rasenmäher anzusehen, werde ich die Information weitergeben — falls Sie nichts dagegen haben«, sagte er.
Ich hatte nichts dagegen.
Daher konnte man, wenn man wollte, diese Gartenparty auch als einen Tribut an unser technisches Zeitalter betrachten. Doch davon waren Shirleys Freundinnen nicht sonderlich beeindruckt. Ihr Geplauder konnte ich hören, weil nur eine alte Mauer aus Stein uns trennte und ich damit beschäftigt war, mit einer Mistgabel ein Kalbsgehege auszumisten. Eifrig waren sie dabei, Ableger und Topfpflanzen zu tauschen; in freundlichem Ton feilschten sie miteinander, und in ihren Tauschhandel streuten sie hin und wieder Klatsch über Lebensmittelpreise, Kinder und Skandalgeschichten der Umgebung ein.
Shirleys tüchtige Freundin Ruth war auch dabei, ich konnte sie an ihrer Stimme erkennen. Die verlassene Ehefrau, Nellie Morris, erschien vollbeladen mit in Töpfen gezogenem Farnkraut. Sie sah abgespannt und müde aus.
»Sie fangen also mit dem Schneiden an?« fragte sie und zeigte dabei auf John, der an dem Traktor herumhantierte.
»Und wie steht’s bei Ihnen?«
»Edward hat bereits einen Anfang gemacht, aber es ist viel für einen Jungen, der allein ist.«.
»Keine Anzeichen, daß vielleicht Alfie wie damals mit dem Lammen kommen wird?«
»Nein, diesmal nicht.«
Ich half ihr, die Pflanzen aus dem Kofferraum zu heben.
»Können wir Ihnen irgendwie helfen?«
Sie lächelte. »Wir werden’s schon schaffen, und außerdem hab’ ich Brüder, die darauf achten werden, daß uns die Heuernte nicht verlorengeht, sobald sie ihre eigene unter Dach und Fach haben.«
»Dann wollen wir nur hoffen, daß das Wetter gut bleibt«, erwiderte ich.
Shirley kam herbei. »Oh, Farn! Sie sind die einzige, die Farn mitgebracht hat. Davon möchte ich gern selbst ein oder zwei Pflanzen haben...«
»Sieht so aus, als hätten Sie eine Marktlücke entdeckt«, sagte ich zu Nellie. »Nutzen Sie das aus und schröpfen Sie die Damen ordentlich. Nehmen Sie auf keinen Fall weniger als zwei Kakteen pro Farn.«
Vollbeladen mit Blumentöpfen machten sie sich davon.
Die Milchkälbchen wußten meine harte Arbeit zu schätzen, als sie in das saubere Gehege mit der neuen Spreu zurückgebracht
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