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Alle meine Schaefchen

Alle meine Schaefchen

Titel: Alle meine Schaefchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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passierte.«
    »Als sie das Milchfieber hatte, ist sie da nicht schwer hingefallen? Ich fürchte, sie hat diesmal tief drinnen die Sache noch verschlimmert. Vielleicht sogar das Becken...«
    »Was können wir tun?«
    »Den Tierarzt rufen, damit er sie sich anschaut und sagt, was er davon hält. Was mich betrifft, so gefällt mir die Sache ganz und gar nicht.«
    »Du kannst mir keinen Rat geben?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nur was ich bereits sagte.«
    Seine Zurückhaltung schien mir unheilvoll zu sein.
    Bei so vielen helfenden Händen war das Reinigen im Nu erledigt. Shirley rief Ted Gray an, der versprach, am nächsten Morgen vorbeizukommen, und John und ich fuhren mit Ellis und Thomas zur >Schmiede<, um auf die Schnelle ein Bier zu trinken.
    Es war ein angenehmer und milder Abend, und die >Schmiede< war voller Gäste aus der Stadt; glücklicherweise zogen diese es vor, in der etwas eleganteren Salonbar zu sitzen, so daß die Gaststube für uns blieb.
    Griff und seine Frau hatten alle Hände voll zu tun, dennoch fanden sie Zeit, um uns zu bedienen und zu fragen: »Kommst du mit der Heuernte gut voran, Jacky?«
    »John hat heute die erste Wiese gemäht. Bleibt das Wetter ‘so gut?«
    Er lachte. »Wenn ich die Frage mit Sicherheit beantworten könnte, brauchte ich hier nicht am Zapfhahn zu stehen und Bier einzuschenken. Aber es sieht so aus, als hielte sich das Wetter noch ein wenig. Auf jeden Fall wird’s so gut sein für dich wie für uns alle.«
    Ein junger Städter mit einem dichten Bart klirrte nebenan in der Salonbar mit seinem leeren Glas und spähte um die Teilungswand nach der Bedienung.
    »Glücklicherweise sind solche Typen nicht Bauer geworden«, meinte Griff und wies mit einer schnellen Kopfbewegung in dessen Richtung. »Der würde dem Gras nicht ausreichend Zeit geben, damit es wachsen kann.«
    Er ging hinüber, um den ungeduldigen Gast zu bedienen, so daß Ellis und ich allein zurückblieben, während John und Thomas mit den Pfeilen spielten.
    »Du meinst also, es ist schlimm?« fragte ich.
    Er blickte mich scharf an und sah dann zur Seite. »Der Sommer ist da, Jacky. Es gefällt mir nicht, wie Whitey aussieht.«
    Einige unserer Freunde traten ein. So berührte ich das Thema nicht weiter und nahm mir vor, auf Ted Grays Urteil zu warten.
     
    Nachdem der Tierarzt die arme Whitey am nächsten Morgen untersucht hatte, sagte er, daß ihm ihr Zustand überhaupt nicht zusage. Sogar in meinen Augen, obgleich ich fest entschlossen war, optimistisch an die Sache ranzugehen, sah sie miesepeterig und unglücklich aus und ließ ihren Kopf hängen.
    »Hinkt sie schon seit langem?« fragte er im Anschluß an die Untersuchung.
    »Nicht so schlimm wie jetzt, aber seit dem Kalben war sie nie wieder so recht in Ordnung gekommen. Ich möchte sagen, daß sie bis gestern eher steifbeinig lief als daß sie humpelte.«
    »Haben Sie gesehen, als sie fiel?«
    »Nein. Ist es Was Ernstes?«
    »Wie die Sache aussieht, hat sie sich ‘ne böse Zerrung zugezogen; ein Muskel zwischen Becken und innerer Beinseite.«
    »Schlimm?«
    »Verflucht böse Geschichte«, erwiderte er ohne Umschweife und füllte eine Spritze. »Ich geb’ ihr als Medikament Antibiotika und etwas, was sie wieder zu Kräften kommen läßt. Versuchen Sie, sie so ruhig wie möglich zu halten. Das wichtigste ist Ruhe.«
    »Kann sie trotzdem raus auf die Weide?«
    Als er ihr die Spritze gab, reagierte die Kuh kaum.
    »Ja, lassen Sie sie raus, aber nicht weit vom Haus weg, und versuchen Sie zu verhindern, daß die andern sie herumschubsen. Sie ist sehr wacklig auf den Beinen.«
    »Hat sie Chancen?«
    Der Tierarzt legte die Instrumente aus der Hand. »Fünfzig zu fünfzig, vielleicht schlechter. Sie ist schon recht alt, und bei einer derartigen Geschichte kann man nie so recht den ganzen Schaden erkennen. Ich laß Ihnen für sie etwas da und werde in zwei Tagen nochmals vorbeisehen. Falls Sie mich vorher brauchen, wissen Sie ja, wie Sie mich erreichen können.«
    Nachdem er fort war, ließen wir die Kuh hinaus und folgten ihr, als sie langsam auf die Fünfhektarweide ging.
    »Es muß noch steifer geworden sein, sieht schlimmer aus als vorher«, meinte John. »Es strengt sie wahnsinnig an, überhaupt das Bein zu benutzen.«
    Ich antwortete nicht, es gab nichts mehr zu sagen.
    Arme Whitey! Vor unseren Augen siechte sie dahin, und es gab nichts, was wir für sie hätten tun können. Ihre Beschwerden verschlimmerten sich. Das Bein konnte sie nun fast nicht mehr

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