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Alle meine Schaefchen

Alle meine Schaefchen

Titel: Alle meine Schaefchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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beschwörende Musik zustande, die gut zu der Umgebung paßte. Seine Stimme war schon alt, aber immer noch melodisch; als ihn daher die anwesenden jungen Männer aufforderten, sang er ein populäres Liedchen, das von einem mannstollen Weib und deren Techtelmechteln mit den Knechten handelte.
    »Von dieser Art von Liedern haben wir jetzt aber genug gehört«, rief Ria, die darüber genauso gelacht hatte wie alle andern. »Wir haben auch Jungvolk unter uns. Für eure Gastwirtschaften mag das gut genug sein, aber nicht für dieses Haus.«
    »Entschuldigung, Missus«, sagte der kleine Mann; aber er sah alles andere als reumütig aus.
    Della brachte für beide Teller mit Essen, und ihr Mann folgte mit großen Krügen, voll mit starkem, selbstgebrautem Bier.
    »Du bist ein prächtiges Mädel«, sagte Onkel Russell zu der frischgebackenen Braut und versuchte, allerdings vergeblich, sie zu packen. »Wenn ich’n paar Jahre jünger wär...«
    »Wärst du immer noch zu alt für ihre Mutter«, warf Ria dazwischen.
    Der ungestüme Gast schlug sich gegen den Leib. »Was? Ich und zu alt? Du kannst wohl keine Muskeln erkennen, selbst wenn du welche vor dir siehst, Mädchen?«
    Die Gastgeberin piekte ihn mit einem langgestreckten Finger. »Ich hab’ genug Schweinefleisch gesalzen, um Speckschichten erkennen zu können.«
    Russell hub an, sein Hemd aus der Hose zu zerren, um seinen männlichen Oberkörper vorweisen zu können, so daß Aaron ihn zurückhalten mußte. »Entkleide dich lieber nicht, Onkel, du weißt doch, wie diese Waliser Frauen sein können.«
    »Ja, und ob ich das weiß!« sagte der alte Mann mit Begeisterung, und er schmatzte mit den Lippen.
    Ria ließ ihn fertig essen, doch dann griff sie ihn wieder an.
    »Erzähl nur nicht, du wärst mit leeren Händen gekommen, du alter Geizhals.«
    Das wurmte ihn. »Ich und mit leeren Händen? Es ist im Auto, aber erst muß ich dafür was kriegen.«
    Alle warteten gespannt.
    »Was willst du kriegen?«
    »Einen Kuß von der Braut.«
    Della packte ihn am Bart. »Den kannst du sofort haben.«
    Der alte Mann hielt sie fest und flüsterte ihr was ins Ohr, was alle zu verstehen versuchten.
    Dann trat das Mädchen einige Schritte zurück und hob ihren Rock hoch, um ihre langen, wohlgeformten Beine in Strumpfhosen vorzuführen.
    »Aber Onkel Russell! Wo warst du denn all die vielen Jahre? Frauen tragen doch keine Strumpfbänder mehr!« rief sie.
    »Steh da nicht so rum!« rief der junge Ehemann in barschem Ton. »Wir wissen alle, daß du Beine hast.«
    Aaron nickte voller Bewunderung. »Sogar verflucht gute Beine obendrein...«
    Das Problem löste sich, als Ria in der Schublade einer Kommode herumsuchte und schließlich ein verblichenes Seidenstrumpfband mit einer großen Show-Rosette hervorkramte, auf der zu lesen war >zweiter Preis<.
    »Bring ihm dieses hier, Della-Liebes«, sagte sie.
    Offensichtlich war es nicht genau das, was Onkel Russell vorgeschwebt hatte, aber unter dem allgemeinen Gelächter und unter Zurufen nahm er es dankend entgegen und streckte es mit seinen breiten Händen.
    »Wird schon gehen; komm, hilf uns, Thomas.«
    Wir anderen warteten drinnen, während der alte Mann und der muskulöse Cousin in Richtung Auto davongingen. Als sie zurückkamen, trugen sie einen Sack.
    »Was, zur Hölle...?« fing Aaron an zu schimpfen, als etwas im Sack zu strampeln begann.
    Aber es war bereits zu spät. Onkel Russell löste das Ende der Schnur, die die Sacköffnung zusammengehalten hatte, und ließ ein Schwein von beachtlicher Größe auf den Boden purzeln. Das seidene Strumpfband war um seinen Hals gespannt.
    »Das hier ist mein Geschenk, falls du’s erwischen kannst«, brüllte der alte Mann lachend.
    Dazu brauchte es keine zweite Aufforderung. Die gesamte jüngere Generation setzte sich hinter dem Tier her, das quiekend zwischen Beinen hindurch, um Stühle herum und unter Tische ins nächste Zimmer und wieder zurück flüchtete. Während fünf Minuten herrschte ein höllisches Durcheinander, bis es Aaron schließlich gelang, das Tier an einem Bein zu erwischen und es dann am Strumpfband festzuhalten.
    »Schafft sofort das Schwein aus dem Haus!« befahl Ria atemlos.
    Harry Cleeton, der übers ganze Gesicht strahlte, als hätte er gerade ein Vermögen geerbt, packte das Tier und sah unverzüglich nach, welches Geschlecht es hatte.
    »Es ist eine Sau«, informierte ihn Onkel Russell. »Und zwar eine gute. Ihr könnt sie zum Züchten nehmen oder auch aufessen, ganz wie ihr

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