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Alle meine Schaefchen

Alle meine Schaefchen

Titel: Alle meine Schaefchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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begann, wobei die Landbevölkerung die Daumen hielt, daß die Schicksalsgöttinnen so gnädig seien, während zweier Wochen keinen Regen fallen zu lassen.
    Eine Glückssträhne war wirklich überfällig. Ich mußte den Stock zur Hilfe nehmen, weil mein Hüft- und Rückenproblem nach einer Ruhezeit wieder aufgeflammt war. Es war das Ergebnis einer Arbeit, die wir uns mit unserem Nachbarn Willem geteilt hatten: zwei Laster voll Abfallgestein, ungefähr sechzehn Tonnen, hatten wir auf unserem Weg verstreut, um die Schlaglöcher zu füllen, die durch die Regengüsse im Frühling entstanden waren. Arbeit und Kosten hatten wir uns geteilt. Das war notwendig gewesen, aber es war ganz klar, daß ich nach der Anstrengung, die Steine zu schaufeln, ein paar Tage mit einem Stock herumhumpeln würde. So hieß ich das warme trockene Wetter doppelt willkommen: man konnte nicht nur mit dem Heumachen beginnen, sondern es linderte auch meine Pein.
    Übrigens war John ein viel geschickterer Traktorfahrer, wenn es ums Mähen ging. Diese Arbeit machte ihm Spaß, und seine jungen Knochen ertrugen die Stöße und das Durchgerütteltwerden besser als meine. So überließ ich es ihm ganz und ging zum Hof zurück, um mich an weitere Aufgaben zu machen. Auf Egerton ging uns die Arbeit nie aus.
    Heute war Shirleys Strickkränzchentag. Aus diesem Anlaß waren acht ihrer Freundinnen erschienen. Sie tranken Tee draußen auf dem Rasen. Das mag zwar etwas ganz Alltägliches in dem Vorort einer großen Stadt sein, aber in unserem Leben als Bauern war das so was wie ein Markstein.
    Von weitem betrachtet war unser Rasen ein unschuldig aussehendes Quadrat aus Gras; vielleicht ein wenig unregelmäßig, aber dennoch von der Materie, die Kühe gern mampfen und dann zu Milch verarbeiten. Doch das war trügerisch. Was unseren kleinen Rasenmäher mit Benzinmotor betraf, war unser Rasen eine Kreuzung zwischen burmesischem Hinterland und einem Bambusdschungel. Wiederholte Konfrontationen dieser beiden hatten den Rasenmäher zu einem Gegenstand reduziert, der sich wie eine billige Nähmaschine anhörte, in der mehrere lockere Muttern und Bolzen herumkollerten.
    Als er zum x-ten Male zusammenbrach, verlor ich endgültig die Geduld. Ich lud ihn auf den Kleinlaster und brachte ihn zu einem freundlichen Mann, der sich auf landwirtschaftliche Maschinen spezialisiert hatte und großzügig Kredit gewährte.
    Er — ein Mann ungefähr in meinem Alter — beobachtete mich, als ich die Maschine in seine Werkstatt zog.
    »Sie leidet unter dem mechanischen Äquivalent eines Nervenzusammenbruchs«, erklärte ich. »Sie hat sich mit unserem Rasen angelegt und den Kampf mit ihm verloren. Sie verliert übrigens immer. Wahrscheinlich hat sie einen Minderwertigkeitskomplex oder so was Ähnliches. Versteh’n Sie, was ich meine?«
    »Von dieser Sorte gibt’s viele«, nickte er und bedeutete mir, ihm beim Hochheben des Mähers auf die Werkbank behilflich zu sein. So wie ich hatte auch er es >mit den Schrauben«. Das verband uns miteinander. Wir hievten die Maschine hoch und fummelten mit Schraubenziehern daran herum.
    »Sie ist ganz einfach nicht befähigt, ihren Job anständig auszuführen«, lautete seine Diagnose. »Aber ich zeig’ Ihnen eine, die dazu in der Lage ist.«
    Diese stellte sich als ein elektrisch betriebener Rasenmäher mit dem Luftkissenprinzip heraus.
    »Versuchen Sie diesen mal; doch sollte Ihr Rasen auch mit diesem der Gewinner bleiben, würde ich ihn an Ihrer Stelle einfach umgraben und Kartoffeln drauf pflanzen.«
    »Ist er einfach zu handhaben?«
    »Wie eine Feder schwebt er über dem Boden. Ganz einfach.«
    Dem Aussehen nach mußte er wirklich sehr tüchtig sein.
    »Und wie steht’s mit der Sicherheit? Es gibt ‘ne Menge Gerüchte über Menschen, die ihre Zehe dabei eingebüßt haben. Jetzt, wo die Heuernte vor der Tür steht, kann ich mir’s nicht leisten, auf der Nase zu liegen.«
    Er reichte mir die Gebrauchsanweisung. »Soviel ich weiß, hinkt in unserer Gegend niemand herum. Aber Sie sollten tatsächlich auf Nummer Sicher gehen und ihrer Frau diese Arbeit überlassen. Meine macht’s auch.«
    »Und Ihre hat noch alle Zehen dran?«
    »Glaub’ schon, obschon ich in letzter Zeit nicht noch mal nachgesehen habe.«
    Ein Versuch schien sich zu lohnen.
    »Barzahlung dürfen sie aber von mir nicht erwarten, wie sind Ihre Bedingungen?«
    Er zuckte die Schultern. »Wer hat schon Bargeld? Nehmen Sie die Maschine mit, und probieren Sie sie erst mal aus. Wenn

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