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Alle meine Schaefchen

Alle meine Schaefchen

Titel: Alle meine Schaefchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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nur noch für Hundefutter verwerten.«
    »Ist nicht gerade viel, nicht wahr?« antwortete er.
    »Immerhin ist es mehr als das, was Sie für sich und mich kriegen, wenn unsere Zeit gekommen ist.«
    Und er stob davon in einer Staubwolke.
     
    Abends, als es zu dämmern begann, spazierten Shirley und ich den Weg hinauf oben zum Tor, um uns darüber zu lehnen und über den Bergsattel hinweg in die Ferne zu schauen, wo die Lichter der großen Städteballung der Midlands — Wolverhampton, Birmingham, Kidderminster, Coventry — sich gelblich und weiß gegen den dunkel werdenden Himmel abhoben. Die Waldkäuze flogen eifrig umher, und ganz in unserer Nähe wühlte und raschelte etwas Unsichtbares durch den Farn, Weiderich und die hohen Grasbüschel.
    »Der Scheck bringt sie wieder in Erinnerung, nicht wahr?« fragte sie. »Es tut mir leid, was mit Whitey geschehen ist.«
    »Vielleicht hätte es noch eine andere Möglichkeit für sie
    gegeben...«
    »Es gab nichts, was irgend jemand für sie hätte tun können. Man muß sich damit abfinden. Was wir beide nötig haben, sind Ferien.«
    »Wir können uns keine leisten.«
    Sie legte ihre Hand auf meine auf die oberste Tor strebe. »Wenn wir so lange warten, bis wir uns welche leisten können, werden wir nie fahren. Ich hab’ ein paar Berechnungen aufgestellt. Zum Beispiel: Weißt du, daß du im Februar oder März mehr als neunzig Stunden in der Woche gearbeitet hast mit einem Stundenlohn von zweieinhalb Penny, und ich habe ohne Bezahlung gearbeitet?«
    »Du lieber Himmel!« rief ich aus. »Und du sprichst davon, Ferien zu machen? Woher sollen wir das Geld dafür nehmen? Sag bloß, du hättest genug in unserer Ferienkasse?«
    »Nein, wir müssen die Sache irgendwie anders deichseln«, räumte sie ein.
    »Und wie?«
    »Indem wir die Schulden anders aufteilen.«
    »Indem wir sie nicht bezahlen?«
    »Wir warten mit der Bezahlung ein wenig länger... lediglich zwei Monate später.«
    »Es könnte Aufruhr in den Straßen verursachen, wenn gewisse Leute hören könnten, was du sagst.«
    »Aber ?«
    »Falls du es für möglichst hältst...«
    »Ich wußte ja, daß du damit einverstanden sein würdest«, rief sie und hielt mir das Gesicht zum Kuß hin. »Du bist wirklich ein ganz lieber Ehemann!«
    »Der beste, den du hast«, stimmte ich zu.
    Das Lebewesen, das in dem Wegdickicht herumgewühlt hatte, wählte genau diesen Augenblick, um sich gemächlich aufs offene Feld zu wagen, so daß wir es deutlich sehen konnten. Es war ein alter grauer Dachs, ein großes männliches Tier. Er watschelte über das Gras und grummelte dabei vor sich hin — zumindest hörte es sich so an.
    »Irgend jemand hat wahrscheinlich seine Ferienpläne übern Haufen geschmissen«, kicherte Shirley.
    »Es ist wahrscheinlicher, daß er von einem meiner Gläubiger einen Tritt in den Hintern bekommen hat, während er uns belauschte«, entgegnete ich. Shirleys Lachen ließ den Dachs sofort halt machen; dann fiel er in einen plumpen Laufschritt, der ihn bald außer Sichtweite trug.
     
    Gegen Mittag ging ich am nächsten Samstag hinauf zur >Schmiede<. Es waren nur drei oder vier Gäste anwesend. In Hemdsärmeln und entspannt brachte Griff mir meinen halben Liter, froh, daß ihm eine kleine Pause in der ansteigenden Sommerhektik vergönnt war, und fragte: »Machst du Ferien, Jacky?«
    »Sieht ganz so aus, wenn man meiner Frau glaubt. Frankreich oder Spanien wahrscheinlich. Zumindest würde sie gern dorthin fahren.«
    Er war sehr beeindruckt. »Ihr prägt anscheinend Münzen dort unten...«
    »Durchaus nicht, wir müssen halt die Dinge etwas anders deichseln…«, begann ich, doch dann wurde mir die Widersinnigkeit der Situation bewußt, und ich mußte vor Lachen in mein Bier prusten. »Wenn du wüßtest, Griff, wenn du wüßtest!«
     

23.

Der Spatz Wilfred und drei diebische Schafe
     
    N achdem wir die Schafherde durch das Desinfektionsbad auf Jonathons Hof geschleust hatten, trippelten sie jetzt mit ihren bräunlichen Vliesen still die enge Straße entlang, geführt von dem Suffolk-Bock mit seinem dunklen Gesicht. Unermüdlich patrouillierte Spot, der Schäferhund, an ihren Hinterbeinen von einer Seite zur anderen und paßte auf Nachzügler auf, oder er rückte jedem Tier zu Leibe, das sich anmaßte, sich von den grünen Weghainen ein Maul voll Gras zu schnappen.
    Ein Lieferwagen bog um die Ecke und fuhr auf uns zu, aber er verlangsamte sein Tempo fast bis zum Stillstand, damit die Schafe an beiden Seiten

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