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Alle meine Schaefchen

Alle meine Schaefchen

Titel: Alle meine Schaefchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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ist hier los?«
    »Nicks Freunde sind gekommen, um den Spatz Wilfred zu besichtigen.«
    Am letzten Wochenende war ein sehr junger Spatz — er wurde sofort Wilfred getauft — auf Nicks Fensterbrett gelandet und ließ es mit sich geschehen, daß man ihn aufhob und streichelte. Der kleine Kerl mußte kurz vor dem Verhungern gewesen sein, denn er fraß alles, was man ihm anbot, von Kuchenkrümeln und Gerstenmehl bis zur kleingehackten Speckschwarte. John hatte ihm einen kleinen Käfig gebastelt, in dem er außerhalb der Reichweite der Katzen saß, bis sein »Vogelvater« aus der Schule war.
    Alle sahen zu, als Nick den Käfig öffnete und seinen Schützling herausholte. »Seht ihr? Ich hab’ euch ja gesagt, daß er zahm ist.«
    »Wetten, daß du’s nicht wagst, ihn dir auf den Kopf zu setzen?« forderte Ned ihn heraus.
    »Er würde nicht fortfliegen.«
    »Na, gut, das woll’n wir mal sehen.«
    Niemand sagte ein Wort, als Nick den kleinen Spatz ganz vorsichtig auf sein dickes blondes Haar setzte. Er saß dort ganz friedlich, bis der Vogelvater der Versuchung nicht länger widerstehen konnte, seinem Freund langsam und voller Verachtung die Zunge herauszustrecken. »Da siehst du’s, du Besserwisser!«
    Jungen nach der Art von Ned Pugh nehmen so was nicht gelassen hin. Ein heftiger Schubs ließ Nick rückwärts taumeln, und das Spätzchen flog in einen nahen Brombeerstrauch.
    »Deinetwegen ist er jetzt auf und davon!« schrie Nick.
    Ned wollte die Sache wiedergutmachen und versuchte den Vogel einzufangen.
    Jetzt reichte es Wilfred. Er flog von dem Strauch auf und erreichte ohne Schwierigkeiten das Dach unseres Hauses. Dort saß er nun laut piepsend, bis zwei andere Spatzen sich neben ihn setzten. Wahrscheinlich wollten sie rausfinden, warum er soviel Aufhebens machte. Als sie davonflogen, flog der undankbare Wilfred mit! Übers Haus, über den Hof außer Sichtweite, um niemals wiederzukehren!
    Vor Reue zerknirscht war Ned, und das Trio verbrachte die restliche Zeit damit, bis Edwards Mutter kam, um die beiden Besucher abzuholen, zwischen den Gebäuden herumzuturnen und den Vogel zu suchen. Leider vergeblich. Aber Wilfred lag Nick noch auf der Seele, als er ins Bett ging. »Wird es ihm gutgehen?« fragte er besorgt.
    »Natürlich«, beruhigte Shirley ihn. »Die beiden Vögel, die sich neben ihn aufs Dach gesetzt hatten, waren seine Eltern. Die kümmern sich um ihn.«
    »Da bin ich froh«, antwortete er, »denn ‘ne Menge Wesen fressen gerne kleine Spatzen.«
    Fünf Minuten später war er fest eingeschlafen.
     
    Am nächsten Morgen jagten wir die drei nicht eingeladenen Schafe hinaus aus dem Wegtor. Sie verließen uns mit einer Miene, als wollten sie sagen, daß unser Bauernhof weder der erste noch der beste gewesen war, von dem man sie hinuntergejagt hatte . , . aber sie liefen nicht weit.
    Von dem Sitz eines Traktors kann man bequem über die Hecken blicken, und als ich am Samstag die Milch den Weg hinauffuhr, sah ich sie wieder: sie stopften sich mit Jonathons Gras voll! Ich hatte jetzt keine Zeit, mich mit ihnen zu befassen, denn an der >Schmiede< sollte eine Auktion stattfinden, und ich hatte drei junge Rinder angeboten. So ließ ich sie grasen und ging meinen eigenen Pflichten nach.
    Für die Kinder war eine Auktion genauso schön wie ein Ferientag. Ich war noch nicht fertig mit dem Frühstück, als Nick am Küchenfenster in den Gummistiefeln vorbeitrampelte, die er von seiner Schwester geerbt hatte. In der Hand trug er etwas, was wie eine Bohnenstange aussah.
    Doch die übergroße Stange war nicht notwendig. Die drei Jungstiere waren ziemlich zahm, und der Weg zum Markt glich eher einem ruhigen Spaziergang in ihrer Gesellschaft als einem Viehtrieb.
    Als wir ankamen, entdeckten wir überall bekannte Gesichter. Der kleine Jimmy Crump, der beste Dartspieler unserer Gegend, öffnete das Gehege für uns. »Die sehen gut aus. Wenn man ein bißchen Mais in sie reinsteckt, hauen die ab wie die D-Züge.«
    »Vergiß nicht, das den Käufern zu sagen«, drängte ich ihn.
    Es wurden viele Rinder angeboten. Offensichtlich hatten auch andere Leute, wie wir, sich darauf konzentriert, ihr Heu einzufahren, und jetzt mußten sie Vieh verkaufen, um die sich ansammelnden Rechnungen bezahlen zu können.
    Old Jonathon, der mit einem braunen Arbeitsanzug und einer Kappe bekleidet war, kam zu uns, um unser Angebot zu begutachten. »Wie ein Ballon ist der Viehhandel in die Höhe gegangen«, sagte er. »Diese hier sollten mindestens

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