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Alle meine Schuhe

Alle meine Schuhe

Titel: Alle meine Schuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hepburn Lucy
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dass Justin irgendwo da draußen ist und diese schreckliche Meinung von mir hat. Er wird die ganze schöne Zeit, die wir miteinander hatten, aus seinem Kopf vertreiben. Und ich fühle mich dadurch schlecht.
    Das Baby war süß, mit dichten schwarzen Locken und lachenden Augen. Es kicherte und gluckste.
    Und das ist einfach unfair! Unsere gemeinsame Zeit war mehr wert als das. Warum denke ich eigentlich in der Vergangenheit? Ganz sicher werde ich uns beide nicht so schnell aufgeben, wie er es getan hat!
    Diesen Gedanken weiterzufolgen, setzte ihr zu, und ihre Kopfschmerzen besserte es auch nicht gerade. Amy kreiste mit den Schultern und neigte den Kopf langsam erst zur einen und dann zur anderen Seite. Dann zog sie Grimassen für das Baby, das laut auflachte. Die Mutter lächelte Amy an.
    »Was für ein süßer Fratz!«, rief Amy. »Wie heißt sie?«
    »Johnny«, erwiderte die Frau, leicht verstimmt. »Sie ist ein Junge.«
    »Oh, nein! Entschuldigen Sie bitte! Es liegt an … diesem hübschen lockigen Haar!«
    »Ja, das ist wirklich hübsch«, antwortete die Mutter in einem Tonfall, von dem Amy wusste, dass er mehr mit guten Manieren zu tun hatte als etwas anderem. »Ich werde sein Haar nicht abschneiden, bis er alt genug ist, seine Einwilligung zu geben. Er mag klein sein, aber er hat Rechte!«
    »Natürlich«, murmelte Amy. Sie schüttelte sich innerlich und wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Stattdessen hatte sie plötzlich eine Art Karikatur im Kopf – von einem Jungen mit glänzendem lockigem Haar, das er wie eine Schleppe hinter sich herzog, während er zum College ging.
    Der Mann in Shorts hatte währenddessen sein Postfach geleert, wieder abgeschlossen und ging hinaus. Amy merkte, dass ihr Gespräch mit der jungen Mutter festgefahren war, schnappte sich ihr Buch und tat so, als würde sie hochkonzentriert lesen.
    Erleichtert hörte sie einen Augenblick später, wie sich aus den hinteren Räumen Schritte näherten. Sich das Hemd in die Hose stopfend kehrte Donna von der Toilette zurück. Als ihr Blick durch die Glastür auf den Parkplatz fiel, wurden ihre Augen plötzlich riesengroß.
    »Da ist er doch!«, schrie sie und zeigte auf den Mann, der gerade hinausgegangen war. »Das ist Ihr Mann! Ist er schon hier gewesen?«
    Amy sprang auf. »Sind Sie sicher?«, fragte sie panisch.
    »Natürlich bin ich sicher! Hinterher, Mädchen!«
    Aufgeschreckt durch den unerwarteten Tumult, begann das Baby zu schreien. Amy stopfte ihr Buch in die Handtasche und stürmte in Richtung Tür.
    »Sorry!«, rief sie der jungen Mutter zu, die das weinende Baby aus dem Buggy hob, um es zu beruhigen, und dann zu Donna: »Vielen Dank!«
    Der Mann überquerte mit großen Schritten den Parkplatz und steuerte auf einen großen, dunkelblauen Jeep zu. Er war groß, breitschultrig, trug eine anthrazitfarbene Windjacke und lange Bermudas. Und seine Beine bewegten sich so schnell, dass Amy nicht mithalten konnte, selbst wenn sie rannte. Ich kann nicht glauben, dass ich ihn in der Post verpasst habe!
    »Entschuldigen Sie!«, rief sie. »Hallo! Könnten Sie bitte kurz warten?«
    Aber der Wind war stärker geworden, und der Wagen des Mannes stand am Rand des Parkplatzes, direkt neben einer dicht befahrenen Straße. Er hörte sie nicht – schaute sich kein einziges Mal um, denn dann hätte er eine aufgeregte, zierliche Brünette gesehen, die in seine Richtung lief und mit den Armen in der Luft herumfuchtelte, um ihn zum Anhalten zu bewegen.
    Aber Moment mal – was für ein Päckchen trägt er denn da unter dem Arm? Es hat doch exakt die Größe und Form … eines Schuhkartons! Amy versuchte, noch einen Blick darauf zu erhaschen. Das musste es sein!
    Der Mann kletterte auf den Fahrersitz und ließ den Motor an. Amy zögerte keine Sekunde. Ihr Mietwagen parkte in etwa fünfzig Meter Entfernung. Sie wechselte die Richtung, stürmte mit Höchstgeschwindigkeit darauf zu, verlor wertvolle Sekunden, weil sie aus Versehen an der Beifahrerseite einsteigen wollte. Dann trat sie das Gaspedal durch und schoss hinter dem Jeep her.
    Er hatte den Parkplatz bereits verlassen. Amy schimpfte ungeduldig, als der Jeep auf dem Highway davonrauschte, während sie an der Parkplatzausfahrt auf die Bremse steigen musste. Dann entdeckte sie eine Lücke in dem vorbeifließenden Verkehr und gab Gas. Ein Lastwagenfahrer hupte ärgerlich, als sie knapp vor ihm einscherte. Sie winkte ihm eine Entschuldigung zu, bevor sie auf die Überholspur wechselte, um die Verfolgung

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