Alle meine Schuhe
sich die Chance entgehen, die Schuhe ihrer Mutter zurückzubekommen.
Ich bin ein Idiot. Damit ist es offiziell.
Sie nickte.
»Okay, dann ist es also entschieden. Ich fahre zurück und sage es ihr noch heute Abend.«
»Nein …«, setzte Amy an.
»Kommen Sie schon, Amy, ich muss diese Sache ins Reine bringen. Für Sie und für mein Gewissen!«
Amy biss sich auf die Unterlippe und wusste nicht, ob sie ihren Gefühlen trauen konnte. Natürlich wollte sie die Schuhe – es waren die ihrer Mutter! Und doch …
»Ja, vielleicht, Jack, aber Ihre Großmutter war so nett zu mir, und so wie ich es sehe, haben Sie eine reizende alte Dame schrecklich glücklich gemacht und Sie konnten ja nicht wissen, dass die Schuhe – oder besser gesagt der Schuh – den Sie gekauft haben, so große … emotionale Bedeutung hat. Ihn mir jetzt zurückzuholen, wäre mir keine Genugtuung. Ich würde mich fürchterlich fühlen …«
Jack lächelte sie mitfühlend an. »Machen Sie sich keine Sorgen um Grandma. Ich werde ihr alles erklären und ihr versprechen, jeden Tag das Internet nach einem echten Paar von Margot Fonteyn zu durchforsten. Vielleicht sind beim nächsten Versuch sogar zwei im Karton!«
Amy lächelte zurück. »Ja, aber nach diesem Hin und Her wird sie sich längst nicht mehr so darüber freuen. Außerdem wird sie von Ihnen enttäuscht sein.«
»Sicher, die Gefahr besteht, aber ich tue das Richtige – und darauf kommt es doch an, oder?«
»Natürlich!«, entfuhr es Amy. »Aber … ach, ich weiß auch nicht. Ich habe Kopfschmerzen.« Sie wandte sich ab und rieb sich die Schläfen. »Ich sage Ihnen was«, fuhr sie fort und drehte sich ihm wieder zu, »reden Sie noch nicht heute Abend mit ihr, bitte, Jack. Schlafen Sie erst einmal darüber, okay?«
Amy wollte ihm gerade vorschlagen, morgen zu telefonieren und noch mal darüber zu reden, als eine zierliche, grauhaarige Frau, bepackt mit Einkaufstüten, sie im Vorbeigehen anstieß und dann stehen blieb, um Jack zu begrüßen.
»Hallo, Jack. Sieht so aus, als liefen die Vorbereitungen für die Party deiner Grandma auf Hochtouren!«
»Ja, vielen Dank, Miss Hallyburton! Sie werden doch auch kommen?«
»Natürlich!« Die Frau hob demonstrativ die Einkaufstaschen. »Ich bin für das Essen zuständig. Nach dem, was ich gehört habe, kommt fast die ganze Stadt. Diese Welt braucht mehr Alice Hewitts. Und ich finde es toll, wie du dich um sie kümmerst, Jack.«
Jack senkte verlegen den Kopf. »Danke. Kann ich Ihnen mit den Taschen behilflich sein?«
»Geht schon, aber danke!«, rief sie ihm über die Schulter zu. »Wir sehen uns morgen. Reservier mir einen Tanz, verstanden?«
»Wird mir ein Vergnügen sein!«, rief Jack, bevor er sich wieder einer sehr nachdenklichen Amy zuwandte. »Hören Sie«, sagte er, »morgen Abend gebe ich für Grandma eine große Überraschungsparty – sie wird nämlich erst morgen achtzig. Warum kommen Sie nicht auch? Sie würde sich riesig freuen!« Und etwas leiser fügte er hinzu: »Und ich mich auch.«
»Morgen?«, wiederholte Amy. Sie hatte vorgehabt, am nächsten Tag nach New York zurückzufahren und von dort nach Miami zu fliegen. »Also Freitag?«
»Genau. Ich werde fast den ganzen Tag mit Vorbereitungen beschäftigt sein und könnte auch Hilfe gebrauchen – falls Sie nicht schon etwas vorhaben.« Er zeigte hinunter zum Strand, wo auf einem flachen Kiesstück bereits eine provisorische Bühne errichtet wurde. »Wir stellen ein Festzelt auf, behängen es mit Laternen und schmücken alles mit Blumen. Es gibt Barbecue, und wir haben eine Band, sodass getanzt werden kann – wird bestimmt lustig!«
»Mag Ihre Großmutter Überraschungspartys?«, fragte Amy, um Zeit zu gewinnen.
Jack lächelte. »Das werden wir morgen Abend erfahren.«
Amy fröstelte. Die Sonne war mittlerweile am Horizont verschwunden und die kühle Meeresbrise dadurch deutlicher zu spüren.
»Das ist sehr nett von Ihnen, aber ich kann nicht. Wenn ich nicht an meinem Reiseplan festhalte, kann ich nicht alles … erledigen.« Außerdem bin ich erschöpft und entsetzlich müde.
»Schade. Ich hätte Ihre Hilfe gut gebrauchen können. Hey, Sie zittern ja!«
Mit einer einzigen Bewegung – die den Duft seines After Shaves zu ihr herüberwehte – hatte Jack seine Windjacke ausgezogen. Er trug ein graues T-Shirt, unter dem sich sein kräftiger Oberkörper mit den breiten Schultern abzeichnete. Jack legte Amy die Jacke um die Schultern. Es fühlte sich unbeschreiblich gut
Weitere Kostenlose Bücher