Alle Naechte wieder
wandte sich ihm zu, sodass sie auf Tuchfühlung beieinanderstanden. „Das Wort gefällt mir.“
„Mir auch. Aber wenn du die Überraschung für deine Eltern rechtzeitig zu Weihnachten fertig haben willst und nicht erst zum St. Patricks Day, solltest du mir nicht so nahe kommen.“ Er wunderte sich selbst, wie er das hatte aussprechen können. „Jedenfalls nicht während der Arbeitszeit.“
„Lenke ich dich etwa von der Arbeit ab?“, fragte sie mit rauchiger Stimme, die fast genauso verführerisch war wie der Körperkontakt mit ihr.
„Honey, es fehlt nicht viel, und ich vergesse, warum ich hier bin.“
Sie stieß einen süßen Seufzer des Bedauerns aus, der ihn noch mehr antörnte.
„Na schön. Aber plane mal eine längere Mittagspause ein.“
„Wir treffen uns im Schlafzimmer?“
„Abgemacht.“
Sie streifte ihn mit einem Blick, an dem man sich hätte verbrennen können, und wandte sich zum Gehen. Scott sah zur Uhr. Noch vier lange, zermürbende Stunden bis zum Mittag. Er wusste nicht, wie er sie durchstehen sollte.
„Und wie ist es damit?“
Chloe beäugte skeptisch den Pullover, den Scott in die Höhe hielt. „Du sagtest doch, deine Schwester ist ein bisschen übergewichtig. Ich habe meine Zweifel, dass sie Querstreifen in Bonbonrosa gut findet.“
„So ein Mist!“
Sie schüttelte den Kopf und lachte. Sie hatten beschlossen, an diesem Tag zu schwänzen, um stattdessen für ein paar Last-Minute-Weihnachtseinkäufe nach New Hampshire zu fahren.Während sie bereits zwei Mal Tüten und Pakete in ihren Wagen verfrachtet hatte, hatte er bisher noch nicht ein einziges Stück gekauft. Nun war sie mit ihren Vorschlägen am Ende. „Warum besorgst du ihr nicht einen Geschenkgutschein?“
„Gutscheine sind bei uns verboten. Ma sagt, sie sind zu unpersönlich, und Lanie behauptet, sie sind ein fantasieloser, billiger Trick, um sich aus der Affäre zu ziehen, wenn einem nichts einfällt.“
Wahrscheinlich würde sich Scotts Schwester Lanie über einen Gutschein mehr freuen als über einen scheußlichen rosa Pullover, ganz egal, was sie sagte. „Und wie wäre es mit einem Präsentkorb mit allen möglichen Lotionen und Badeölen und solchem Zeug?“
„Ich habe keine Ahnung, wonach sie gerne riechen möchte.“
„Wie riecht sie denn jetzt?“
Scott hob die Hände und machte ein ratloses Gesicht. „Keinen Dunst. Sie riecht nach … eben nach Lanie.“
Chloe verkniff sich das Lachen. Er war frustriert, doch sie fand ihn richtig süß, weil er sich solche Mühe gab, das Passende für seine Familie zu finden. Sie fand ihn überhaupt richtig süß. Ihn in der Rolle des Sohns, des Bruders und des Onkels zu erleben, stimmte sie rührselig. Und genau dieses flaue Gefühl war es, wogegen sie sich mehr und mehr wehren musste, da die Tage ihres Weihnachtsflirts gezählt waren. Sie hatten gemeinsam gearbeitet und sie hatten sich geliebt. Sie hatten aber auch zusammen auf der Couch gesessen und sich Filme im Fernsehen angesehen, waren mit Kojak spazieren gegangen, hatten über Politik diskutiert und sich alte Witze erzählt. Nur war die schöne Zeit bereits zur Hälfte vorüber.
Dass sie längst nicht nur im Bett perfekt zusammenpassten, beunruhigte sie. Sie hatte sich auf einen Flirt einlassen wollen, doch die Gefühle, die sich inzwischen bei ihr regten, gingen um Einiges darüber hinaus.
„Das hier taugt alles nichts“, brummelte er unzufrieden.
„Dann lass uns da drüben ins Steakhaus gehen und erst mal was essen.“ Vielleicht konnte ihn ein anständiges Stück Fleisch aufmuntern.
„Wie läuft es nun mit der Operation Weihnachtsüberraschung?“, fragte Scott, nachdem sie einen Platz gefunden und bestellt hatten.
„So weit ganz gut. Hätten sie eine Ahnung, was vor sich geht, hätte sich mein Vater mit Sicherheit schon bei mir gemeldet.“
Nach ein paar Anrufen von ihrer Mutter wurde offenbar, dass Scotts nahezu permanente Anwesenheit im Hause Burke nicht mit durchgebrannten Sicherungen und nicht einmal mehr mit einer heißen Affäre zu rechtfertigen war. Daher hatte Chloe sich als Erstes an Annas beste Freundin gewandt, die als die Hauptverdächtige für die Verbreitung der Nachrichten von der Heimatfront gelten konnte. Sie hatte durchblicken lassen, dass sie plante, die Elektrik im Elternhaus zu erneuern, was John und Anna aber nicht erfahren durften, da es eine Überraschung zu Weihnachten werden sollte. Also keine Anrufe mehr bei ihrer Mutter, sobald der Lieferwagen mit der
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