Alle Naechte wieder
und sah Chloe auf den Stufen der Kellertreppe stehen. Er hatte nicht mal gehört, wie sie die Kellertür geöffnet hatte. „Ja, mehr oder weniger.“
„Ich war in der Küche am Kühlschrank und konnte dich bis da oben fluchen hören. Da waren Ausdrücke dabei, die klangen nicht nach mehr, eher nach weniger . “
„Ich hab mir mit dem Hammer auf den Daumen gehauen. Nicht nur einmal.“
„Und mir ist eben auf dem Laptop die Arbeit eines halben Tages davongeflogen. Das passt ja perfekt zusammen.“
„Sehen wir zu, dass wir hier rauskommen.“
„Raus? Wohin?“ Sie setzte sich auf die Stufen und stützte die Ellenbogen auf die Knie. „Ich mache keine Weihnachtseinkäufe mehr mit dir. Sobald du die Schwelle eines Geschäfts überschreitest, verwandelst du dich in einen alten Griesgram.“
„Ich rede von einem Ausflug mit meinem Motorschlitten.“
Sie lachte. „Motorschlittenfahren? Solltest du nicht lieber arbeiten?“
„Ich liege gut in der Zeit, da können ein paar Stunden Pause nicht schaden. Los, komm. Wir setzen Kojak bei mir zu Hause ab, und du kannst dir den Anzug von meiner Schwester ausleihen. Sie haben bei sich keine Garage und die Garage meiner Eltern steht voll. Also lassen Lanie und ihr Mann ihre Maschinen und den ganzen Kram bei mir.“ Sie schien nicht abgeneigt, daher bearbeitete er sie weiter. „Es gibt da einen Platz im Wald, den ich dir gern zeigen würde.“
„Wenn du dir einbildest, ich hätte in der Wildnis Sex mit dir, Scott Quinn, musst du verrückt sein. Nicht bei drei Grad minus.“
Das war zwar im Grunde auch keine schlechte Idee, aber er hatte genauso wenig Lust, seinen Körper den Elementen preiszugeben. „Nur eine Spritztour auf dem Schlitten. Versprochen.“
Zwanzig Minuten später schloss Scott die Haustür bei sich zu Hause auf und war froh, dass er seine Chaotenzeit hinter sich hatte. Es war ein kleines Gebäude im Cape-Cod-Stil mit einer überdachten Veranda, die von einem Geländer umgeben war. Es hatte drei Zimmer, einen Kraftraum und einen Keller, der sich noch im Umbau befand. Nichts Großartiges, dennoch vorzeigbar.
„Fühl dich wie zu Hause“, meinte er zu Chloe beim Eintreten. „Ich drehe eben mit Kojak eine kleine Runde und rufe dann meine Leute an. Sie kriegen jedes Mal einen Anfall, wenn ich mich zu einer Fahrt mit dem Schlitten nicht ordnungsgemäß abmelde.“
Chloe lachte, aber er merkte, dass sie nicht ganz bei der Sache war. Sie schien sich mehr für die Einrichtung zu interessieren. Viel gab es da nicht zu sehen. An den Wänden hingen ein paar Familienfotos. Es gab ein Bücherregal, in dem Fantasy- und Kriminalromane überwogen. Hie und da steckte ein Horrorthriller dazwischen. In einer Ecke stand ein Computertisch, auf dem sich die verhasste Schreibarbeit zu einem Stapel auftürmte, der sich gefährlich nahe vor einem lawinenartigen Einsturz befand. Ein mordsmäßiger Flachbildfernseher mit einer Surround-Tonanlage rundete das Bild ab.
„An Lanie kann ich mich schwach erinnern“, sagte sie, als sie eins der gerahmten Fotos an der Wand betrachtete. „Sie war in einer der höheren Klassen, stimmt’s?“
„Drei Jahrgänge weiter. Sie gehörte zu einer der beliebteren Cliquen. Und weilsie ein Mädchen war, durfte sie auch ihr Haar wachsen lassen, wie sie wollte, ohne dass unsere Mutter mit der Schere hinter ihr her war.“
Chloe stand vor dem nächsten Foto. Scott deutete stumm auf Kojak und verschwand mit ihm durch die Küche und die Hintertür.
Was machte es schon, was sie von seiner Behausung hielt? Es war ja nur ein Weihnachtsflirt. Sowie es vorbei war, fuhr sie zurück nach Boston und die Dinge gingen wieder ihren Gang wie früher, bevor sie aufgetaucht war. Manchmal war es ein wenig einsam und mitunter auch langweilig gewesen, aber im Großen und Ganzen hatte er ein glückliches Leben geführt.
Wenn sie fort war, würden Zeit und Abstand dafür sorgen, dass er in dieses Leben zurückfand. Da war er sich sicher. Na ja, fast sicher.
6. KAPITEL
Chloe hatte fast vergessen, wie schön es war, förmlich über die Schneepiste dahinzufliegen und den Fahrtwind im Gesicht zu spüren. Wie früher schon war ihr auch dieses Mal das scharfe Tempo nicht ganz geheuer. Ihr Vater hatte sie oft mitgenommen, als sie noch klein war, aber dann gerieten sie in finanzielle Schwierigkeiten und mussten den Motorschlitten verkaufen. Aus irgendeinem Grund war ihr Vater nie mehr dazu gekommen, sich eine andere Maschine anzuschaffen.
Sie genoss die Fahrt in
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