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Alle Orte, die man knicken kann

Alle Orte, die man knicken kann

Titel: Alle Orte, die man knicken kann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Bittrich
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vor Ort behandeln Prellungen, Verstauchungen und einfache Brüche. Für kompliziertere Fälle gibt es den Hubschrauberlandeplatz.
    Liebestal, Taubental, Rotes Tal.  Um die felsigen Einöden für Besucher unterscheidbar zu machen, hat die Tourismusbehörde sich Benennungen einfallen lassen. Als Höhepunkt gilt der kleine«Grand Canyon» bei Ihlara. Hier gibt es stockdunkle Höhlenkirchen, in denen das Fotografieren verboten ist. Uniformierte Gardisten überwachen die Einhaltung des Gesetzes. Sie zu überlisten gilt als Höhepunkt jeder Kappadokien-Reise (Blitz abschalten!). Draußen im Hellen schießen offizielle Fotografen ungefragt Porträtbilder. Bei der letzten Erhebung antworteten drei Viertel der Besucher mit «Weiß ich nicht» auf die Frage, weshalb sie hergekommen seien.
    Konya.  Auf halbem Weg zwischen Aksaray und Konya liegt die Karawanserei Sultanhani. Wer sich bislang den überall angedrohten Kamelritten und dem Erwerb gefälschter Markenartikel entziehen konnte, wird hier dazu genötigt. In Konya gibt es das ausschließlich in Schweißsocken zu betretene Mausoleum des Mystikers Mevlana Rumi. Sein Derwisch-Orden hat sich längst zum gemütlichen Feierabendclub gewandelt. Männer, die tagsüber Gewürze oder Handys verkaufen, drehen sich abends im weißen Mantel für Touristen. Dass die Frauen nicht zu sehen sind, auch nicht in den Cafés, wo man Tee trinkt und an Wasserpfeifen nuckelt, hat seinen Grund in einer alten orientalischen Tradition: Sie arbeiten.
    So wird man lästige Mitreisende los
    Im Ihlara-Tal.  «Die Feenkamine sollen das Beste von der ganzen Reise sein!», beteuern wir gegenüber unserem sabbeligen Mitreisenden. Die Anlagen können nur über Leitern besichtigt werden, deren Sprossen anfangs leicht erklimmbar scheinen, in der Höhe jedoch zuweilen einen halben Meter auseinanderliegen. Die Tuffstein-Stufen dazwischen gelten als brüchig. Der Reiseleiterweist auf die eigene Verantwortung hin. «Ja, dazu gehört Mut!», bewundern wir unseren Schwätzer. Was er nicht weiß: Die Hälfte aller Unfälle von Kappadokien-Reisenden ereignet sich exakt hier. Die andere Hälfte auf dem Höhlenberg von Cavusin. Da muss er auch hoch! Und er braucht nicht mal auf die Weiterreise zu verzichten: Eingegipste Beine können sehr schön auf der Rückbank des Busses hochgelegt werden.
    Per Ballon.  «Eine Ballonfahrt über diese abwechslungsreiche Landschaft muss ein Traum sein!», behaupten wir und begründen gleich, warum wir auf diese angepriesene Attraktion verzichten: Die hundertfünfzig Euro haben wir nicht mehr übrig. Wenn unser lästiger Mitreisender sich traut, haben wir ihn die längste Zeit gesehen. In der unwegsamen Landschaft erreichen nur wenige Ballons innerhalb desselben Tages einen geeigneten Landeplatz. Etliche werden erst am folgenden Tag geortet, einige sogar erst Wochen später. Aus dem letzten Jahr gelten noch sieben Ballons als vermisst. Vielleicht kann unser Heißluft-Freund sie ausfindig machen.
    Auf den Kalksinter-Terrassen von Pamukkale.  Das Neppmekka Pamukkale zählt nicht mehr zu Kappadokien, gehört aber häufig zur Reise. Ein kleines Sitzbad oder ein Waten auf den bewässerten Terrassen ist ein unerlässlicher Gesundheitstipp für unsere nervigste Kulturbegleiterin. Die vielstufigen Terrassen wurden von Thermalquellen geschaffen. «Das Wasser ist enorm heilsam!» Wenn unsere Nervtöterin ihre geschundenen Füße auf den glitschigen Boden setzt, rufen wir zum Foto: «Dreh dich mal schnell um!» Und wenn sie es tut: «Nein, andersherum! Schnell!» Jetzt die Videotaste drücken. Die etappenreiche Fahrt abwärts verkaufen wir der Pannenshow.
    Typisch Kappadokien
    Stromausfälle.  Die Atomkraftwerke der Türkei sind altersschwach und undicht. Das Stromnetz schwachbrüstig. Stromausfälle gibt es in den Hotels meist unmittelbar nach Ankunft einer neuen Reisegruppe. Wenn nur die Hälfte ihre Rasierapparate, Aufladegeräte und Laptops einstöpselt, geht erst mal das Licht aus. Bedauerlich für die Leute, die sich gerade auf der Treppe oder im Fahrstuhl befinden, oder die Köche, die das Abendessen erwärmen wollten.
    Verkaufsveranstaltungen.  Teppiche, sagt man in Kappadokien, sind geknüpfte Albträume. Deshalb versucht man sie an Touristen loszuschlagen. Sogenannte Beratungen und Präsentationen mit Einkaufsmöglichkeit machen jede Kultur- oder Studienreise zur Butterfahrt. In Teppichknüpfereien, Töpferwerkstätten, Juwelenzentren, Ledermanufakturen wird mehr Zeit verbracht

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