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Alle Orte, die man knicken kann

Alle Orte, die man knicken kann

Titel: Alle Orte, die man knicken kann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Bittrich
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als vielmehr der Festsetzung des Preises. Wer genug bezahlt, löscht Paragraphen. Je jünger die Kinder, desto teurer. Die Altstadt von Marrakesch ist fest in der Hand einschlägig interessierter Spanier, Franzosen, Engländer und Amerikaner. Von der Unesco wurde sie deshalb zum Weltkulturerbe erklärt.
    Bleibt noch Casablanca, das entgegen dem Mythos weder Sehenswürdigkeiten noch nur eine einzige halbwegs romantische Kneipe hat, in der Rick seiner Ilsa in die Augen schauen könnte. Casablanca ist einfach nur die Industriezone des Landes. Weil hier jahrelang geschlechtsangleichende Operationen durchgeführt wurden, als sie in Europa noch ungern gesehen wurden, verfügteCasablanca lange Zeit über eine auffällige Transsexuellen-Szene, die neuerdings nach Tanger abwandert.
    Reisende, denen das alles zu viel wird, ziehen sich gern in die Berge zurück, in den Mittleren oder Hohen Atlas, und stürzen sich in die Todraschlucht. Oder sie verabschieden sich für einen kleinen Spaziergang in die Wüste, und zwar für immer. Am besten geht das von Erfoud aus in Richtung Erg Chebbi. Hier gibt es aber auch eine Oase, die als Treffpunkt jener Schlepper dient, die Zahlungswillige bei Nacht zu den verschwiegenen Startplätzen der Boote bringen. Boote, mit denen man, umgeben von lauter Afrikanern, die ebenfalls die Nase voll haben, direkt nach Europa gelangt.

Kanarische Inseln
    D ie Inseln vor der afrikanischen Westküste sind das Paradies der Generation Siebzig-Plus. Hier überwintert man, um nicht in Deutschland Schnupfen zu bekommen oder auf ungestreuten Gehwegen auszurutschen. Alle, die auf die Kanaren fahren, betonen, dass sie die Zentren des Massentourismus vermeiden und stattdessen lieber die unberührten Landschaften im Landesinneren aufsuchen. So kommt es, dass auch die ehemals unberührten Landschaften längst Ziele des Massentourismus geworden sind. Um die Wege zu verkürzen, sind glücklicherweise in den letzten Jahren Hotels vorwiegend in die Naturschutzgebiete gebaut worden.
    Auf Teneriffa trifft das zum Beispiel auf das Gebiet des Inselberges Pico del Teide zu. Hier hat sich manches getan. Während früher Wanderer und Trekker über unzureichende Wegmarkierung klagten, geben die Behörden jetzt einen ebenso einfachen wie überzeugenden Hinweis: Da, wo der Müll am Rand liegt, das ist der richtige Weg. In umgekehrter Richtung gilt dieselbe Regel. Die müllgesäumten Wege abwärts führen zum Meer. Leider sind die stacheligen Seeigel in den letzten Jahren zu einer Plage rund um die Inseln geworden. Zunächst hoffte man, die Einleitung giftiger Abwässer und die Beimischungen aus mangelhaften Kläranlagen könnten die empfindliche Unterwasserwelt allmählich zerstören.Das ist auch tatsächlich geschehen, nur gehören die Seeigel offenbar nicht zu den empfindlichen Wesen. Rund um Teneriffa mussten sie jetzt von Tauchern gezielt abgetötet werden. Die Gebiete um Los Cristianos, Garachico und Los Gigantes gelten zurzeit als gesäubert.
    Auf Gran Canaria sind es possierliche Kleintiere, die den eintönigen Winter abwechslungsreich gestalten. In den großen Hotels hausen sie in den Ritzen der Täfelungen, unter den Badewannen und in den Dämmstoffen der Rohre. Sie lieben die Kekskrümel der Hausgäste, begnügen sich aber auch mit kalorienarmen Snacks und sind streng genommen kein Ungeziefer. Sie heißen
Cucarachas
, was charmanter klingt als
Kakerlake
, und sie können viel schneller laufen als die roten Ameisen, mit denen sie sich in den Appartements um die besten Brocken balgen. Als auf Gran Canaria die Pipeline eines großen Kraftstoffherstellers brach, wimmelten zur Überraschung der Bauarbeiter beide Tiersorten aus dem Rohr und wurden mit dem Öl an den Strand von Las Gaviotas geschwemmt. Solange die Tierwelt dermaßen intakt ist, bleibt es unverständlich, dass Greenpeace den Kanaren den Oscar der Umweltverschmutzung verliehen hat.
    Auf Fuerteventura ist erst kürzlich einem häufig geäußerten Wunsch betagter Gäste entsprochen worden: Neue Hotels wurden genau dort errichtet, wohin sie gehören, nämlich direkt in die Dünen von Corralejo. Die Hotelkette und das Umweltministerium sind sich hier einig geworden, zum Wohle der Senioren, die auch einen künstlich bewässerten Golfplatz vorfinden. Es ist einer von zweiundzwanzig Golfplätzen auf den Kanaren, und vielleicht der schönste. Bespielt werden übrigens die wenigsten. An schönen Tagen lockt eine Quadtour ins Naturschutzgebiet. Leider ist es nach wie vor

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