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Alle Orte, die man knicken kann

Alle Orte, die man knicken kann

Titel: Alle Orte, die man knicken kann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Bittrich
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Paradies. Beste Möglichkeit, endgültig vom Glauben abzufallen. In allen Räumen mit Echo singende Teilnehmer von Gemeindereisen. Viele bewaffnete Zuschauer.
    K2, Pakistan und China:  Berg im Karakorum. Anspruchsvollste Herausforderung für Kletterer und nach neuester Zählungweltweit größtes, sicheres Endlager für tiefgekühlte Bergsteiger.
    Kailash, Tibet:  Trekkingtourismus für Westler, die sich mit Hindus und Buddhisten auf einen fünfzig Kilometer langen Pilgerweg begeben. Die vollständige Besteigung ist verboten (sonst Weltuntergang). Bei Gehorsam: Wiedergeburt in einem Land ohne solche Berge und Religionen.
    Karakum, Turkmenistan:  Von den angeblich hier ansässigen frühen Hochkulturen sind nur ein paar Brillenschlangen geblieben. Emsiger Seidenstraßen-Tourismus mit Bussen, deren Insassen rotgesichtig aus dem Fenster schwitzen. Verschiedene feine Sandarten.
    Kerbela, Irak:  Bedeutendste und wirksamste Gebetsstätte der Schiiten und Alewiten für ein friedliches und harmonisches Zusammenleben aller Stämme und Völker. Massengräber gleich östlich hinter dem Wallfahrtsschrein.
    Koh Samui, Thailand:  Die vierzigtausend Einwohner der Insel bekommen jedes Jahr Besuch von einer Million Ökotouristen. Das hat sich positiv ausgewirkt auf die Eröffnung neuer Fast-Food-Restaurants, von Tattoo-Shops und Original Irish Pubs. Das Gerücht, das Meer um die Insel sei leer, ist falsch. Es ist gut gefüllt, lediglich die Fische und die Pflanzen sind weg. Preisgünstiger T-Shirt -Druck mit eigenem Namen.
    Kyoto, Japan:  Von den 1500 buddhistischen Tempeln und 300   Shintō-Schreinen sind genau drei Pavillons und anderthalb Zen-Gärten sehenswert. Vor denen versammeln sich jährlich über hunderttausend Kulturtouristen, am geballtesten in der «Herbstlaubsaison». Ernüchterndster Ort für Zen-Fans.
    Mekka, Saudi-Arabien:  Für gewöhnliche Touristen ist das Zuschauen von weitem möglich. Der heilige Bezirk ist ausschließlich Muslimen zugänglich, die hier einen von Abrahampersönlich erbauten Würfel umwandern und symbolisch den Teufel steinigen. Anschließend Massenpanik.
    Mount Everest, Nepal:  Übungskletterberg mit teuren Komfort-Lodges auf halber Höhe. Weiter oben Verhedderungsgefahr durch hängengelassene Seile. Höchstgelegene Müllhalde der Welt, leider noch immer ohne regelmäßige Abfuhr. Jedoch Recyclinghof auf 3157   Meter Höhe (11   –   17   Uhr).
    Nanga Parbat, Pakistan:  Beliebte Trekkingtouren zu verlassenen Basislagern, vielfotografierte Blumenwiesen am Fuß der Steilhänge und letzte rührende Wandmalereien deutscher Aufsteiger. Runter kamen sie eigentlich immer, allerdings nur die Hälfte lebend, daher «Schicksalsberg der Deutschen».
    Phuket, Thailand:  Die letzten Palmenhaine konnten pünktlich zur Wintersaison 2011/​12 durch Hotelbunker ersetzt werden. Das Meer ist endlich fischbefreit. More good news: neu eingestellte Kolleginnen der Prostituierten aus Patong Beach sind jetzt in allen Inselorten verfügbar. Und: Das Aroma aus der Kanalisation hat die höchste Stufe des Verwesungsgeruchs erreicht.
    Taklamakan, China:  Früher sandumstürmte Route der Seidenstraße, heute ehrgeiziger Wüstentourismus zivilisationsmüder Westler. Aufstrebende Chinesen preisen ihren Eltern das Gebiet irreführend als Seniorenresidenz an. Die Praxis wird staatlicherseits akzeptiert, weil die Ausgesetzten binnen kurzem zur Düne werden («Sandsturmbestattung»).
    Tham Loup, Vang Vieng, Laos:  Tropfsteinhöhle mit Risikokitzel. Stalaktiten bröckeln von der Decke und verwandeln sich in nadelspitze Geschosse. Entweder Helm für zweihundert Dollar ausleihen. Oder zugunsten des Partners («Geh du mal rein, ich bin nicht so für Höhlen») großmütig verzichten.
    Thar, Indien und Pakistan:  Zaghafter Safaritourismus aufder Suche nach Trappen, Gazellen, Antilopen, Wüstenfüchsen. Das Trockengebiet wird durch Abholzung an den Rändern formschön begradigt und zur Wüste erweitert.
    Tokio, Japan:  Keine Altstadt, kein Zentrum, keine Straßennamen, aber die teuerste Stadt der Welt. Neun Millionen Einwohner, die alle in derselben U-Bahn fahren. Reisende irren durch das Shoppingviertel Ginza mit seinen geheimnisvollen Kleidermaßen und durch das Kneipenviertel Roppongi auf der vergeblichen Suche nach Karaoke-freien Bars. Das Erdbeben-Frühwarnsystem kommt für Touristen stets zu spät.
    Turtle Tomb, Sipadan, Malaysia:  Betauchbarer Schildkrötenfriedhof. Die schweren Kröten verschwimmen sich bei

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