Alle Robotergeschichten
Sprechen wir nicht mehr davon!« Er zerknüllte die Papiere, warf sie in den Müllschacht, wandte sich zum Gehen, änderte dann aber seine Absicht.
»Übrigens …«
Der Robot wartete.
Bogert schien Schwierigkeiten zu haben, das auszudrücken, was er sagen wollte: »Ich habe da etwas – das heißt, vielleicht könntest du …« Er brach ab.
Herbie sagte gelassen: »Deine Gedanken sind wirr, aber ohne Zweifel betreffen sie Dr. Lanning. Dein Zaudern ist töricht, denn sobald du dich gefaßt hast, werde ich doch wissen, was du eigentlich fragen willst.«
Der Mathematiker strich sich mit der Hand übers Haar. »Lanning ist beinahe siebzig Jahre alt«, sagte er.
»Das weiß ich.«
»Fast dreißig Jahre lang ist er nun Direktor dieses Werkes.«
Herbie nickte.
»Na schön« – Bogerts Stimme wurde einschmeichelnd –
, »du weißt doch sicherlich, ob er sich mit dem Gedanken trägt, sich zur Ruhe zu setzen. Ich meine aus Gesundheitsgründen oder vielleicht, weil …«
»Ich verstehe«, sagte Herbie und nichts weiter.
»Nun – also weißt du es, oder weißt du’s nicht?«
»Selbstverständlich weiß ich es.«
»Dann – äh – könntest du’s mir sagen?«
»Nachdem du mich fragst, ja.« Der Robot sprach völlig geschäftsmäßig. »Er hat bereits sein Amt niedergelegt.«
»Was!« Der Ausruf kam wie eine Explosion. »Sag das noch einmal!«
»Er hat bereits sein Amt niedergelegt«, kam die gelassene Wiederholung des Satzes. »Allerdings ist sein Rücktritt noch nicht in Kraft getreten. Er wartet – wie soll ich sagen – auf die Lösung meines Problems. Wenn die gefunden ist, wird er sein Amt seinem Nachfolger übertragen.«
Bogert atmete hart aus. »Und dieser Nachfolger – wer ist denn das?« Er stand nun ganz nahe vor Herbie. Wie fasziniert schaute er in die ausdruckslosen blaßroten fotoelektrischen Zellen, die des Robots Augen waren.
Langsam kamen die Worte: »Du bist der nächste Direktor.« Bogerts Muskeln entspannten sich. Ein schwaches Lächeln erschien auf seinem Gesicht. »Gut, daß ich das weiß. Darauf habe ich gehofft und gewartet. Vielen Dank, Herbie.«
In dieser Nacht blieb Bogert bis fünf Uhr morgens am Schreibtisch, und um neun Uhr war er bereits wieder da.
Genau um zwölf Uhr mittags hatte er die letzte Seite seiner Kalkulationen vor sich liegen. Gähnend rieb er sich die entzündeten Augen und zuckte mit den Schultern. »Mit jeder Minute wird diese Sache toller. Der Teufel soll’s holen.«
Er hörte das Geräusch einer sich öffnenden Tür, wandte sich um und begrüßte den eintretenden Lanning mit einem Kopfnicken.
Der Direktor, der natürlich sofort die Unordnung bemerkte, runzelte die Brauen.
»Irgendwelche neuen Gesichtspunkte?« fragte er.
»Nein«, kam die trotzige Antwort. »Sind die alten vielleicht nicht gut genug?«
Lanning machte sich gar nicht die Mühe zu antworten. Seine nächsten Worte kamen hinter einer Streichholzflamme hervor, mit der er sich eine Zigarre anzündete.
»Hat Calvin Ihnen erzählt, daß der Robot ein mathematisches Genie ist? Aber wirklich ein Genie?«
Der andere schnaubte laut. »Ich hab’s gehört. Calvin sollte sich aber lieber ihrer Robotpsychologie widmen. Ich habe Herbie hinsichtlich seiner mathematischen Kenntnisse geprüft. Schon beim Zahlenrechnen hat er Mühe.«
»Calvins Berichte lauten aber ganz anders.«
»Was Sie nicht sagen.«
»Sie scheinen skeptisch.« Lanning zog ein Stück Papier aus seiner Westentasche und faltete es auseinander. »Dies ist ja nicht meine Handschrift, das sehen Sie wohl, was?«
Bogert studierte die eckigen Zahlen und Zeichen, die das ganze Papier bedeckten. »Hat Herbie dies geschrieben?«
»Jawohl. Und wie Sie vielleicht feststellen werden, hat er an der Zeitintegration der Gleichung 22 gearbeitet. Er kommt zu gleichen Schlußfolgerungen wie ich selbst, allerdings in einem Viertel der Zeit. Sie hatten keinerlei Veranlassung, den Linger-Effekt bei einem Bombardement durch Positronen außer acht zu lassen.«
»Ich hab ihn nicht außer acht gelassen. Verdammt nochmal, Lanning, begreifen Sie doch endlich, daß sie sich nicht aufhebt …«
»Klar doch, das haben Sie ja bereits erklärt. Sie bedienten sich doch der Mitchellschen TranslationsGleichung, nicht wahr? Nun, und die gehört dort eben nicht hin. Sie trifft nicht zu.«
»Und warum nicht?«
»Zum einen, weil Sie mit hyper-imaginären Werten gearbeitet haben.«
»Und was hat das mit unserem Problem zu tun?«
»Mitchells Gleichung stimmt
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