Alle Robotergeschichten
Arbeit, die ich heute verrichten mußte, Dr. Calvin, werden Sie, Ihre Gesellschaft und Ihre Roboter vom Antlitz des Sonnensystems getilgt werden.«
Black wußte, daß es klüger gewesen wäre, sie nicht vorzuwarnen. Er gab damit wichtige Trümpfe aus der Hand, aber er hatte seinen Triumph einfach auskosten müssen. Seit er zur Parsek aufgebrochen war, hatte er nur in Erwartung dieses Augenblicks gelebt, hatte ihm förmlich entgegengefiebert, und nun war er da.
Er weidete sich an einem plötzlichen Aufblitzen in Susan Calvins Augen, die im übrigen regungslos auf ihn gerichtet blieben, und an der leichten Röte, die ihre Wangen überzogen hatte. Wie fühlen Sie sich nun, hochverehrte Wissenschaftlerin? dachte er.
»Ich werde Ihnen nicht erlauben zu kündigen, Black, noch werde ich …« hub Kallner an.
»Wie wollen Sie mich denn daran hindern, General? Ich bin ein Held, das haben Sie doch gesehen. Und die alte Mutter Erde wird sich sehr für ihren Helden interessieren. Das hat sie schon immer getan. Sie werden alles von mir hören wollen, und sie werden mir jedes Wort glauben. Aber sie werden es gar nicht mögen, wenn man versuchen sollte, mir einen Maulkorb anzulegen, jedenfalls nicht, solange ich noch ein taufrischer, umjubelter Held bin. Ich habe mich bereits mit Ronson von der Interplanetarischen Presse in Verbindung gesetzt und ihm mitgeteilt, daß ich etwas ganz Heißes für ihn hätte, etwas, das jeden Regierungsbeamten und jeden Leiter eines wissenschaftlichen Instituts aus seinem gemütlichen Plüschsessel hochfahren lassen wird. Ich habe Ronson versprochen, daß die Interplanetarische Presse von mir exklusiv die Neuigkeiten erhalten wird. Was können Sie also unternehmen, außer mich erschießen zu lassen? Dann wären Sie allerdings, glaube ich, sogar noch schlechter dran als zuvor.«
Blacks Rache war ein voller Erfolg. Er hatte nichts ausgelassen, hatte seinem Redefluß keine Zügel angelegt. Er erhob sich, um zu gehen.
»Einen Moment noch, Dr. Black«, sagte Susan Calvin. Ihre kühle Stimme strahlte Autorität aus.
Gegen seinen Willen drehte Black sich um wie ein Schuljunge, der die Stimme seines Lehrers hört; gleich darauf versuchte er, seine Reaktion zu überspielen, indem er einen bewußt spöttischen Tonfall anschlug:
»Sie haben eine Erklärung abzugeben, nehme ich an?«
»Keineswegs«, erwiderte sie spitz. »Sie haben doch bereits alles erklärt, und sogar sehr gut. Ich habe Sie ja gerade ausgewählt, weil ich sicher war, daß Sie großes Verständnis an den Tag legen würde, obwohl ich eigentlich gedacht hatte, dieses Verständnis würde noch etwas weiter gehen. Ich kenne Sie noch von früher. Daher wußte ich, daß Sie Roboter hassen und sich, was sie betrifft, keinen Illusionen hingeben. Aus Ihren persönlichen Daten, die ich mir kurz angesehen habe, bevor Sie den Auftrag erhielten, ging hervor, daß Sie dem ganzen Hyperraumexperiment ablehnend gegenüberstehen. Ihre Vorgesetzten meinten, das spräche gegen Sie, aber ich hielt es für einen Pluspunkt.«
»Verzeihen Sie die dreiste Frage, aber wovon reden Sie überhaupt, Doktor?«
»Davon, daß Sie von vornherein hätten verstehen müssen, daß kein Robot diesen Auftrag ausführen konnte. Was sagten Sie doch gerade noch selbst? Die Mängel der Roboter müßten durch die Intelligenz und Erfindungsgabe der Menschen wettgemacht werden. Ganz richtig, junger Mann, ganz richtig. Der Verstand von Robotern ist endlich und kann bis zur letzten Dezimalstelle hinter dem Komma programmiert werden. Das ist mein Beruf.
Gibt man nun einem Robot einen Befehl, einen präzisen Befehl, so wird er ihn ausführen. Ist der Befehl aber unpräzise, so kann er die fehlende Genauigkeit nicht aus eigener Kraft ersetzen. War das nicht auch der Fall bei dem Robot auf dem Schiff, von dem Sie uns berichteten? Wie können wir also einen Robot losschicken, um einen Fehler in einem Mechanismus zu entdecken, wenn wir ihm diesbezüglich keine präzisen Befehle erteilen können, da wir selbst nichts über den Fehler wissen? ›Stellen Sie die Fehlerquelle fest‹ ist ein Auftrag, den man nur einem Menschen erteilen kann, keinem Robot. Das menschliche Gehirn ist, bisher jedenfalls noch, jeder Vorausberechnung weit überlegen.«
Black setzte sich abrupt hin und starrte die Psychologin entsetzt an. Ihre klaren und scharfen Worte zerstörten seine Grundüberzeugungen und damit die Basis seines Hasses. Er sah sich nicht imstande, Susan Calvin zu widerlegen. Schlimmer noch:
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