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Alle Tage: Roman (German Edition)

Alle Tage: Roman (German Edition)

Titel: Alle Tage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terézia Mora
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auf das feuchte rote Plüsch in einem Separée und schläft schnarchend. Die Eisentür zum Hof steht offen. Thanos schläft so tief, dass jeder, der nur frech genug wäre, wieder herein kommen und sich an der Bar bedienen könnte. Die Wertsachen klauen. Aber niemand kommt, trinkt oder klaut etwas. Thanos erwacht am frühen Nachmittag. Duscht sich, kleidet sich wie ein anständiger Mensch , grauer, gut geschnittener Anzug, nach Maß wegen des Übergewichts, und besucht seine Mutter im nahe gelegenen Pflegeheim.

    Grüß dich, sagte Greta A., todkrank, mager, aufrecht in einem Rollbett unter einem Baum am Rande des Parks sitzend, zu ihrem unehelichen Sohn Thanos.
    Was ist los? Wieso sitzt du auf der Straße?
    Jemand hat mich hierher gerollt.
    Wieso?
    Um 10 Uhr 50. Wie du siehst, sind wir teilweise noch in Nachthemden.
    Ja, aber wieso?
    Jemand hat ein verdächtiges Paket im Gemeinschaftsraum gefunden. Wahrscheinlich hat es gestern jemand stehen lassen. M. und E. haben ihre Verlobung gefeiert. Es war sogar Presse da. Mit 81 Jahren endlich die große Liebe gefunden, es besteht also Hoffnung für uns alle, für dich, und wer weiß, vielleicht sogar für mich.
    Ein Bombenalarm?
    Der Fotograf wird etwas liegen gelassen haben, oder es ist ein Fresspaket oder ein Pullover, am Sonntag ist immer soviel los, aber neuerdings ist man wegen allem so hysterisch, deswegen sind wir jetzt hier.
    Ihr senilen Trottel! (Alter Mann im Fenster des Altenheims, brüllt zur Straße hinunter.)
    Alle, bis auf Uljanow. Dem ist das, ich zitiere, scheißegal. Über mir brüten Tauben.
    Was?
    Im Baum über mir. Irgendwelche Vögel. Vielleicht Tauben. Der ganze Aufruhr macht sie nervös. Lassen ständig was fallen.
    Soll ich dich woanders hinrollen?
    Nein. Ist egal.
    Pause. Die Bäume rauschten. Weiter weg Verkehr. Einige Neugierige, Besucher und Obdachlose, waren zum Kordon herüber gekommen, mal sehen, was passiert. Greta gähnte laut, legte eine zarte, leberfleckige Hand vor den Mund. Eine Frau jenseits des Kordons musterte sie. Greta schaute zurück. Da kommst du auch mal hin, Schätzchen. Unweit stritt sich ein schwarz gekleideter Mann mit einem Polizisten.

    Sie können hier nicht durch, sagte der Polizist. Die Straße ist gesperrt. Bombenalarm. Zu Ihrer eigenen Sicherheit.
    Aber ich wohne hier, ich wohne dort drüben, in der Straße, bei meiner Frau, ich muss hier durch, einen anderen Weg kenne ich nicht, wenn ich um den Block laufen muss, verlaufe ich mich eventuell, ganz abgesehen davon, dass ich zu spät kommen werde, dass ich jetzt schon zu spät bin …

    Etwa zur gleichen Zeit wie sein Wirt und Vermieter war auch Abel Nema erwacht, hörte sich alle neun Nachrichten auf dem Anrufbeantworter an, rief zurück.
    Entschuldigung, sagte er. Ich komme sofort.
    Eine halbe Stunde vor dem angekündigten Termin war Mercedes nicht mehr in der Lage, irgend etwas zu antworten.

    Bedaure, sagte der Polizist jetzt und wendete sich ab. Was mich betrifft, ist das erledigt.
    Abel stand eine Weile nur da, sah sich um, dann wandte er sich wieder an den Polizisten. Höflich:
    Entschuldigen Sie. Aber dort drüben, auf der anderen Seite der Absperrung, das sind mein Vater und meine Großmutter, unter dem Baum in dem Bett, und der dicke Mann daneben, ich müsste unbedingt…
    Jetzt ist es plötzlich Ihre Großmutter?
    Der Polizist sah sich die Sache an.
    Das soll Ihr Vater sein?
    Wem winkst du? fragte Greta.
    Ein Bekannter, sagte Thanos. Da drüben.
    Mir kommt es nicht so vor, als kämen sie allein nicht klar, sagte der Polizist.
    Das ist das erste Mal, dass ich einen deiner Bekannten sehe, sagte Greta und winkte auch.
    Tut mir Leid, Sie müssen um den Block gehen.
    Er ist hübsch. Eines Tages könntest du ihn mir vorstellen.
    Er ist nur ein Kunde, Mutter. Ein Mieter.
    Ich werde bald sterben, sagte Greta.
    Die Vögel zwitscherten.
    Was macht er da? Er versucht, sich durch den Kordon zu stehlen. Unverständlich, sind Sie taub oder was? Lebensmüde? Einmal um den Block, das ist doch nicht so schwer! Zeigen Sie Ihre Papiere, schauen Sie nicht so, als hätten Sie mich nicht verstanden, Sie verstehen mich sehr g- - -
    Was bleibt einem da übrig? Man könnte weglaufen, erneut . Abel erwog ernsthaft diese Möglichkeit. Zwar ist das letzte Training ein Weilchen her, dafür wirkt das Gegenüber recht schwerfällig, vielleicht ist es sogar derselbe Bulle wie damals, irgendwie kommt man sich gegenseitig bekannt vor.
    Na? Wird’s bald?!
    Es hilft nichts, nur noch ein Deus ex

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