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Alle Tage: Roman (German Edition)

Alle Tage: Roman (German Edition)

Titel: Alle Tage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terézia Mora
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machina, und hier ist es schon, in Form eines weiteren Polizeibeamten, der jetzt aus dem Altenheim trat, mit den Armen wedelte, nichts, es ist nichts, blinder Alarm.
    Abel, eine Hand noch in der Innentasche, machte sofort einen Schritt zur Seite, Verzeihung, und ging eilig am Kollegen vorbei.
    Sie denken, das ist so einfach?
    Offenbar ja. Schon ist er weg. Und natürlich interessieren ihn Vater und Großmutter nicht die Bohne. Der gefoppte Beamte schaute böse. Die alten Herrschaften applaudierten den abziehenden Spezialisten. Uljanow spuckte aus dem Fenster auf die Straße, traf aber niemanden.

    Endlich! Mercedes riss die Tür auf. Wieso benutzt du nicht deinen Schlüssel?
    Das fragte sie nicht mehr, denn es war nicht er, auf den wir alle gewartet haben, statt dessen: ein fremder Mann, eine fremde Frau. Dürfen wir hereinkommen?
    Mein Mann, mein Mann, er kommt, wie es scheint, leider zu spät. Hat noch etwas zu erledigen, zu arbeiten, einen Test zu machen, der Verkehr …
    Einen Test…?
    Ja, es ist, es sind… (Warum nur stammelst du so und wirst rot?)
    Psycholinguistische Tests zur Untersuchung der Gehirnaktivitäten bei multilingualen Sprechern, sagte jemand aus dem Hintergrund. Schwarzer Junge mit Augenklappe. Ich habe ein Bild davon in meinem Zimmer, wollen Sie es sehen?
    Blick in den mitgeführten Hefter: Omar, richtig?
    Ja. Soll ich das Bild holen, oder kommen Sie mit?
    Mein Mann wurde auf dem Nachhauseweg von der Arbeit oder einem Test von einem Auto (einem Taxi?!) angefahren. Überfallen. Von der Polizei kontrolliert. Hat sich verirrt. Es sich anders überlegt. Er …
    … kratzt mit dem Schlüssel am Schloss der Wohnungstür. Die Tür fliegt von innen auf.
    Sie fragte nichts, nicht einmal flüsternd, die anderen drei waren noch im Zimmer des Jungen, sie schaute bloß.
    Ich weiß, ich weiß, sagte er laut und fröhlich. Ich bin schon wieder zu spät. Entschuldige, Liebling.

    Also das hat mir endgültig die Sprache verschlagen. Stumm trottete Liebling ihm ins Wohnzimmer hinterher, das er selbstsicher betrat, um unverändert ausgelassen: Omar! Ich bin da! auszurufen. Er entschuldigte sich abermals, diesmal bei den Beamten, wegen einer Bombendrohung sei eine Straße gesperrt gewesen, er habe einen Umweg nehmen müssen. Und schaut sie dabei an, mit diesen unglaublichen blauen Augen, besonders die Frau.
    Und so ging es dann weiter. Er war perfekt, Omar nicht minder, sie gaben eine makellose Vorstellung, saßen nebeneinander auf dem Sofa, berührten sich ganz natürlich, gaben sich Stichworte, sorgten dezent dafür, dass auch Mercedes nicht außen vor blieb, was nicht einfach war, steif und still wie sie war.
    Hier lassen wir Drachen steigen, wo genau, weiß ich nicht mehr, meine Frau fährt, ich habe keinen Führerschein, leider oder nicht leider, den Kopf mit anderen Dingen voll, er die Theorie und sie die Praxis, jeder tut, was er kann, hier sind wir im Zoo, hier im Museum, das ist unsere Hochzeit, nein, das ist nicht mein Schwiegervater, das ist der verstorbene Mann, Korrektur: Lebensgefährte meiner Frau, nein, nicht der Vater des kleinen Omar, er steht nur im Schatten, was ist das, ein Kastanienbaum, ein unbekannter Hof, ein großartiger Mann, ich kannte ihn gut, er war mein Professor, komparative Linguistik, unerwartet an Krebs, die Toilette ist die zweite Tür rechts, und wenn Sie schon dabei sind, können Sie auch gleich mein extra hier deponiertes Rasierwasser im Spiegelschrank konstatieren, dass ich nicht weiß, wo der Würfelzucker steht, daraus können Sie mir keinen Strick drehen, zeigen Sie mir den Mann, der, wir haben gar keinen Würfelzucker, die Süße des Lebens ist uns Zucker genug, sagt meine Frau, na bitte.
    Höflich wie immer, freundlich, ab und zu sogar charmant, nie distanzlos und fast sogar elegant – und an diesem Punkt fängt es an zu hapern. Als wäre etwas nicht echt an ihm. Der Authentischste und Unglaubwürdigste. Wie schlecht er zum Beispiel gekleidet ist. Diese Gummisohlen, diese Bundfalten sind doch noch aus den Achtzigern übrig geblieben. Das Sakko hat er sich aus dem ersten Kleidergeld in einem Wohlfahrtsladen gekauft, in dem wir damals alle einkauften. Eine Verkäuferin sah ihn an und senkte den ohnehin schon niedrigen Preis um weitere 25 %. Hinterher träumte sie, sie würde auf einem Trockenboden mit ihm tanzen. Davon zehrte sie jahrelang. Aber heute, hier, passt das einfach nicht zum Rest . Die Frau, der Junge sind auf einem ganz anderen Niveau .
    Mercedes, die die

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