Alle Tage: Roman (German Edition)
tut mir das weh?
Schweigen.
Glaubst du, die beobachten uns wirklich?
Nein, sagte er. Das glaube ich nicht.
Und dann war er verschwunden. Mercedes kann sich nicht erinnern, ihn an die Tür gebracht zu haben. War sie vielleicht kurz im Bad? Hat sie dort die Tür auf- und zugehen gehört? Nicht, dass ich wüsste. Kann er sich einfach in Luft aufgelöst haben? Hält sich vielleicht noch hier versteckt.
Mercedes an diesem seltsamen, es gibt einfach kein besseres Wort, Abend, machte noch einmal sämtliche Lichter in der Wohnung an. Sah vorsichtig im Zimmer des Kindes und dann auch noch, lächerlich, aber Angst ist Angst, in der Besenkammer nach.
Das Ehebett blieb unberührt. Sie schlief auf dem Teppich vor Omars Bett.
Mutter, sagte das Kind am nächsten Morgen. Was tust du da?
Kleine Dinge
Was sagt die Erfahrung? Die Erfahrung sagt: Es wird auch diesmal nicht gut gehen. Warum sollte es ausgerechnet diesmal gut gehen? Beim Lichte des nächsten Tages betrachtet, ist die Konstellation klar. Wenn auch nicht allen Beteiligten im gleichen Maße. Man weiß nicht gleich viel über nicht exakt dieselben Dinge und hat, beispielsweise, was häufig vorkommt, ganz verschiedene und ungeklärte Erwartungen. Da hilft auch die allerehrlichste, beidseitige Bemühung, Kummer zu vermeiden, nicht immer. Ich sage nicht, dass er das absichtlich macht, mich absichtlich quält , trotzdem hatte Mercedes jetzt, ehrlich gesagt, ein wenig die Nase voll.
Ehrlich gesagt, habe ich ein wenig die Nase voll, sagte sie zu ihrem Spiegelbild am Morgen danach.
Was hast du gesagt? fragte Omar aus dem Flur.
Ich habe mich gefragt, ob wir wohl den Test bestanden haben.
Das kann man jetzt noch nicht sagen, sagte weise das Kind.
Halten wir einfach eine Weile still und warten. Parlieren wir französisch und erwähnen das Wochenende nicht. Hören wir die Zeit in Form asynchroner Turmuhrschläge und als Hämmern in der Holzkonstruktion eines neuen Dachs vergehen, und hoffen wir und lassen auch die Hoffnung ruhen, je nachdem, was uns gerade möglich ist. Ein Jahr noch, mindestens, müssen wir verheiratet bleiben, geschehe, was wolle. Das ist nur anständig. Mein verletzter Stolz gegen seine Abschiebung, daran gibt es nicht wirklich etwas abzuwägen. Aber etwas gedämpft war Mercedes jetzt schon. Natürlich ging man weiter höflich und freundlich miteinander um. Allein die gemeinsamen Freizeitaktivitäten ruhten neuerdings. Es war immer an ihr gewesen, Vorschläge zu machen, und im Moment machte sie keine. Und auf ihn kannst du lange warten.
Was macht er ?
Wer ist er ?
Dein Mann.
Danke der Nachfrage. Hauptsache, gesund.
Einige Wochen später gab es ein sogenanntes rauschendes Fest.
Mercedes und ihr Vater feiern ihren Geburtstag am selben Tag. Das ist etwas gemogelt, sie ist eine Minute nach Mitternacht, also bereits am nächsten Tag, geboren, aber so genau wollen wir es nicht nehmen, sagte der Arzt und gab seinen Segen für 23:59, Vater und Tochter an demselben Tag, das ist so eine nette Sache. Jetzt wurde er fünfundsechzig, sie sechsunddreißig, im Garten konnte man keinen Schirm aufstellen. Der ewige Wind. Aus sämtlichen seiner Richtungen strömten Weggefährten aller Lebensalter und unvermeidliche Verwandte herbei. Einige unter Letzteren – manche scheinheilig, manche unschuldig – erkundigten sich nach dem noch nie gesehenen Ehemann des jüngeren Geburtstagskindes.
Er kommt später. Er hat noch etwas zu tun.
Er hatte, ausgerechnet heute !, wieder einen Test. Unser besonderes Interesse gilt den motorischen und auditorischen Sprachfeldern im linken Schläfen- und im Frontallappen, bekannt als Broca- und Wernicke-Areale, doch auch die Organe der Erinnerung und der Emotionssteuerung, Hippocampus etcetera, spielen eine nicht geringe Rolle, erklärte der Stiefsohn des Probanden seinen interessierten Zuhörern.
Wie groß und klug du geworden bist.
Wenn ich etwas nicht leiden kann, dann sind es altkluge Gören.
Das Gehirn des Menschen ist eine ganz erstaunliche Landkarte. Angeblich sieht man alles darauf. Traumata bilden tumorähnlich umgrenzte Bereiche.
Aber dieser Garten ist eine richtige Oase! War sicher viel Arbeit.
Leider haben sich die Krähen sehr vermehrt.
Es soll Dörfer geben, da gibt es mehr Krähen als Menschen.
Hacken den Schafen die Augen aus.
Joggern.
Das ist ja wie in den …
Das fette alte Chauvinistenschwein hat T. H.s Karriere ruiniert.
Wir tragen die tragikomische Bürde, Wesen mit drei Gehirnen zu sein, das Reptil
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