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Alle Tage: Roman (German Edition)

Alle Tage: Roman (German Edition)

Titel: Alle Tage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terézia Mora
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genau? Die Völkerwanderung?
    Eins oder zwei? (Zuruf aus dem Kreis der Männer.)
    Die vorgeschichtliche Völkerwanderung kann mit Hilfe des Magenbakteriums Helicobacter pylori …
    Oh, tut Ihnen die Hand weh? Sich am Vortag bei einem Job mit einem elektrischen Messer geschnitten?
    (Haben Sie Erfahrung? fragte der Mann, auch so ein Ausländer.
    Ja, ja, sagte Konstantin.
    Keine halbe Stunde da gewesen, natürlich kein Geld.
    Raus, raus, raus, sagte der Mann, bring dein Blut hier weg, so was können wir nicht gebrauchen.
    Vielleicht kann ich sie nie wieder bewegen. Vielleicht bleibe ich mein Leben lang ein Krüppel. Ich weiß gar nicht, ob ich zum Essen mitkommen kann, so . Man hätte ihn anzeigen sollen. Beschäftigt Schwarzarbeiter, setzt sie blutend auf die Straße. Mit nichts als einer Serviette. Ich glaube, es fängt schon an zu stinken.)
    Er will nicht ins Krankenhaus.
    Wer will das schon.
    Zum Glück ist der gute Doktor F. da. Zeigen Sie mal her. Der gute Doktor F., der die Sache mit den Magenbakterien weiß, hat Generationen behandelt und oft genug kostenlos. Als meine Tochter geboren wurde, kam der Bischof zur Taufe, ich deckte den Campingtisch mit unseren vier Tellern. Der vierte war für den guten Doktor, er war der Pate, schon damals kannten wir uns. Jetzt ist er leider schon in Rente, aber zur Sicherheit hat er immer noch ein kleines Täschchen mit dem Wesentlichen dabei. Hauptsächlich zur Desinfektion. Kommen Sie, junger Freund, hier, in dieses stille Nebenzimmer, und lassen Sie sehen, was Sie da haben. Einen sauberen Stich haben Sie da, sieht man von möglichen Verschmutzungen ab, die sich an so einem Messer befinden können, mikroskopische Fetzen Wurst. Fleisch auf Fleisch, das ist das Übelste, das vergiftet das Blut, in diesem Fall allerdings reicht wohl ein kleiner See voll Jod.
    Werde ich mein Leben lang einen blutbraunen Fleck in der Mitte meiner Handfläche tragen? Sehet meine Male!
    Dein Kamerad ist verwundet, er ist nicht da, nun sind alle Augen auf dich gerichtet. Abel, informiert Magda, spricht fünf Sprachen. Oder sind es inzwischen sechs? Mir kommt’s so vor, es ist wöchentlich eine mehr.
    Ja, darin sind wir gut! Nicht, dass wir talentierter wären. Wir sind nur gezwungen.
    Ich kann mir vorstellen, dass der Markt ziemlich voll ist, zwangsläufig.
    Ist der nicht immer voll?
    Da ich unsterblich bin, denkt Aida, machen auch die fünfzehn Jahre Altersunterschied nichts aus, zudem habe ich den richtigen Pass, und wenn ich mit den Nerven so lange durchhalte, wirst du meinen Körper vergessen und meine Intelligenz und mein Feingefühl schätzen lernen.
    Tibor B. hat ihn uns geschickt.
    Auch lange nicht mehr gesehen.
    Seine zweite Frau ist Tänzerin gewesen und Choreographin, eine schöne, kleine Frau.
    Ein Jude.
    Stimmt nicht. Nur der Vater. Dann gilt’s nicht.
    Wenn’s drauf ankäme, würde jeder Tropfen Blut, der sich vor vierzehn Generationen in einen Nebenzweig der Familie verirrt hat, zählen.
    Ein Blutstropfen geht um die Welt!
    Blutwurst sagt, komm, Leberwurst …
    Können wir bitte aufhören, über Blut zu sprechen, mir wird gleich schlecht!
    Trink ein bisschen Schnaps, Aidica.
    Darf sie nicht. Die Medikamente.
    Hier müssen alle ein bisschen schweigen. Ich hasse dich, Mutter. Jetzt wendest du dich wieder an ihn :
    Woher kennen Sie Tibor?
    Gar nicht. Er hatte nur seinen Namen auf einem Zettel.
    Oh …
    Der Name von jedem von uns könnte auf einem Zettel stehen!
    Früher war Magda so etwas wie die offizielle Anlaufstelle, Mutter aller Emigranten, das wäre heute gar nicht mehr möglich. Es sind einfach zu viele.
    Jemand hat mal zwei Dutzend Juden in seiner Wohnung versteckt. Eine Frau.
    Im Laufe meines Lebens habe ich sicher Hunderte von Visitenkarten in die Welt gestreut. Wer weiß, wo die heute sind.
    Der liebe Doktor ist ja auch ein Heiliger. Gott möge dich segnen und lange am Leben erhalten.
    Der Betroffene lächelt traurig. Seine Hand zittert auch schon.
    Konstantin, Jod schimmert durch seinen Verband, hört mit glitzernden Augen all dem zu. Setzt sich so, dass er sowohl Kontakt zu den Partisanen als auch zu den Damen hat, versucht sogar, sich an der Diskussion zu beteiligen, als ob das nötig oder möglich wäre, ein interessierter junger Mann. Der andere: man weiß es nicht. Außer ihm gibt es noch zwei, die mehrheitlich schweigen: Aida, sowie ein großer, weichlicher Fünfzigjähriger, graue Locken, feminine Wangen, kleiner, eitler Mund. Ein ehemaliger Schauspieler, der Star

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