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Alle Tage: Roman (German Edition)

Alle Tage: Roman (German Edition)

Titel: Alle Tage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terézia Mora
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Konstantin. Bist du katholisch oder orthodox?
    Weder noch. Auf keinen Fall werde ich da hingehen. Dann ging er doch hin, das ist nur eine kurze Episode, nur so lang wie ein Blick in die Katakomben dauert, hier: einen ausgedienten Schreibmaschinenraum. Es waren wenig Betende da, vielleicht ein Dutzend. Er sah, dass er nicht dabei war. Eine Sache von Sekunden. Pardon, sagte er und ging.
    Ein anderes Mal war er derjenige, der Konstantin mitnahm. Ein Abendessen bei seinen Sponsoren . Konstantin war ganz gerührt.
    Wird S … … persönlich anwesend sein?
    Abel nahm es nicht an. Es sind nur Leute von der Stiftung.
    Mitglieder der Vergabekommission?
    Möglich.
    Danke, sagte Konstantin. Du bist ein wahrer Freund.

    Die Gastgeberin heißt Magda, eine Landsmännin , sie trägt einen grauen Dutt und raucht ununterbrochen. Ihr Mann ist ein freundlicher sowie wohlhabender Einheimischer, sie hat ihr Glück gemacht, er interessiert sich ausgesprochen für ihre Kultur.
    Jetzt siehst du, wie man hier noch leben kann! Unsereins kommt kaum in diesen Stadtteil! Diese Räume, diese Helligkeit, dieses Parkett, dieser Stuck, diese Wohnasse … Korrektur: Accessoires!
    Der Gast eines Gastes, Konstantin, beschnüffelt förmlich alles. Gemälde, Signaturen, Armaturen! Oh, lass uns ein Zelt aufschlagen am Strom der Reichen! Hoppla: ein Buffet!
    Endlich hat er was zu essen, für eine Weile ist’s still. Abel sucht sich eine ruhige Ecke.
    Wen haben wir denn da? Frisches Blut!
    Also so würde ich mein Kind nicht nennen: frisches Blut …
    Lachen. Die meisten Gäste sind im Alter der Gastgeber, gemeinsam losgegangen , kennen sich, abgesehen von den nie aufgedeckten Geheimnissen, in- und auswendig. Etwas Abwechslung ist immer …
    Wie jung man doch sein kann! Zwanzig? Maximal. Wie heißt du richtig, mein Junge? Abel, das ist ein schöner Name. Ausgerechnet heute sind keine jungen Mädchen da. Lasst ihn doch erst mal essen. Ist doch nur so ein Hauch …
    (Das haben die wenigsten verstanden. Nur leises Kichern.)
    Junge Studenten einmal die Woche zum Mittagessen einzuladen, ist eine schöne alte Tradition.
    Einmal im Monat .
    Das war Aida, die einzige Tochter der Gastgeber, von Zeit zu Zeit Rundfunkautorin, wenn die manische Depression es ihr erlaubt. Dazwischen, jetzt, wohnt sie wieder bei den Eltern. Die Medikamente schwemmen sie auf, obwohl, pummelig war sie immer schon, immer so ein trauriges Mädchen, sagt ihre zierliche Mutter, das Leben ist ihr eine Mühsal. Das Lithium verursacht ein Ruhezittern der Hände. Der Vorteil familiärer wie historischer Katastrophen ist, dass man näher zusammenrückt. Das kann gut und schlecht sein. Einmal im Monat satt zu werden, ist auch nicht zu unterschätzen.
    Oh, diese peinliche Wärme im Schoße einer Gemeinde ! Denkt Aida und schaut sich den Neuen an. Das frische Blut. Wenn er bis jetzt drei Worte gesagt hat, insgesamt, das wäre viel. Schüchtern oder arrogant? (Beides?) Hat sich einen anderen mitgebracht, um weniger aufzufallen. Ob er weiß, wie schön er ist?
    Die arme kranke Aida. Kann den Blick nicht von ihm nehmen. Ihre Augen stehen richtig hervor. Wenn so ein schöner, junger Mann die arme, kranke, dicke Aida lieben könnte, das würde sie sicher retten, oh, ich wünschte, ich könnte ihr einen backen! Dieser hier ist doch noch ein Kind! Das Essen scheint ihm alle Konzentration abzuverlangen. Aida lächelt. Ich esse praktisch nichts, trotzdem ändert sich mein Gewicht nicht. Was würde passieren, wenn ich ganz damit aufhören würde? Vielleicht stellte sich heraus, dass ich unsterblich bin?
    Die Aufmerksamkeit der Männer kann er nicht lange fesseln. Sie haben Eile, in die nächste Phase eines seit vermutlich vierzig Jahren geführten Gesprächs einzutreten, die alten Partisanen , in einer Sommerakademie hängen geblieben, irgendwann in den Sechzigern, und seitdem…
    H. hat kein Visum bekommen, erst als die Konferenz schon lief, sie ließ sich davon nicht abhalten … eine absolute Kosmopolitin, fünf Sprachen, ich traf sie einmal … das war am einundzwanzigsten Oktober neunzehnhundert … Am dreiundzwanzigsten. Am einundzwanzigsten war noch nicht… stand auf dem Balkon, sie zogen unten vorbei, und auf einmal machen alle diesen …
    Ballt die Faust. Einpaar lachen, unter fünfzig weiß man nicht, wieso. Die Damen kennen die Geschichten, sie wenden sich lieber den Neuen zu.
    Und Sie? Konstantin. Auch ein Stipendiat? Ah, die Begleitung von… Geschichte des Altertums? Oh, wie intere … Was

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