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Alle Tage: Roman (German Edition)

Alle Tage: Roman (German Edition)

Titel: Alle Tage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terézia Mora
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Schlüssel nicht mit.
    Was hast du vor?
    Keine Antwort, er ging.
    Das werdet ihr noch bereuen! (Gebrüll unten im Hof.)
    Anschließend: Stille.
    Unten war es dunkel, nichts zu sehen, sie löschten die Lichter, damit auch sie nicht zu sehen waren, standen am Fenster, horchten: nichts. Später Schritte und als ob Reden, noch später kam Janda zurück.
    Was ist passiert?
    Nichts, sagt Janda.
    Was hast du …
    Nichts! Bis ich unten war, war er schon weg.
    Als alle gegangen waren, erfasste Kinga dann doch noch ein Zittern.
    Steigere dich jetzt nicht rein, sagte Janda. Es wird gar nichts passieren.

    Wird uns die Ratte wirklich verraten? fragte Kinga jetzt Abel. Wer war das überhaupt? Kennst du den wirklich?
    Ich glaube nicht, sagte Abel. Dass er sie verraten würde. Eher nicht.
    Was machst du da?
    Er packe seine Sachen.
    Wieso packst du deine Sachen?
    Er habe eine neue Bleibe gefunden.
    Was?
    Ein neues Zimmer.
    Wann?
    Gerade. Auf dem Nachhauseweg.
    Wie? Einfach so?
    Was sagst du dazu. Da bist du (Kinga) sprachlos. Kann man so etwas machen? Jetzt gehen? Sie sah hilfesuchend zu den Musikern. Kontra zuckte die Achseln. Die anderen beiden reagierten gar nicht.
    Tut mir Leid, sagte Abel. Aber er habe dem neuen Vermieter versprochen, innerhalb der nächsten Stunde wiederzukommen.
    Er küsste Kinga auf die Wange und gab ihr zusammengefaltete Geldscheine. Fürs Mitwohnen. Sie schaute sich die Scheine an, für einen Moment sah es so aus, als würde sie sie zu Boden fallen lassen, balancierte sie auf der gespreizten Handfläche, dann steckte sie sie doch in die Hosentasche. Da war er schon aus der Tür.

IV. FLEISCH
Affären

Carlo
    Unter Berufung auf seinen langen Heimweg hatte er das gesellige Beisammensein relativ früh verlassen.
    Bis Donnerstag, sagten Omar und seine Mutter.
    Bis Donnerstag, sagte er.
    Bis Montag in vier Wochen! riefen die Gäste.
    Warten Sie, sagte Tibor, ging ins Nebenzimmer und schrieb, ohne dass ihm auch nur eine Zeile von Abels Arbeit vorgelegen hätte und ohne mit der Wimper zu zucken, eine neuerliche Empfehlung, diesmal für ein Promotionsstipendium, es ist in unser aller Interesse etc ., womit die nächsten drei Jahre gesichert gewesen wären. Danke, bitte, keine Ursache.
    Als er endlich die Straße betrat, war der Gehsteig reifbedeckt. Knirschende Schritte und die weißen Fahnen seines Atems. Eine kleine Seele, jedes Mal. Ihren kurzen Flug zu beobachten, beschäftigt einen. Es war ihm etwas übel, man weiß nicht recht, wovon, er hatte nichts Besonderes, irgend einen hochprozentigen Alkohol und etwas Wasser getrunken. Deswegen oder nicht, er beschloss, die ganzen (Fünfzehn? Zwanzig? Also, schätzen kann ich endgültig nicht) Kilometer bis nach Hause zu Fuß zu gehen.
    Er wollte einfach sehen, was passiert, ob er es schaffen konnte. Einpaar Mal mag er sich auch verlaufen haben, aber vielleicht auch nicht, im Grunde könnte man in einer großen Stadt wie dieser auch so tagelang unterwegs sein. Er hätte die großen Straßen nehmen, den Schildern Richtung Bahnhof, seinem ständigen Orientierungspunkt, folgen können, aber das will nicht wirklich jemand, also blieb er in den kleinen Straßen und hielt sich nur dem Gehör nach parallel zu den großen. Manchmal verlor er die Fährte, das ließ sich nicht vermeiden, fand sie oder eine andere aber später wieder. Alles in allem dauerte es fünf Stunden, bis er in einer vertraut wirkenden Gegend angelangt war. Ihm kam es nicht so lange vor, im Grunde einmal aufgewacht , und er war: da . Eine Drogerie, ein Kitschgeschäft, eine Trafik, ein Nagelstudio, ein Reisebüro, ein Blumengeschäft. Im Einzelnen alles unbekannt, aber insgesamt doch… Zwei Kneipen, Bekleidung, Haushaltswaren, Blumen, Drogerie, Papier. Einpaar Läden wurden gerade beliefert: pittoreske Fleischbrocken über dem Gehsteig schwebend. Der frühe Spaziergänger hätte sich zwischen zwei Schweinehälften am geöffneten Fahrzeugrücken vorbeidrücken können, aber aus unbekannten Gründen blieb er stehen und sah zu. Der Besitzer der Fleischerei, ein junger Kerl mit Vollbart und weichem Bauch, kam mehrmals heraus, sah ihn jedes Mal an. Die Fleischträger trugen Plastikschürzen und sahen ebenfalls herüber. Dann fuhr der Lieferwagen weg, der Fleischer blieb neben Abel stehen.
    Wo kommen Sie denn her?
    Sagt den Namen des Stadtteils.
    Schneit es da etwa?
    ???
    Sie sind ganz weiß.
    Er griff sich ins Haar. Raureif. An den Augenbrauen auch. Junger Mann mit weißem Haar. Deswegen haben alle so

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