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Alle Tage: Roman (German Edition)

Alle Tage: Roman (German Edition)

Titel: Alle Tage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terézia Mora
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sich bewegen, wenn er etwas erklärt, weiße, zarte Hände, und überhaupt, wie er mit Kindern kann, dabei macht er scheinbar gar nichts, sie sitzen nur da, unterhalten sich, schreiben manchmal etwas auf. Er ist weder zu nachgiebig noch zu streng. Zumindest solange der Unterricht dauert. Davor, danach, wenn er mit den Eltern, meist den Müttern, sprechen muss, ist er wieder so unbeholfen, als wäre er selbst noch ein Teenager, sagt im Grunde gar nichts, geht mit einer kleinen Verneigung, ist es albern, dass mich das, das alles , in eine beinahe (geflüstert) sexuelle Aufregung versetzt?
    Mercedes zuckte nur die Achseln. Obwohl, sagte sie mit guter Beobachtungsgabe, hier haben sich zweifellos zwei gefunden. Omar ist zwar ein höfliches Kind, aber wirkliches Zutrauen hatte er bis dahin zu nicht mehr als drei allesamt nah verwandten Menschen gefasst. Und nun zu ihm. Nahm ihn bei der Hand, führte ihn durchs Haus, anschließend sagte er, noch keine sechs, Lesen, Schreiben fließend: Ich will Russisch lernen.
    Russisch, wirklich?
    Ja, Abel hat mir etwas auf Russisch gesagt, es gefällt mir.
    Was hat er dir auf Russisch gesagt?
    Das weiß ich nicht, ich kann ja noch nicht Russisch.
    Die umstehenden Erwachsenen, die Mutter, die Oma, lachten, die beiden Männer blieben ernst. Warum nicht, sagte Mercedes.
    Was sie seitdem genau gemacht haben, könnte Mercedes nicht sagen, sie war mit anderen Dingen (Tibor) beschäftigt, sie öffnete dem Lehrer höchstens mal die Tür und bezahlte ihn einmal im Monat. Zu Anfang schaute sie während der Stunde ab und zu in Omars Zimmer vorbei. Es war nichts Besonderes zu sehen. Ob sie Fortschritte machten, ob er tatsächlich konnte , was er sagte, ließ sich nicht nachprüfen. In Tibors Kreis verkehrten zwar einige, die der Sprache mehr oder weniger mächtig waren, aber Omar sah keinen Grund, ihnen sein Können vorzuführen.
    Aber, wechselten die Bekannten zurück in die Landessprache, wozu sonst willst du eine Sprache erlernen, als dich mit anderen zu unterhalten?
    Aber ich unterhalte mich doch jetzt schon, sagte Omar.
    Woraufhin die Bekannten verwirrt aufgaben. Sich mit diesem Kind zu unterhalten ist wie - - -
    Alles in allem löste er hier nicht Aufregung aus, sondern das Gegenteil. Tibor, zum Beispiel, blieb auch einmal vor dem Türspalt stehen, sah sie dahinter sitzen und dachte, was, wenn der Junge, der größere von beiden namens Abel, zukünftig immer hier sein würde, und wieso das jetzt so eine beruhigende Vorstellung ist.

    Aha, sagte Kinga, als Abel sich Wochen nach seinem Auszug endlich bei ihr meldete. Dacht’ ich mir schon, dass es dir gut geht. Uns geht es, danke der Nachfrage, ebenfalls gut. Mittlerweile können wir schon wieder schlafen.
    (Zuerst schien es, als hätte sie sich beruhigt, aber am Abend nach dem Auszug des Kindes ist es doch aus ihr herausgebrochen, sie schluchzte, zitterte, flehte die Musiker an, sie nicht allein zu lassen, sie habe Angst, weigerte sich aber auch, Kingania zu verlassen, krümmte sich in einer Ecke zusammen, bis Janda zu brüllen anfing: Hör auf, jetzt schau dich doch an, wälzt dich hier im Müll!)
    Das freut mich, sagt das Kind.
    Freizeichen.

    Danach passierte eine Weile nicht viel. Der übliche Übergang zwischen zwei Installationen. Etwas fügte sich still. Später lernte er diesen Jungen kennen. Er sagte, sein Name sei Danko. Er ist mir in den Schoß gefallen, wie ein reifer Apfel.

Spiele
    Genau genommen waren sie schon halb verfault, sie hatten sie aus dem Müll hinter der Markthalle geklaubt. Er war wieder einmal zu spät, und als er um die Ecke kam, warteten die anderen schon auf ihn und fingen an, mit den Äpfeln nach ihm zu werfen. Er grinste und lief weiter, wehrte links und rechts die Äpfel ab, aber soviel Arme hast du nicht. Mal waren die Äpfel hart, das tat weh, mal weich, dann zerplatzten sie: stinkender Matsch. Scheiße! brüllte Danko. Aufhören! Aber die anderen zielten und warfen, ernst und konzentriert, keine Munition verschwenden. Danko fluchte, wand sich, nichts nützte, als er sich umdrehte, traf ihn ein Apfel, der faulste unter allen, am Steißbein. Explodierende braune Soße. Jetzt lachten sie endlich, aber als er sich grinsend zu ihnen umdrehen wollte, geile Nummer, Arschlöcher, warfen sie wieder nach ihm. Heute betrittst du diesen Platz nicht. Jetzt ist mir aber endgültig die Lust am Ganzen vergangen. Drehte sich auf dem Absatz um und ging. Bis zum nächsten größeren Baum, dort, in der Deckung, hockte er sich

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