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Alle Tage: Roman (German Edition)

Alle Tage: Roman (German Edition)

Titel: Alle Tage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terézia Mora
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ein Irrer ist.
    Jetzt endlich grinst er. Über der Oberlippe erster schwarzer Flaum.
    Wo kommst du her, fragte der Typ.
    Wieso?
    Dunkle Haut, Akzent. Er schaute eine Weile zum Pennerhalbkreis. Der kaputte Trinkbrunnen plätscherte, die Hunde spielten, die Türklingel jodelte.
    Die lassen ihre dreckigen Köter so rumrennen, murmelte er. Vielleicht haben sie die Tollwut.
    Pause.
    Wir sind Rom, sagte er dann.
    Deine Freunde schauen her, sagte Abel.
    Wirklich? Der Junge grinste und blieb hocken.
    Und was machen sie jetzt? Und was machen sie jetzt?
    Spielen weiter, halten an, schauen her, unterhalten sich, gehen, berichtete der Spion.
    Und jetzt?
    Nichts. Sie sind nicht mehr zu sehen. Wie heißt du?
    Antwortet nicht. Geht.
    Das war die erste Begegnung mit Danko.

    Was ist das für ein Typ?
    Sie warteten hinter der nächsten Ecke auf ihn, standen da wie ein Block, vorneweg Kosma, er war der Boss, ein Körper wie ein Tier, angeblich fickt er schon. Was ist das für ein Typ, fragte Kosma.
    Danko grinste geheimnisvoll.
    Kosma warf ihm den Ball ins Gesicht. Er prallte ab und landete wieder in seinen Händen: Grins nicht, Arschkrampe!
    So zufällig sie auch aneinander geraten waren – Das Kroppzeug findet sich eben –, einen gewissen Grad an Organisiertheit musste es geben, weil eine Bande ohne eigene Gesetze, das weiß jeder, einen Scheißdreck wert ist, sagte Kosma. Die meiste Zeit waren sie Kinder, spielten alberne Spiele, aber manchmal überkam es ihn, dann brüllte er stundenlang auf sie ein: Du Abschaum, du, ich werd’ dir die Zehennägel flambieren, deinen Schwanz zu Hackfleisch verarbeiten und dir in den Mund stopfen, deinen Kopf ins Klo stecken, bis du deine eigene Kotze trinkst, du Mist geburt! Sie gruselten sich und liebten diese Tiraden. Sein unnachahmliches Talent zu drohen, hatte Kosma zum Boss gemacht.
    Dankos Nase prickelte. Nicht hinfassen.
    Keine Ahnung. Ein Typ halt. Sitzt auf der Bank.
    Ein Perverser. Oder ein Agent. Guck dir seine Klamotten an.
    Das übliche Durcheinandergerede: Agent, Perverser, etcetera. Sitzt auf der Bank und beobachtet uns. Danko wurde (warum?) rot.
    Bullshit, sagte Kosma. Und: Wen interessiert schon der Arschficker.
    Dich doch. (Sag das nicht.)

    Kosma sagte, wen interessiert schon der Stricher von der Bank, aber die Wahrheit war, dass er (warum?) in sämtlichen Köpfen haften geblieben war. Sie redeten nicht darüber, aber als er das nächste Mal wieder dasaß, auf derselben Bank, hielt Kosma das Spiel an, ging zum Zaun und schaute zu ihm hinüber. Der Typ auf seiner Bank tat so, als würde er schlafen, aber jede r wusste, dass das nur Show war.
    Da ist er wieder.
    Danko, der etwas ahnte, konzentrierte sich darauf, den Ball zwischen den Innenkanten der Füße zu zwirbeln, stellte sich nicht besonders geschickt an, überhaupt kein guter Fußballer, fiel fast hin, der Ball schnippte weg, gegen den Zaun, zing ! Kosma stellte einen Fuß drauf, jetzt ist Schluss.
    Du hast doch mit ihm geredet. Was hast du mit ihm geredet?
    Danko weiß es ehrlich nicht mehr. Nichts.
    Lüg nicht, Arschkrampe, ich hab’s genau gesehen!
    Kosma rollte den Ball unter der Sohle, nahm ihn auf die Zehen, balancierte ihn ein wenig und kickte ihn dann von sich, als wäre es der Typ persönlich. Der geht mir auf den Sack!
    Anschließend spielten sie wieder, wild gegen die Begrenzungszäune donnernd etc., schrien, lachten extra laut. Danko lachte am lautesten. Das mit den Äpfeln war nur Spaß, verstehst du? Jeder ist mal dran. Aus den Augenwinkeln schauten sie, ob er hersah. Spielten für ihn . Später lehnten sie am Drahtzaun, außer Atem, rauchten wie die Schlote und sahen nicht zur Bank hinüber. Als der Typ aufstand und ging, rührte sich Kosma nicht. Hielt delikat die Kippe zwischen Daumen und Zeigefinger, der Brunnen plätscherte, die Bäume rauschten, fern ein Martinshorn, ungefähr eine Minute lang. Dann warf Kosma die Kippe weg und ging ebenfalls los. Wir gehen hin, wo wir hingehen wollen. Wenn dem Typen hinterher, dann dem Typen hinterher. Der weiter so tut, als hätte er uns nicht bemerkt. Das ziemliche Tempo, das er vorlegt, beweist allerdings das Gegenteil. Versuch mal so zu tun, als schlendertest du nur mit deinen Kumpels durch die Gegend, während das Seitenstechen schon durch und durch geht.
    Sie wussten seinen Namen nicht, also probierten sie, unter dem üblichen Schubsen-und-Lachen, einpaar der Klingelknöpfe am Hauseingang aus, hinter dem er verschwunden war. Erst meldete sich niemand, dann eine

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