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Alle Tage: Roman (German Edition)

Alle Tage: Roman (German Edition)

Titel: Alle Tage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terézia Mora
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ein blutiger Brei übrig war, ein Blutbrei in Kleidern, hineinpassiert in die Kellererde, als furchtbares, Korrektur: fruchtbares Opfer. Im Morgengrauen war das Schlimmste vorbei, es sprudelte nicht mehr, es blubberte nur mehr blutgesättigt, und schließlich, mitten im Satz, schlief der Junge ein. Abel hörte eine Weile seinem Atem zu, einpaar Minuten, bevor er sich umdrehte, um sich ihn, oder das, was von ihm übrig war, anzusehen.
    Um dann ganz überwältigt zu sein: von dieser Schönheit . Wie seine Haut strahlt, die Stirn, die Wangen, die Augenlider, die Lippen, spröde, als er gekommen war, jetzt prall und feucht. Eines der schönsten Gesichter, das ich je gesehen habe.
    Er beugte sich über ihn. Der Atem, der aus der Nase wehte, roch nicht gut.

Tag
    Es war fast schon hell, als Danko einschlief, um den Rest der kurzen Nacht mit einem Traum zu ringen. Er träumte, dass ein großes Gesicht über ihm schwebte, nur ein Gesicht. Zuerst war es wie eine Monstermaske aus dem Spiel, das sie in der Hölle gespielt hatten, gleichzeitig sah es aber auch jemand anderem ähnlich, besonders die Linien zwischen Nasenflügel und Mundwinkel, während die Augen und die Stirn wieder jemand anderem zu gehören schienen, und darum ging es im Grunde die ganze Zeit. Die Züge des Monsters verschmolzen mit denen des Bosses, des Vatersaller-Irren und des Schwarzen Mannes, oder nein, eher, als würden sie miteinander kämpfen, stundenlang, keiner konnte die Oberhand gewinnen. Mal sah es so furchterregend aus, dass er befürchtete, zu sterben, mal fast schon schön, auch wenn ihm das Blut aus den Augen in die Mundwinkel lief. Sie kämpften die ganze Nacht, bis die aufsteigende Welle eines Orgasmus Danko aus dem Schlaf schleuderte.

    Hhhhhhh! Er fuhr hoch, wedelte mit den Händen, schnappte nach Luft, Fisch auf dem Trockenen, bis es endlich vorbei war.
    Der Typ war nicht da, der Laptop summte nicht mehr, es gab überhaupt keine Geräusche, ein Sonntag, die Fleischerei nebenan verlassen. Danko strampelte sich aus dem zu weichen Nest.
    Sobald er sich bewegte, spürte er den Hunger. Das letzte Mal habe ich wann gegessen? Er war so hungrig, dass es wieder dunkel wurde, obwohl er die Augen offen hielt. Die feuchte Souterrainkälte getauscht gegen die scharfe Hitze der Übelkeit. Überall brannte das Salz, in den Augen, dem Magen. Muss sofort was essen, sonst breche ich in den Sessel. Selber schuld, was lässt du mich auch hier allein. Gleich bekomm ich auch noch Durchfall, wo ist das verdammte Klo?
    Er ging gekrümmt zur Eingangstür, obwohl er wusste, dort kann es nicht sein. Hinaus in den Innenhof, zu den Mülltonnen. Aber die Tür ist abgeschlossen. Eine neue Welle Übelkeit erfasste ihn, eingeschlossen , Schweiß am ganzen Körper, er krümmte sich, trampelte. Dann fiel ihm ein: Der Typ ist nicht da, die Gelegenheit günstig, sich etwas umsehen. Schlagartig war ihm besser.
    Viel ist nicht da, einpaar Schränke an der Wand. In einem fand er eine Schachtel Knäckebrot, kaute. Sonst: nichts. Eine leere Kaffeedose. Nein. Es ist Geld drin. Sicher ist sicher, er nahm sich einen Schein, den Rest des Unterrichtshonorars für den letzten Monat steckte er zurück in die Dose, stellte sie zurück in den Schrank. Daneben lag ein Buch mit einem rauhen, hellen Leineneinband. Erinnerte er sich daran oder nicht, er wollte erst gar nicht richtig, dann blätterte er es doch auf.
    Ein Bildband. Alte oder auf alt gemachte, bräunliche Fotos. Künstliche griechische Landschaften, Studiohimmel, Pappmascheesäulen, ausgestopfte Füchse, gesprungene Amphoren. Und dazwischen, eine Sandale oder eine Flöte in der Hand: eine Sammlung nackter Kerle. Jungs. Knaben. Manche haben altmodische weiße Unterhosen oder Lendenschurze an, aber die meisten sind nackt. Ihr reifer Penis wie angeklebt an ihren schlanken, olivefarbenen Körpern. Ach du …! Danko stieß das Buch zurück in den Schrank, es schlug gegen die Rückwand. Er fasste nach, zog es weiter vor. Obwohl sowieso keiner mehr weiß, wie es vorher gelegen hat.
    Jetzt endlich sah er auch die mit grünlicher Ölfarbe überpinselte Tür in der Ecke. Na also: Waschbecken, Klo, schräg dahinter gequetscht sogar eine Dusche. Das Salzwasser im Bauch zwickte, Danko schwitzte auf die grünliche Brille. Irgendwann ist alles schlecht geworden. Ein Buch mit lauter Schwänzen.
    Als er herauskam, war der Typ wieder da. Der Junge hatte sich die Hände nicht gewaschen, das war zu hören, jetzt trug er sie zu Fäusten geballt in

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