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Alle Tage: Roman (German Edition)

Alle Tage: Roman (German Edition)

Titel: Alle Tage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terézia Mora
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… Hier schlug die Tür zu.
    Der Veranstalter stellte sich in Jandas Rückweg. Sauer – auf ihn ! Was zum Teufel er da gemacht habe.
    Ich mache, wozu Sie nicht in der Lage sind, sagte Janda. Ich schaffe Ordnung. Und ich mache Musik.
    Ging zurück zu Kontra, nahm die Kanne in die Hand. Nanananahaanaa.
    Irgendwann jetzt war es, dass Abel hinausging.

    Immer diese Atmosphäre der Kränkung und der Gewalt. Sobald mehr als zwei von uns in einem Raum sind, sagte das blonde Mädchen, Korrektur: die junge Frau, draußen vor der Tür. Abel war nur zufällig neben ihr stehen geblieben. Nur solange, bis er sich für eine Richtung entschieden hat: rechts oder links. Sie sprach die Muttersprache.
    Wo seid ihr her? fragte sie ihn nun direkt.
    Erst sah es so aus, als würde er nicht antworten, dann antwortete er doch: Die anderen aus B., er selbst aus S.
    Nein! Aus S.? Wirklich? Sie schnappte nach Luft: Ich bin auch aus S.
    Jetzt sah er sie an.

Elsa
    Intermezzo

    Rundes Gesicht, breiter Mund. Ein Eckzahn (der rechte) ist schief gewachsen. Blaue Augen, aufgerissen, schaut ihn an, hungrig, kenne ich dich? Nein, sagt sie, fast verzweifelt, ich erinnere mich nicht an dich.
    Ihr Name ist Elsa. Genauer gesagt kommt sie aus einem Dorf aus der Nähe. Aus P. Kennst du das?
    Er nickt.
    Das ist… Mein Gott … Sie lacht. Dann, als liefen ihre Augen voller Tränen. Große Augen. Sie schaut weg, legt eine Hand auf ihren Bauch. Jetzt erst sieht man, dass sie schwanger ist. Hinter ihnen der Lärm der Kneipe.
    Wie heißt du?
    Abel.
    Abel. Mir ist ein bisschen schlecht. Zu wenig Luft da drin. Begleitest du mich nach Hause? Es ist zu nah, um mit dem Bus zu fahren, aber ich habe ein wenig Angst im Dunkeln.

    Straße, außen, Nacht, Abel und Elsa. Das ist jetzt eine ganz andere Atmosphäre. So voll es im Lokal war, so ausgestorben ist es hier. Sie können die eigenen Schritte hören. Bis zur ersten Fußgängerampel sagen sie nichts. Warten auf Grün.
    Ich war Schwesternschülerin, sagt Elsa, als sie weitergehen. Lebte ein strenges Leben. Von der Schule ging es direkt nach Hause. Wir hatten Kühe. Außerdem flanieren anständige Mädchen nicht in der Stadt. (Lacht.) Wir standen jeden Tag zwischen zwei und drei an der Bushaltestelle vor dem Hotel am Ring, warteten auf den Bus hinaus. Erinnerst du dich an die Haltestelle? Oben auf dem First des Hotels standen zwei Engelsstatuen, an jeder Ecke eine, barocke Fassade. Eines Tages verlor der eine Engel, der linke oder der rechte, je nachdem, von wo man es betrachtet, den Kopf. Ein steinerner Engelskopf, oder vielleicht war er aus Gips, fiel herunter, einfach so, mitten hinein in den Nachmittag, in die wartende Menge an der Haltestelle. Kommt ein Kopf geflogen. Und trifft wie durch ein Wunder: niemanden. Fällt genau in die Schneise, die erst eine Sekunde vorher entstanden ist, weil jemand seinen Hund an der Leine durch die Menge gezogen hat. Dort, wo kurz davor noch ein Hund: Platsch, ein Engelskopf. Bröckelndes Engelshaar ausgebreitet zwischen platten Zigarettenstummeln und Spuckespuren. Sein dumpfes, tiefes Ausrollen. Weißt du das noch?
    Hat er genickt oder den Kopf geschüttelt? Vielleicht auch nichts davon. Er schaut die ganze Zeit nach unten, zu ihren Füßen. Elsa trägt weiße Turnschuhe.
    Sie sei, erzählt sie weiter, erst vor kurzem, durch Heirat, hierher gekommen. Dave, der seinen eigenen Namen als Doiv ausspricht, ist Kameramann. Sie haben einen Film gedreht, eine Doku, Elsa war als sprachkenntnisreiche und spottbillige Helferin vor Ort dabei. Zuerst verstand ich ihn nicht. Seine Aussprache. Später wurde es besser, aber ich verstand immer noch nicht. Wenn man ihn fragte, warum er das hier mache, sagte er: War is fun . Was bist du? fragte ich. Ein Idiot? Er lachte: Du hast keinen Sinn für Ai . Das heißt: for me , sagte ich. Nicht for I . Er lachte noch mehr. Ai , sagte er. Wie irony . Man musste immer alles umdrehen, was er sagte. Das war nicht immer leicht. Mein Gott, sagte er, ihr seid vielleicht ein empfindliches Volk. Was hast du erwartet?! Manchmal beschimpfte ich ihn regelrecht. Am Ende der Dreharbeiten war Elsa schwanger und sie heirateten im Beisein der Crew. Die Feier war auf einer Wiese, sie tanzte mit Blüten in ihrem hüftlangen Haar, das Kleid voller Grasflecke, aber sie tanzte und lachte und weinte, die Kamera wackelte, es gibt ein Video davon. Und zwischendurch ging ich mich übergeben. Einmal hat er auch das aufgenommen. Wie ich mir den letzten Gallenfaden von den Lippen

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