Alle Tage: Roman (German Edition)
wie etc. Sie setzten sich zu ihm, schauten sich den Sport an, später einen schlechten Horrorfilm, kreischende Frauen, blitzende Messer. Später klopfte es an der Tür. Wahrscheinlich das Kind.
Komm rein!
Kommt nicht rein.
Bleibst du halt draußen. (Janda, murmelnd.)
Ich mach schon.
Andre ging zur Tür, öffnete sie und, ich glaub, ich träume, ich stehe nicht hier in der Tür, ich sitze noch vor der Glotze, ein Typ steht in einem Hotelflur, ein blitzendes Messer in der Hand, sagt kein Wort, sticht nur zu.
Die Spitze der Klinge rutschte am Schlüsselbein ab, ein unbeschreibliches Geräusch, dann fiel das Messer hinunter, trotz des Teppichbodens mit einem Pling, im nächsten Moment war der Typ verschwunden. Nur noch ein Messer auf dem Boden, ein blutiges Hemd.
Kontras Stimme aus dem Zimmerinneren: Was ist los?
Er hat … Andre stand verdeckt hinter einem Wandvorsprung, sie konnten ihn nicht sehen. Er hat … mit einem Messer …
Was?!
Andre wankte einpaar Schritte ins Zimmer zurück. Vom Schlüsselbein bis zur Brust war das Hemd aufgeschlitzt, darunter Blut. Wollte wohl die Halsschllll …
Hier musste er sich setzen. Rutschte an der Wand hinunter, blieb auf dem Teppich hocken, den Rücken gegen die Badezimmerwand gelehnt. Janda, ohne ein Wort, trat über ihn hinweg und rannte hinaus, Kontra ihm hinterher.
Der Nachtportier las gerade in Vorlesungsnotizen, als sie an ihm vorbei zur Eingangstür stürmten: verschlossen. Wie ist das möglich?
Aufmachen! brüllte Janda und schlug auf die Tür ein. Der Junge hinterm Pult drückte erschrocken einen Knopf, die Tür glitt auf, die beiden fielen hinaus auf die Straße und - - - nichts.
Kontra blieb stehen, aber Janda nicht, rasend auf die Ecke zu, um das Gebäude herum, sie erwischten den Cowboy, als er gerade dabei war, an den Bus zu pissen.
Jetzt lag das karierte Hemd regungslos da, die Arme von sich gestreckt. Schon gut, sagte Kontra und zerrte Janda weg. Kakerlake! brüllte Janda und wollte auf die platte Cowboyhand treten.
Ist gut! schrie Kontra. Janda, aus dem Gleichgewicht geraten, hüpfte auf einem Bein. Ist gut, sagte Kontra. Diesmal, als wäre es direkt zu Abel.
Janda, als hätte er ihn nicht gesehen, rannte an ihm vorbei, zurück zum Vordereingang, hämmerte wieder gegen die Glastür, diesmal von außen. Im erleuchteten Kubus des Foyers der junge Portier, sah panisch heraus, schüttelte nur den Kopf. Janda jaulte und rannte wieder weg, zurück, dorthin, wo Abel und Kontra immer noch wie zuvor dastanden, zu ihren Füßen der regungslose Cowboy.
Es interessiert mich nicht, was du denkst, sagte Janda zu Abel. Geh rein und hol ihn raus. Er ist verletzt.
Der Portier zitterte immer noch, als Abel vor der Tür erschien und seine Zimmerkarte durch die Scheibe zeigte. Zum Glück weiß er nicht, dass ich zu ihnen gehöre.
Andres Verletzung war lang, aber nicht tief. Er hatte sich das Hemd ausgezogen, drückte Klopapier gegen die Wunde. Nicht einmal in dieser Situation würde er ein weißes Handtuch schmutzig machen. Das Klopapier blieb im Blut kleben.
Abel ging als Erster mit dem Großteil des Gepäcks, für Andre blieb der Kontrabass und eine kleine Tasche. Sie nahmen den Hinterausgang. Es wurde nur einmal brenzlig, als sie an der offenen Tür zur Rezeption vorbei mussten. Der Nachtportier redete schnarrend mit jemandem, der nicht zu sehen war.
Das zerrissene, blutige Hemd haben sie im Bad vergessen. Das Messer liegt auch noch da.
Taschen, Instrumente, Jacken durcheinander hinter dem Rücksitz, Kontra – Nein, du (Janda) fährst nicht, ich fahre! –, tritt aufs Gas. Ssssst, sagt Andre. Die Instrumente. Der Bus rast um den Kreisverkehr herum, in der Mitte ein Springbrunnen, als sie kamen, blies eine Windböe Wasser auf die Scheibe, der gelbe Staub der Straße verschmierte, jetzt ist der Brunnen aus, Kontra betätigt die Scheibenwaschanlage, das Wasser schießt pfeifend heraus. Als wäre das schon zu viel, als wäre es so laut, dass alle davon aufwachen müssten. Ein heruntergekommener Mann quert langsam die Straße vor ihnen, wenn sie so weiterrasen, werden sie ihn erwischen. Erwischen ihn doch nicht, Kontra ist ein guter Fahrer, zischt knapp hinter dem Rücken des Heruntergekommenen vorbei, der erbost stehen bleibt, was sagen will, kann nicht, macht sich fast in die Hosen, konzentriert sich darauf, das zu verhindern, steht mitten auf der Straße, das Auto ist längst weg.
Als sie fast schon aus der Stadt hinaus sind, Abel:
Könntest du bitte
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