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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Karl-May-Bild zum Sammeln: Männer mit Turban, nachts an einem Lagerfeuer in der Wüste, und daneben ein Kamel. Das Bild, das gut nach Tee roch, durfte ich behalten.
    Es gab Heringe mit Pellkartoffeln und zum Nachtisch Erdbeeren mit süßer Sahne. Dann machten Oma und Opa Mittagsschlaf, und wir mußten leise sein. Die Türklinken hatten Schnörkel und waren golden, und auf einem Teller auf dem Tisch im Flur lag Zierobst, das nicht eßbar war.
    Vom Balkon aus konnte man die Mühlenstraße sehen, die Fußgängerampel und die Anton-Günther-Straße. Wenn man Glück hatte, gab es einen Unfall. Einmal schepperten zwei Autos an der Straßenecke zusammen. Bei dem einen war die Stoßstange ganz verbeult.
    Aus dem Edekaladen an der Ecke liefen Leute raus. Dann kam auch ein Polizeiauto, und die anderen Autos mußten im Bogen um die Stelle rumfahren.
    Im Vorgarten strich mir Frau Apken über die Haare. »So ein hübsches Mädchen«, sagte sie. Die war nicht mehr ganz richtig im Kopf. Ich sagte ihr, daß ich ein Junge sei, und sie patschte in die Hände und rief: »So ein entzückendes Mädchen!«
    Mit einem Stock drehte ich eine tote Amsel um, die ich auf dem Rasen vor der Veranda von Frau Apken gefunden hatte. Über den Bauch der Amsel krabbelten Ameisen. Ich holte Opa. Er sah sich die Amsel an und sagte, die sei wohl gegen das Fenster geknallt und habe sich das Genick gebrochen. »Nicht anfassen, da holt man sich wer weiß was weg!«
    Auf einem Spaten trug Opa die tote Amsel hinters Haus und begrub sie zwischen den Haselnußsträuchern.
    Durchs Gartenfenster sah uns der alte Herr Kaufhold zu. Er war im Unterhemd und hustete. Im Keller hatte er einen Friseursalon, wo er Soldaten aus Upjever das Haar schnitt, aber das sollte ich niemandem sagen. Das hatte Oma mir eingeschärft.
    Renate pflückte rote Johannisbeeren. Für hundert Gramm ohne grüne Strünke zahlte Oma sechs Pfennig. Ich pflückte mit, aber Renate war schneller. Sie hatte schon fast zwei Mark verdient, als ich erst dreißig Pfennig beisammenhatte. Die lagen in einer alten Zigarrenkiste von Opa.
    Mit einem heulenden Elektroquirl stellte Oma Bananenmilch für uns her. Ich sah ihr vom Flur aus zu, durch Gustavs blaues Um-die-Ecke-Kuck-Rohr, das innen zwei Spiegel hatte.
    Einmal brach ein Gewitter los, als wir im Garten waren. Wir liefen zum Schuppen. Sonst ging ich da nicht rein, wegen der vielen Weberknechte, aber auf der Bank zwischen Renate und Opa hatte ich keine Angst. Es blitzte und donnerte, und dann fing es an zu regnen wie verrückt.
    Die Entfernung eines Gewitters konnte man berechnen, wenn man die Sekunden zwischen Blitz und Donner zählte und die Zahl mit irgendwas malnahm.
    Im strömenden Regen rannte ein Eichhörnchen über den Rasen.
    Spinnen waren auch auf dem Speicher viele, aber da war mehr Platz als im Schuppen, und man konnte besser ausweichen.
    Auf dem Speicher stand Gustavs Eisenbahnplatte. In den Tunneln lagen Figürchen, die vor das Bahnhofsgebäude gehörten. Der Trafo war hinüber, und die Eisenbahn fuhr nicht mehr.
    An der Wand standen Kisten mit Gribbelgrabbel: Gürtel, Schürzen, Schlipse, muffige Kittel und Holzpantinen. Solche Botten würden die Holländer tragen, sagte Renate und klabasterte damit rum.
    Es gab auch einen Kaufmannsladen mit einer klingelnden Registrierkasse und einer kleinen Waage. Brühwürfel, Erbsen und Ochsenschwanzsuppe. Die Schachteln waren leer, aber bunt bedruckt.
    Bis Oma hier oben mal was bei mir einkaufen kam, mußte ich lange betteln. Als sie dann raufgestiefelt war, verlangte sie ein Pfund Mehl, aber ich hatte kein Mehl. »Was ist denn das für ’n Kaufmannsladen, in dem’s kein Mehl gibt«, schimpfte Oma. Ich bot ihr Brühwürfel an, die Schachtel für eine Mark. »Also dann eben Brühwürfel«, sagte Oma und zählte mir Luft hin. Das hatte ich mir anders vorgestellt.
    Der Speicher von Frau Apken war abgeschlossen. Durch die Ritzen der Tür war nicht viel zu sehen, nur ein Stapel Dachziegel und ein Handfeger.
    Bei einer Radtour nach Waddewarden nahm Oma mich auf ihrem Fahrrad mit, das vorne einen Kindersitz hatte und zwei Klinken zum Ausklappen, auf die ich die Füße stellen konnte. Gustav fuhr auf seinem eigenen Rad und Renate auf dem von Opa, das ihr viel zu groß war. Sie konnte nur im Stehen fahren.
    In Waddewarden fand ein Sommerfest statt. Es gab ein Münzkarussell, und wir tranken Sinalco.
    Als Mama im Auto mit Wiebke hergekommen war, machten wir einen Spaziergang durchs Moorland. Opa erzählte

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