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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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’ner Freundin im Arm.
    In den Umschlag meines Briefs an Michael steckte ich einen von Silvester übriggebliebenen Ladykracher. Mein Damezug: E3 auf D4.
    In der Küche pinnte Mama mit Stecknadeln einen Jahreskalender an die Wand, dessen Vorderseite bis Juni reichte. Gelb markiert waren die Ferien- und Feiertage. Bis zu den Osterferien war’s noch entsetzlich lange hin. Und weil 1976 ein Schaltjahr war, hatte der Februar einen Tag mehr als üblich. Also gab’s auch einen Schultag mehr, auch wenn der 29.2. auf einen Sonntag fiel. Sonst wäre eben am 1.3. schulfrei gewesen.
    Die wichtigsten Geburtstagstermine hatte Mama mit Kugelschreiber eingetragen.
    Seit er das Leben in der Freiheit kennengelernt hatte, nagte Wiebkes Hamster jede Nacht wie blöd am Käfiggitter, statt in seinem Rad herumzubösseln. War ja auch das letzte, so ’n Hamsterrad. Das arme Tierchen. Zu lebenslänglicher Gefangenschaft verurteilt, in einem engen Käfig in einem pupsigen Mädchenzimmer, ohne Prozeß, ohne Rechtsbeistand und ohne Aussicht auf Begnadigung, aber mit Wiebke als Gefängnisdirektorin! Eingebuchtet wie der Freiherr von der Trenck in dem einen Film.
    Als die Weihnachtsferien zuendegingen, kaufte ich mir von meinem Geld bei Ceka zum Trost eine Langspielplatte von Insterburg & Co.
    Vergessen wir das Leben, das a-hach so-ho harte:
    Herzlichen Glückwunsch zur Ei-hin-tri-hitts-karte!
    So großartig ging das schon los. Hätte mich auch gewundert, wenn von dieser Truppe gar nichts mehr gekommen wäre. Auf der Platte sang Ingo Insterburg:
    Im Sex-Shop stand eine Atrappe,
    Die war aus Gummi und nicht aus Pappe.
    Sie kostete a-hachtzig Mark.
    Ich stach hinein, der Knall war stark.
    Scharf fand ich auch das Lied von Peter Ehlebracht und Karl Dall über den Urlaubsort Benidorm:
    Mein Scheckheft und das Handgepäck ließ ich bei dir zurück,
    Du schöne schwarze Spanierin, du warst mein Urlaubsglück.
    Ganz leis hast du geflüstert mir zärtlich in das Ohr:
    »Der Franco badet blanco ...« Das kam mir spanisch vor.
    Mit der Spanierin hatten sie’s in Benidorm offenbar wie die Wilden getrieben:
    Dann kamst du aufs Hotel zu mir, ich sollte dich verführen.
    Wie war mein Zimmer doch so eng. Wir stießen an die Türen.
    Von draußen kam der Krach herein vom nahen Aeroporto,
    Die Spantax in den Himmel stieß, sie brachte Rentner forto.
    Die Platte war klasse, von vorne bis hinten. Es gab auch ein Lied, in dem Karl Dall Ingo Insterburg lobte und dafür von ihm verarscht wurde. Zuerst Karl Dall:
    Der Ingo ist ein Heiliger,
    Seht an ihn, es ist wahr.
    Und dann Ingo Insterburg:
    Der Karl ist ein Langweiliger,
    Sieht aus wie ein Clochard.
    Dazu mußte man wissen, daß Karl Dall tatsächlich etwas sonderbar aussah mit seinem Triefauge, der Halbglatze und der zotteligen Nackenmatte. Und weiter ging’s:
    Der Ingo hat ein reines Gesicht,
    Wie hell ist seine Stirne.
    Der Karl, das ist ein armer Wicht
    Mit Fransen um die Birne.
    Erst im letzten Vers zahlte es Karl Dall dem Chef der Combo heim:
    Der Ingo ist im Herzen rein,
    Im Kopf ist er ein dummes Schwein!
    So prima, wie sie angefangen hatte, hörte die LP auch wieder auf, mit einem wilden, von Karl Dall geschmetterten Song, der einer gewissen Barbara gewidmet war:
    Und wenn wir mal älter werden,
    Wird zwischen uns nichts kälter werden,
    Du wirst eine schöne Oma sein ...
    Wir wer’n viele Enkel haben,
    Die uns dann zu Grabe tragen,
    Das wird die Erfüllung sein ...
    Diese Platte war sowas von klasse. Bombig war die. Astig. Spitze. Diese Großinvestition hatte sich rentiert, schon beim ersten Anhören.
    Und dann saß man wieder in der Schule. William the Conqueror and the Battle of Hastings. Weil der Eroberer aus der Normandie gekommen sei, hätten viele französische Lehnwörter Eingang in die englische Sprache gefunden: aid, prison, prince, uncle, symbol, judge und money. Und das nur wegen einer Schlacht, die vor mehr als neunhundert Jahren stattgefunden hatte.
    In Deutsch war Briefeschreiben Thema. Wie die Menschen früher an ihre Feudalherren gerichtete Bittschreiben unterzeichnet hätten: In tiefster Ehrfurcht verharret Euer Kaiserlichen und Königlichen Majestät alleruntertänigster Diener Sowieso. Oder: Genehmigen Euer Exzellenz die Versicherung meiner vorzüglichen Hochachtung, mit welcher ich die Ehre habe, mich zu zeichnen als Euer Exzellenz allergehorsamster Icks Ypsilon. Da hatte man’s ja heutzutage doch etwas leichter.
    Geschraubt klangen auch manche alten Gedichte, die der Wolfert im

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