Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
Termin in Hollywood, da treffe ich mich mit Alfred Hitchcock und John Wayne. Die wollte ich schon lange mal zusammenbringen, denn es gibt ja noch keinen Hitchcock-Film mit John Wayne, und ich hab mir eine Story ausgedacht, in der es darum geht, daß ein texanischer Pferdezüchter auf seiner Ranch eine Ölquelle entdeckt und sich gegen die Mafia wehren muß ...«
»Da hast du’s ja weit gebracht«, würde Michaela mir antworten, und dann würde sie nach hinten umsehen und mich fragen: »Sag mal, kann ich offen sprechen?«
»Selbstverständlich«, würde ich erwidern, und Michaela würde anfangen zu weinen und nach und nach mit der Wahrheit herausrücken, daß der Niebold ein Versager sei, auf der ganzen Linie ...
»Ich habe immer nur dich geliebt, Martin«, würde Michaela wimmern, doch ich würde ihr Einhalt gebieten und sagen: »Es hätte einen guten Zeitpunkt für unsere Liebe gegeben, Michaela. Sieh mich an! Ich will ganz ehrlich zu dir sein: Ich liebe Annette Spengler, und ich glaube, daß diese Liebe größer ist, als die zwischen dir und mir jemals hätte werden können.«
Aus Verzweiflung würde Michaela Vogt mir daraufhin mit den Fäusten auf die Brust trommeln und schluchzend zusammenbrechen.
Tja, die Weiber! Aus denen wurde man einfach nicht klug.
Der Ruffhold stellte in WuN die These auf, daß Eltern kein schlechtes Gewissen zu haben brauchten, wenn ihnen bei der Erziehung mal die Hand ausrutsche, denn Kinder müßten lernen, daß es Grenzen gebe: »Und wer nicht hören will, muß fühlen, so ist das nun mal. Oder so sollte es jedenfalls sein ...«
Das wollte ich nicht so stehenlassen. Ich sagte, daß jede Ohrfeige eine kleine Gehirnerschütterung auslöse, und da wurde rings um mich herum losgelacht, und zwar schallend, und dieses hämische Gewieher war beinahe schlimmer als ’ne echte Ohrfeige.
Von da an sagte ich in WuN überhaupt nichts mehr.
Nachdem ich mir Sam Peckinpahs Spielfilm »Convoy« angetan hatte, kamen mir so einige Bedenken: Ob der das Eintrittsgeld wert gewesen war? Die Handlung bestand in einer einzigen langen Verfolgungsjagd zwischen niederträchtigen Bullen und renitenten Lastwagenfahrern, wobei es mächtig schepperte und krachte. Einmal war in Zeitlupe zu sehen, wie sich ein besonders dicker Laster in voller Fahrt auf die Seite legte, und zwischendurch bestärkten sich die bärbeißigen Lkw-Fahrer gegenseitig per Funk in ihrer Entschlossenheit, immer doller aufs Gaspedal zu treten, der blöden und korrupten Verkehrspolizei zum Trotz.
Die Hauptrolle spielte Kris Kristofferson, der ziemlich genau so aussah, wie ich ihn mir vorgestellt hatte, als mir sein Name zum ersten Mal begegnet war, auf der Hülle meiner LP von Joan Baez, die seinen Song »Help Me Make It Through the Night« nachgesungen hatte.
Let the devil take tomorrow, Lord, tonight I need a friend ...
Mittwoch war wieder Göde-Tag. Vier Stunden am Stück! Wie sollte man das überleben?
Einer wollte das Fenster aufhaben, wegen der schlechten Luft, aber der Riegel klemmte, und es meldeten sich auch welche, die das Fenster lieber zuhaben wollten.
»Schlagen Sie doch die Scheibe ein«, sagte die blöde Göde. »Dann ist das Fenster auf und zu!«
Und dann fing der Unterricht an.
Qu’est-ce que c’est le tiers état?
Das hatte sich im Januar 1789 der französische Abbé Emmanuel Joseph Sieyès gefragt. Was ist der dritte Stand? Zum dritten Stand hatten damals in Frankreich die Leute gehört, die kein Mitspracherecht besaßen und immer nur schuften durften, für den Klerus und für den Adel und dessen luxuriösen Lebenswandel.
Der Philosoph Jean-Jacques Rosseau hatte schon ein paar Jahre zuvor den Gedanken der Volkssouveränität entwickelt. Dafür war’s ja wohl allmählich auch mal Zeit gewesen, nach soundsoviel Jahren, in denen die gesellschaftliche Hierarchie als gottgewollt gegolten hatte: Auf den Feldern schufteten die rechtlosen menschlichen Arbeitsbienen, und in den Schlössern machten sich die blaublütigen Drohnen ein süßes Leben mit Musik und Tanz und Heiteitei.
Am Nachmittag stattete Ralle mir einen Besuch ab. Wir spielten Schach, und ich hätte mich in den Arsch beißen können, als ich übersehen hatte, daß Ralle mir meine Dame abknöpfen konnte, nachdem ich mit einem lahmen Läuferzug meinen König gedeckt hatte.
Ralle blickte aber auch nicht immer durch. Am Ende jagte er meinen König mit seiner Dame und einem Springer sinnlos im Kreis herum, ohne darauf zu achten, daß ich einen Bauern zu
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