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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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täte es mir leid.
    »Welche Position wär dem denn lieber?« fragte Andreas Pohl.
    »Der will überhaupt keine Position«, sagte Hermann. »Der will, daß wir alle Angst haben sollen, und zwar vor jeder Position im vorehelichen Geschlechtsverkehr.«
    In einem anderen Brief hieß es:
    Der Porno-Comic ist einfach die Höhe! Ihr scheint Euch rücksichtslos über die Interessen der Schüler hinwegzusetzen.
    »Stimmt«, sagte Hermann. »Die interessieren sich nicht für Sexualität! Man merkt das ja schon, wenn man hier die philosophischen Abhandlungen an den Toilettenwänden liest!«
    Der Brief ging noch weiter:
    Unter einer Schülerzeitung stellt man sich normalerweise ein Medienorgan der Schule vor, das sachliche Schulprobleme erörtert und auch zur Unterhaltung der Schüler beiträgt. Ich glaube aber nicht, daß es Aufgabe einer Schülerzeitung ist, seine Leserschar
    (Seine? Tatsache, da stand »seine«)
    darüber aufzuklären, wie man Sex betreibt und welche Verhütungsmittel man anwenden kann. Es ist außerdem schade, daß die Redaktion nicht Rücksicht auf die Schüler der Mittelstufe nimmt, die doch noch überhaupt nicht von diesem Komplex Liebe/Sex betroffen sind und wahrscheinlich auch nicht die ganze Tragweite des in Eurer Schülerzeitung abgedruckten Porno-Comics erfassen können.
    Da lachten ja die Hühner. Auf welchem Planeten lebte der denn?
    Und wer war das überhaupt? Heiko Butterwegge – nie gehört. Auch Hermann und Andreas kannten den nicht.
    Was sollte denn an dem Comic pornographisch sein? Es ging doch nur um das Problem, das richtige Verhütungsmittel und einen geeigneten Ort für das erste Mal zu finden, und was dann unter der Bettdecke passierte, war gar nicht zu sehen. Davon hatte dieser Heiko Butterwegge nur geträumt, und jetzt beschwerte er sich bei uns über seine feuchten Träume.
    Auch von einer ganzen Klasse hatten wir einen Brief gekriegt:
    Wir Schüler der Klasse 8.4 möchten eine Kritik über den Aufklärungsartikel aus der letzten »et cetera« schreiben. Wir finden, daß das Thema Liebe in der Schülerzeitung ins Lächerliche gezogen wird. Liebe ist dort etwas Käufliches.
    Wieso? Weil der Preis verschiedener Verhütungsmittel genannt worden war oder warum? Noch ganz dicht?
    Es kommt dabei gar nicht auf die Gefühle an, sondern auf die körperliche Befriedigung.
    Von der die Klasse 8.4 offensichtlich keine hohe Meinung hatte.
    Es wird so getan, als wenn es etwas Alltägliches wäre, wenn man mit 15 bis 16 Jahren miteinander schläft. Die jüngeren Schüler, die noch nicht richtig aufgeklärt sind, werden auch ziemlich geschockt.
    Diese ziemlich geschockten Schüler hätte ich gern mal gesehen.
    Viele bekommen einen falschen Eindruck von einer Freundschaft. Es ist unverantwortlich, solch etwas in die Schülerzeitung zu setzen. Außerdem finden wir es nicht gut, daß irgendwelche Leute aus der Oberstufe uns aufklären wollen, als ob wir blöde wären.
    Ja, was wollten sie denn nun, diese Achtklässler? Waren sie sie wirklich naiv, daß wir ihnen mit dem Comic einen Schock versetzt hatten? Oder so aufgeklärt, daß sie es als Beleidigung empfanden, über Verhütungsmittelpreise informiert zu werden?
    In einem anderen Brief appellierte ein besorgter Familienvater an unser Gewissen.
    Um es gleich deutlich zu sagen: Ich finde den Comic primitiv. Der einzige tröstliche Satz ist wohl der letzte: »Aber wir wissen auch, daß andere Leute ganz anders darüber denken.« In der Tat kann man über Sexualität auch noch anders denken, in ihr auch noch etwas anderes sehen als den mechanischen Ablauf menschlicher (Zwangs-)Handlungen aufgrund der Kenntnis bestimmter Techniken und biologischer Zusammenhänge. Hat Liebe nicht auch etwas mit Behutsamkeit, mit Wartenkönnen, mit natürlicher Spannung und auch etwas mit Hemmungen zu tun, Hemmungen zum Beispiel, intimste Vorgänge, auf deren Schutz vor den Augen der Öffentlichkeit alle Menschen und besonders Kinder ein Anrecht haben, in einer derart platten, geistlosen Comic-Form auszubreiten? Ich rede hier nicht der Prüderie vergangener Zeiten das Wort, die die Menschen in vielerlei Nöte gestürzt hat. Doch kann ich auch nicht glauben, daß art ungehemmte, ethisch bodenlose Darstellung auch gegenüber Jüngeren rücksichtsvolle und verantwortete Sexualerziehung sein kann. Ich will auch nicht annehmen, daß dieser Geist der Geist der Schule und ihrer Schüler im allgemeinen ist. Sonst müßte ich als Vater befürchten, daß mein eigenes Kind an dieser

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