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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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stadtauswärts, um wieder wild zu zelten. Das Stadtgebiet von Como aber nahm und nahm kein Ende.
    Als wir mal eine Atempause einlegten, kamen mehrere Jünglinge mit spotzenden Mopeds an und bettelten um Bier und Tabak. Danach stockten wir in einem Supermarkt unseren Vorrat an Eß- und Trinkbarem auf und trugen dann logischerweise noch viel schwerer am Gepäck.
    Wer war eigentlich so doof und quälte sich an einem der heißesten Tage des Jahres mit einer Last von brutto sieben mal sieben Pud durch die menschenfeindlichste Stadt Italiens? Wenn nicht gar der Welt?
    Wir ächzten einen Berg hoch, zwängten uns durch stachliges Strauchwerk und entdeckten schließlich ein schmales, angeschrägtes, ungefähr drei Quadratmeter messendes Felsplateau.
    »Hier sollen wir unser Zelt aufschlagen?« fragte Hermann ohne echte Freude.
    »Hast du ’ne bessere Idee?«
    Eine garstigere Lagerstatt hätte sich auch ein Fakir nicht wünschen können. Die Heringe mußten wir in die unregelmäßig gezackten Felsspalten pressen, und die Frucht unserer Arbeit sah einer sturmzerzausten Takelage ähnlicher als einer Notunterkunft für zwei schwitzende Tedesci.
    Das Bier war bald schon wieder alle. Wasser hatten wir auch keins mehr.
    Also schlafen. Bei vierzig Grad Celsius.
    Hermann sagte, er wisse ja nicht, welches Ansehen Como sonst in der Tourismusbranche genieße, doch er bezweifle, daß diese Felsschräge jemals einen Stern im Guide Michelin erhalten werde.
    Es war wie in einem Hochtemperaturreaktor. Nur ohne Kühlaggregate. Im Vergleich mit uns hätte sich selbst Tantalus wie ein Bonvivant gefühlt. Und Hermann sorgte für eine weitere Verschärfung der Krise, indem er im Schlaf nach und nach drei Viertel meiner Liegefläche annektierte.
    Bis zum mittleren Vormittag hatte die Sonne das Zeltklima abermals gewaltig aufgeheizt. Mit spröden Lippen, ausgedörrt, malade und k.o., so lag man da. Mit einem Wort: indisponiert. Draußen knallte die Sonne noch härter, aber irgendwann mußte man halt mal schiffen gehen, und wenn man dann zurück ins Zelt krabbeln wollte, begriff man nicht mehr, wie man vorher darin hatte atmen können. Ein Odeur wie im Pumakäfig!
    Anderswo hätten wir vielleicht noch einen Tag drangehängt. Doch nicht in Como. Und schon gar nicht auf diesem Granitfelsen.
    Während wir das Zelt abbauten, beklagte sich Hermann darüber, daß ich ihn die halbe Nacht mit meinem Zähneknirschen wachgehalten hätte.
    Und was war mit seiner nächtlichen Hegemonialpolitik? In bester Raubrittermanier hatte er meinen Anteil an den gemeinsamen Liegenschaften verkleinert, bis mir zumute gewesen war wie einem Krakauer Würstchen nach der dritten polnischen Teilung. Und da hätte ich nicht leise mit den Zähnen knirschen sollen?
    Am Fuß des Felsens entdeckte Hermann ein halbverrottetes Scheißhaus, in dem sich auch ein Waschbecken mit einem tatsächlich noch intakten Wasseranschluß befand. Wir klatschten uns das Wasser frisch vom Hahn weg ins Gesicht und versuchten dann in ein höherzivilisiertes Urlaubsland zu entkommen. Doch Signor Frustrazione ließ uns nicht so schnell aus seinen Fängen. Drei Stunden standen wir im Sperrfeuer der Sonne an einer Autobahnauffahrt, bis uns jemand mitnahm, und auch das nur bis zur nächsten Abfahrt: Chiasso.
    Immerhin Schweiz. Stabile Währung, Alphörner und Edelweiß!
    Durstig, wie wir waren, kehrten wir mit neuerlich umgetauschtem Geld in eine Wirtschaft ein. Dort empfing uns ein alter Bekannter: Mister Nepp. So hatten wir aber nicht gewettet.
    Hermann wollte mit dem Zug nach Freiburg und Astrid besuchen. Ich fuhr mit bis Luzern, weil das am Vierwaldstätter See lag, in dem ich zu baden plante. Wieder zusammentreffen konnten wir am nächsten Abend auf einem Zeltplatz in Freiburg.
    Einen Zeltplatz fand ich auch in Luzern. Nur mit dem Baden hatte ich kein Glück: Der richtige See lag in weiter Ferne, und das einzige ausfindig zu machende Schwimmbad hatte geschlossen.
    Packte ich mich also ins Zelt und studierte Brinkmann.
    Aus einem Koffer hat einer vom Land sich bereits das Essen herausgeholt und kaut. (Er fraß aus dem Zeitungspapier heraus.) (Tauchte das Gesicht immer wieder in dieses Zeitungsgrau.)
    Das Buch bestand zum großen Teil aus dem, was Brinkmann sich bei seinen Erkundungsgängen durch Rom notiert hatte. Und beim Ausformulieren war er dann immer wieder auf seine Wunschvorstellung vom Landleben in Niedersachsen zurückgekommen:
    Träume von Grünkohl, Pinkelwurst, Schweinerippchen und

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